Warschau. . Nach rassistischen Ausfällen kroatischer Fans und dem Zünden von Feuerwerkskörpern hat die Uefa den kroatischen Fußballverband zu einer Geldstrafe von 80.000 Euro veurteilt. Eine Sperre wurde nicht verhängt. Für dieses verhältnismäßig milde Urteil gab es Kritik an der Uefa.

Kroatien ist nach den rassistischen Ausfällen seiner Fans mit einer überraschend milden Strafe davongekommen. Die Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (Uefa) verurteilte den Verband HNS zu einer Geldstrafe von 80.000 Euro wegen des Zündens von Feuerwerkskörpern und "ungebührlichen Verhaltens der Anhänger (rassistische Sprechchöre, rassistische Symbole)". Weitere Strafen wie etwa eine Sperre wurden nicht verhängt. Es war das erste Uefa-Urteil in einem Rassismus-Fall während der EM.

Welche rassistischen Zwischenfälle genau geahndet wurden, teilte die Uefa nicht mit nicht. Unter anderem die Anti-Rassismus-Organisation FARE, die während des betreffenden Spiels gegen Italien am vergangenen Donnerstag einen Beobachter im Stadion hatte, warf den kroatischen Fans vor, den dunkelhäutigen italienischen Stürmer Mario Balotelli mit Affenlauten verunglimpft und Bananen nach ihm geworfen zu haben. Die französische Nachrichtenagentur AFP hatte der Uefa ein Foto zur Verfügung gestellt, auf dem zu sehen ist, wie ein Ordner eine Banane vom Spielfeld entfernt.

Uefa-Urteil gegen Kroatien stößt auf Kritik

Das Uefa-Urteil stieß unmittelbar auf harte Kritik. "Die Uefa verteilt lächerliche Strafen für Rassismus und richtig fette für vergleichsweise winzige Vergehen", twitterte Rio Ferdinand nur wenige Minuten nach Veröffentlichung des Urteils. Der dunkelhäutige englische Nationalspieler bezog sich damit auf die am Vortag verhängte Strafe gegen den Dänen Nicklas Bendtner. Der Stürmer hatte mit Hilfe seiner Unterhose im Spiel gegen Portugal unerlaubte Werbung für einen Wettanbieter gemacht und war dafür mit einer Geldbuße von 100.000 Euro sowie einem Spiel Sperre belegt worden.

Das Strafmaß des Disziplinarkomitees dürfte auch Uefa-Präsident Michel Platini nicht gefallen haben. Am Tag vor der Urteilsverkündung hatte der Franzose indirekt verdeutlicht, was er von dem Gremium erwartet. "Ich war vor einem Jahr in Kroatien, und ich bin nicht glücklich über Kroatien. Sie haben ein Team, das guten Fußball spielt, aber wenn du ein paar hundert Arschlöcher im Stadion hast - das ist nicht akzeptabel."

Kroatiens Trainer Bilic ist enttäuscht

Damit bleibt Russland an der Spitze der EM-Strafenliste. Der Verband RFS hatte 120.000 Euro Strafe zahlen müssen, zudem erhielt die Nationalmannschaft einen Punktabzug von sechs Zählern auf Bewährung für die kommende EM-Qualifikation. Russische Fans hatten im Gruppenspiel gegen Tschechien Feuerwerkskörper auf den Platz geworfen, illegale Flaggen geschwenkt und zudem Ordner im Stadion attackiert. Rassistische Äußerungen gehörten nicht zu den Vergehen.

Ein deutliche Distanzierung von ihren Problemfans bewahrte die Kroaten möglicherweise vor einer härteren Strafe. Der Verband unterstütze die Uefa bei der Identifizierung von Personen, "deren Verhalten dem Wettbewerb schadet, egal, aus welchem Land sie kommen". Weiter hatte die HNS inständig an die Uefa appelliert, auf eine Strafe, die die Nationalmannschaft betrifft, zu verzichten.

Auch deutliche Worte von Nationaltrainer Slaven Bilic könnten die Uefa besänftigt haben. "Ich bin sehr enttäuscht - als Vater, als Sportsmann und als Kroate, der in einem aufgeschlossenen Land aufgewachsen ist", sagte Bilic: '"Wir dürfen diese Sachen nicht verharmlosen. Wir müssen diese Fans stoppen und für ihr Verhalten bestrafen." (sid)