München. . Pfiffe der Fans von Bayern München haben erneut Diskussionen um Arjen Robben ausgelöst. Mark van Bommel riet sogar zum Abschied. Unabhängig davon plant der Rekordmeister seine Zukunft. Jupp Heynckes kündigte einige Veränderungen an.

Arjen Robben sprintete mit seinem Rollkoffer und einem süffisanten Lächeln im Gesicht fast durch die Mixed Zone. Es sah schon etwas nach Flucht aus, nachdem ihn die eigenen Fans bei „seinem“ Spiel ausgepfiffen und damit erneut heftige Diskussionen um den 28-Jährigen ausgelöst hatten. Bloß weg hier, dachte Robben - und sich am besten nicht den Mund verbrennen.

Dafür ergriffen seine Kollegen von Bayern München und der niederländischen Nationalmannschaft nach dem 3:2 im „Arjen-Robben-Wiedergutmachungsspiel“ klar Partei für den schon länger umstrittenen Profi. So kritisierte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das Verhalten der Fans in einer offiziellen Pressemitteilung mit: „Niemand hat das Recht, unseren Spieler auszupfeifen“.

Bayerns ehemaliger Kapitän Mark van Bommel sprach von einem „Skandal“ und riet seinem Kumpel, der unlängst erst seinen Vertrag in München bis 2015 verlängert hatte, nach den Ereignissen von Dienstagabend sogar zu einem Abschied vom deutschen Fußball-Rekordmeister.

Niederländische Nationalspieler sind entsetzt vom Umgang mit Robben

„Ich konnte mir nicht vorstellen, dass so etwas bei Bayern passiert. Es ist eine Schande. Ich würde darüber nachdenken, ob ich hier nächstes Jahr noch spielen würde“, schimpfte van Bommel. Für Torjäger Klaas-Jan Huntelaar waren die Pfiffe eines Großteils der 33.000 Zuschauer „nur noch peinlich“, für Khalid Boulahrouz „eine absolute Sauerei. Ich könnte kotzen.“

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Wesley Sneijder will nach Robbens Elfmeter-Fehlschuss im „Drama dahoam“ sogar beobachtet haben, „dass niemand vom Klub ihn in den vergangenen Tagen in Schutz genommen hat. Auf diese Weise schließen sie ihn aus. Wenn es nach mir ginge, dann käme Arjen in diesem Sommer noch zu Inter.“

Selbst Oranje-Bondscoach Bert van Marwijk, der Robben am Freitag im EM-Trainingslager der Elftal erwartet und ihn dort wieder aufbauen will, zeigte sich „sehr enttäuscht über diese skandalöse Behandlung“. Dass Robben anschließend nicht über den Vorfall reden wollte, „kann ich verstehen“, sagte van Marwijk.

In München glaubt man an einen hochmotivierten Robben

Auch von den Bayern erhielt der oft eigenwillige Niederländer „volle Rückendeckung“, wie Nationalspieler Holger Badstuber betonte: „Ich will das mal sagen: Er ist ein super Typ, der sich für jeden in der Mannschaft den Arsch aufreißt. Er ist ein Riesen-Fußballer.“

Das Geschehene sei „erschreckend“ gewesen, „aber es zählt, was in der Mannschaft ist“. Dies unterstrich Bastian Schweinsteiger, als er Robben nach dem Spiel auf dem Platz umarmte. Dass Robben wegen des Pfeifkonzerts, das ihn bei jedem Ballkontakt nach seiner Einwechslung in der 76. Minute begleitete, Konsequenzen ziehen könnte, glaubt Badstuber nicht: „Er wird auch in der nächsten Saison für uns erfolgreich Fußball spielen.“ Auch Sportdirektor Christian Nerlinger ist überzeugt, „dass Arjen nach der EM hochmotiviert zurückkommt“.

Bayern in Umbauphase

Wie die Bayern-Mannschaft dann aussehen wird, ist offen. „Ich glaube nicht, dass wir irgendetwas Verrücktes machen müssen, keine Tabula-Rasa-Veranstaltung“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Bei Trainer Jupp Heynckes klang das dagegen schon eher nach etwas Verrücktem, nach einem Edin Dzeko möglicherweise.

Wir brauchen Qualität. Es ist notwendig, dass wir besser aufgestellt sind. Wir wollen angreifen“, sagte Heynckes der ARD. Man müsse sich etwa Gedanken machen, „ob wir im Mittelfeld noch einen absoluten Topspieler holen“. Auch in anderen Bereichen sieht der 67-Jährige die absolute Notwendigkeit, „dass sich etwas verändern muss“.

Dass auch die Trainerposistion betroffen sein könnte, ist unwahrscheinlich - auch wenn die Antwort von Heynckes auf die Frage, ob er in der kommenden Saison Bayern-Trainer sei, Raum für Interpretationen ließ. „Ich habe Vertrag bis 2013. Wenn sich irgendetwas ändert, werden wir das gemeinsam bekannt geben“, sagte er. Heynckes aber auch, er habe „ganz klare Vorstellungen, wo wir die Stellschrauben anziehen müssen. Ich werde das mit dem Vorstand genau analysieren.“

Bisher haben die Bayern Ersatztorwart Tom Starke (31/1899 Hoffenheim), Verteidiger Dante (28/Borussia Mönchengladbach) und Mittelfeldspieler Xherdan Shaqiri (20/FC Basel) verpflichtet. Mit Stürmer Claudio Pizarro (33/Werder Bremen) sollen sich die Bayern einig sein. Spekuliert wird zudem weiter über den früheren Wolfsburger Dzeko (Manchester City) oder Defensivspieler Javi Martinez von Athletic Bilbao. An Gerüchten um Benedikt Höwedes (Schalke) ist laut Rummenigge nichts dran. (sid)