Köln. . Nach dem 1:4 gegen den FC Bayern München steigt der 1. FC Köln direkt in die 2. Bundesliga ab. Es war ein trauriger Abschied für Nationalspieler Lukas Podolski, der zu Arsenal London nach England wechselt. Die FC-Fans randalierten.

Auch am Tag danach gab Köln noch das angemessene Bild ab: Grau war der Himmel über der Domstadt, es goss in Strömen, und trüb waren die Gedanken bei jenem Fußballklub, der seine Gäste stets mit augenzwinkernder Penetranz „in der schönsten Stadt Deutschlands“ willkommen heißt, der sich beim 1:4 gegen Bayern München aber mit einer besonders hässlichen Fratze aus der Bundesliga verabschiedet hat. Es war der fünfte Abstieg des 1. FC Köln, alle vollbracht seit der Premiere vor 14 Jahren – und es soll einer sein, nach dem beim Geißbockklub kaum ein Stein auf dem anderen bleibt.

„Es wird sehr wichtig sein, dass die Mannschaft ein neues Gesicht bekommt“, betonte Interimstrainer Frank Schaefer, der als Bank-Chef nicht mehr zur Verfügung steht, aber durchblicken ließ: „Ich werde sehr stark am Neuaufbau mitarbeiten.“ Geschäftsführer Claus Horstmann („Ich persönlich werde mich weiter stellen“) will das ebenfalls gerne – auch wenn er zum Szenario Abstieg vor drei Monaten noch beteuerte: „Das wäre eine komplette Zielverfehlung für uns alle, für die wir natürlich auch die Verantwortung tragen würden.“

Krawallmacher rundeten dramatisch schlechtes FC-Bild ab

Sportdirektor Volker Finke und Cheftrainer Ståle Solbakken sind seither geschasst, Präsident Wolfgang Overath hatte seinen Job bereits im November hingeschmissen. „In der Rückrunde haben wir insbesondere auf dem Platz, aber auch daneben die Form eines Absteigers gezeigt“, gab Horstmann offen zu. Ein dramatisch schlechtes Bild, das Krawallmacher auf der Südtribüne nun auf gespenstische Weise abrundeten.

Kurz vor dem Abpfiff wurden dort die ersten Rauchbomben gezündet, dumpfe Böller krachten. Wenig später sah es hinter dem Tor von Bayern-Keeper Manuel Neuer aus wie in der Hölle. Eine explosive Stimmung, die zu eskalieren drohte. Vor beiden Toren zogen Scharen von Polizisten auf, und Schiedsrichter Florian Meyer wies die Spieler an, sofort nach seinem – klugerweise um einige Sekunden vorverlegten – Schlusspfiff den Platz zu verlassen. „Es ist eine Schande, so etwas gehört nicht ins Stadion“, murrte Münchens Mario Gomez.

Allein ein Kölner Trio harrte noch für ein paar Augenblicke in dem Fußball-Inferno aus: Trainer Schaefer, der Trost spendete. Torwart Michael Rensing, der weinte. Und Lukas Podolski, der mit leerem Blick auf die Haupttribüne starrte. Es war der dritte Abstieg des FC-Idols mit Köln, nach der EM wechselt der Nationalstürmer zum FC Arsenal. „Das ist für mich einer der traurigsten Momente der letzten Jahre. Das muss man erst mal verdauen“, sagte Podolski später – als der Einzige unter Kölns Protagonisten, der sich nicht durch den Hinterausgang davon machte.

Der geschlossene Abmarsch durch die Seitentür passte perfekt ins beschämende Gesamtbild der Kölner Mannschaft und ihres Klubs. „Ich habe nur das Schwarze gesehen“ – das waren die Erinnerungen von Übergangs-Coach Schaefer an die beißenden Rauchschwaden im Stadion. Und nebenher die schwermütige Erkenntnis: „Das hatte Symbolkraft für uns.“

Strenge Auflagen für die Zweitliga-Lizenz

Großer Klub ganz klein: Um die Lizenz für die Zweite Liga zu bekommen, müssen die Kölner nun strenge Auflagen erfüllen. „Der Klub steht vor enormen Herausforderungen“, las der vor zwei Wochen neu gewählte Präsident Werner Spinner vom Blatt ab. Übungsleiter Frank Schaefer kam ohne Vorlage aus und erklärte mit matter Stimme: „Das ist ein schwarzer Tag für den 1. FC Köln.“ Pechschwarz, wobei der Verein den Anstrich ganz allein zu verantworten hat. „Bei mir“, sagte Schaefer, „überwiegt das Gefühl, dass es so ein brutal unnötiger Abstieg war..“

Die Exzesse auf der Südtribüne untermalte der Klub übrigens mit dem harmlosen Liedchen „En unserem Veedel“ von den Bläck Fööss. Ein durch und durch bizarrer Abstieg – eben ganz im Stil des 1. FC Köln.