Danzig. Lange sah es so aus, als würde der große Favorit die Gruppenphase nur auf Rang zwei beenden, doch kurz vor Schluss erlöste Navas den Welt- und Europameister. Sein 1:0 brachte Spanien den Gruppensieg und bedeutete das endgültige Aus für Kroatien.
Titelverteidiger Spanien ist mit etwas Glück ins Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft eingezogen und hat Kroatien den Sprung in die K.o.-Phase verwehrt. Die Spanier setzten sich am Montagabend in der Gruppe C gegen Kroatien 1:0 (0:0) durch und stehen damit zugleich als Gruppensieger fest. Die Mannschaft von Slaven Bilic hingegen rutschte durch die Niederlage und den gleichzeitigen Sieg Italiens gegen Irland (2:0) auf den dritten Rang ab. Vor 39.076 Zuschauern in Danzig erzielte Jesus Navas (88. Minute) den späten Treffer für Spanien. Der Welt- und Europameister trifft nun am Samstag (23. Juni) in Donezk auf den Tabellenzweiten der Gruppe D, der am Dienstag ermittelt wird.
Trainer Bilic hatte seine Mannschaft für das Duell mit dem großen Favoriten Spanien auf zwei Positionen im Vergleich zum Spiel gegen Italien geändert und auf ein etwas defensiveres 4-5-1 umgestellt. Für Dortmunds Ivan Perisic spielte Domagoj Vida, ebenso musste Stürmer Nikica Jelavic auf die Bank. Wolfsburg Mario Mandzukic agierte als einzige Spitze. Spaniens Trainer Vicente del Bosque vertraute hingegen der gleichen Elf, die Irland am zweiten Spieltag der Gruppe C souverän 4:0 geschlagen hat.
Die Partie begann verhalten, die Teams tasteten sich vorsichtig ab. Kroatien hatte im Vorfeld angekündigt, sich nicht verstecken zu wollen und trotz der etwas defensiveren Ausrichtung nahm Bilics Elf das Spiel zumindest in der Anfangsphase offen an, auch wenn die Iberer schnell die Passstatisken zu ihren Gunsten füllten. Die erste Torchance hatte dann auch der Weltmeister. David Silva passte in den Strafraum auf Andres Iniesta, der im Lauf per Außenrist Kroatiens Torwart Stipe Pletikosa überwinden wollte, doch sein Schuss geriet zu schwach.
Spanien im Glück - Strafstoß nicht gegeben
Ab Mitte des ersten Abschnitts dann das gewohnte Bild von Spielen mit spanischer Beteiligung: Der Ball zirkuliert im Mittelfeld, der Gegner steht tief und wartet ab. Kroatien setzte kaum noch Akzente nach vorne, schlug in der Defensive gegen den spielerisch überlegenen Gegner eine ruppigere Gangart an. Die wählte in der 27. Minute auch Spaniens Innenverteidiger Sergio Ramos, als er übermotiviert Mandzukic im eigenen Strafraum per Grätsche zu Fall brachte. Doch der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark, in seinem ersten EM-Einsatz bei Polen gegen Russland noch mit einer tadellosen Leistung, verwehrte den Kroaten einen berechtigten Elfmeter. Spanien hatte in der Folge durch Fernando Torres (23.) und zwei Fernschüssen von Ramos (23.) und Gerard Pique (24.) noch Gelegenheiten zur Führung, ließ es aber insgesamt an Zielstrebigkeit vermissen.
Am Ende jubelt Spanien
Zu Beginn des zweiten Abschnitts bot sich den Zuschauern zunächst das gleiche Bild: Spanien zwar optisch überlegen, aber mit teils ungewohnten Schwächen im Passspiel. Und Kroatien wurde angesichts des Zwischenstandes aus Posen vom Spiel Italiens gegen Irland offensiv mutiger und aktiver. Luka Modric brach eine halbe Stunde vor Schluss auf dem rechten Flügel durch, seine gefühlvolle Außenristflanke fand am zweiten Pfosten den Ex-Schalker Ivan Rakitic, doch der köpfte aus kurzer Distanz genau auf Spaniens Schlussmann Iker Casillas, der mit seiner Parade den Titelverteidiger im Turnier hielt. Navas stellte schließlich mit seinem Treffer den Einzug ins Viertelfinale sicher. (dapd)