München. Der FC Bayern München steht im Halbfinale der Champions League. Nach dem 2:0-Hinspielsieg vor einer Woche gewannen die Bayern auch das Rückspiel gegen Olympique Marseille mit 2:0. Ivica Olic erzielte beide Tore für die Münchener, die nun wahrscheinlich auf Real Madrid treffen.
Draußen vor der Arena haben die Aufbauten für das Finale am 19. Mai längst begonnen. Auf dem Busparkplatz wird bereits gewerkelt, und auch drinnen wurden die Spieler des FC Bayern beim Einlaufen an das große Ziel erinnert, wohin sie der Weg in der Champions League führen soll. Durch einen Bogen mit der Aufschrift „Road to Munich“ liefen sie auf den Platz und verabschiedeten sich nach 90 überwiegend einseitigen Minuten zielsicher in Richtung Halbfinale.
Ivica Olic (13./37.) hatte beide Tore beim 2:0 (2:0) im Viertelfinal-Rückspiel gegen Olympique Marseille erzielt und den FC Bayern damit schnurstracks in den Elitezirkel der letzten Vier geschossen, dem sich die Münchner durch das 2:0 im Hinspiel ohnehin schon weit angenähert hatten. In zwei Wochen werden sie nun an gleicher Stelle aller Voraussicht nach Real Madrid empfangen, das heute nach dem 3:0 im Hinspiel bei Apoel Nikosia ebenfalls ungefährdet das Halbfinale erreichen dürfte.
Bayern-Stürmer Olic empfiehlt sich bei Nationaltrainer Bilic
Die Frage vor dem Spiel, ob der so gut wie sichere Einzug ins Halbfinale überhaupt noch schiefgehen könne, war rasch beantwortet. Zwar hatte Marseille durchaus die Chance zu frühen Führung, als Benoit Cheyrou Holger Badstuber tunnelte und Jeremy Morel mit seinem anschließenden Abschluss an Manuel Neuer scheiterte. Doch schon im Gegenzug waren die geringen Hoffnungen des französischen Tabellenneunten so gut wie endgültig dahin. Franck Ribéry brach auf ungewohntem Terrain halbrechts durch, passte nach innen und jubelte Augenblicke später mit Olic, der zur beruhigenden Führung eingeschoben hatte.
Nach dem deutlichen Resultat im Hinspiel vor einer Woche waren damit alle Zweifel ausgeräumt, erst recht, als Olic noch vor der Pause zum zweiten Mal getroffen hatte. Der nach der Rotationspause in Nürnberg wieder auf seine linke Seite zurückgekehrte David Alaba leitete einen Konter über Ribéry ein, sprintete über die gesamte Platzlänge bis zur Grundlinie und bediente nach erneutem Zuspiel Ribérys den in der Mitte eingelaufenen Olic. Die beiden Tore waren eine schöne Empfehlung des Kroaten an seinen Nationaltrainer Slaven Bilic für die EM, nach der sich Olic wohl dem VfL Wolfsburg anschließen wird.
Die Einstellung der Münchner hatte also gestimmt, wie Trainer Jupp Heynckes zuvor in einer Mischung aus Hoffnung und Versprechen in Auftrag gegeben hatte. „Wir wollen nichts mehr anbrennen lassen und werden genauso auf Sieg spielen, als wenn wir 1:1 gespielt hätten. Da werden wir keinen Unterschied machen“, hatte er gesagt. Seiner Ankündigung, eine Mannschaft zu formieren, „die gewisse Garantien hat, das Spiel zu gewinnen“, war allerdings die erwartete Rotation gefolgt.
Heynckes verzichtet auf Robben und Gomez
Heynckes verzichtete von der Stammelf auf Arjen Robben und zunächst auch auf Mario Gomez, der erst in der 74. Minute für Olic ins Spiel kam und nur noch wenig Zeit hatte, um Lionel Messi nach Toren auf den Fersen zu bleiben. Für Robben und Gomez hatten Anatolij Timoschtschuk und Olic begonnen. „Das ist keine Rotation“, ließ Heynckes vor dem Anpfiff wissen. Robben habe muskuläre Probleme und Gomez Rückenbeschwerden. Die Hereinnahme Rafinhas für Thomas Müller direkt nach dem 2:0 durfte zumindest als Schutz vor einer möglichen Sperre verstanden werden, wenngleich eine leichte Oberschenkelverhärtung als Grund angegeben wurde. Müller, Luiz Gustavo, Toni Kroos und Jerome Boateng, jeweils bei einer weiteren gelben Karten gesperrt, standen dagegen allesamt von Beginn an auf dem Platz, blieben aber ohne Verwarnung. Allerdings handelte sich Alaba seine zweite gelbe Karte ein, er wäre nun ebenfalls bei einer weiteren für ein Spiel gesperrt.
Die Bayern konnten sich auch die Einwechslung von Danijel Pranjic für Kroos gut leisten, da Olympique ohnehin nicht mehr für eine mittlere Sensation in Frage kam. In einem nicht gerade idealen Klima waren die Franzosen nach München gereist. Zu der anhaltenden Formschwäche und der Debatte um Trainer Didier Deschamps hat sich nun auch noch eine offenbar erhebliche finanzielle Schieflage des Vereins gesellt. Das überraschte in Südfrankreich zwar niemanden besonders. Doch dass OM die Saison mit angeblich 22 Millionen Euro Defizit abschließen wird und laut Gerüchten Probleme hat, die Monatsgehälter der Spieler für den Mai zusammenzukratzen, war dann doch ein bisschen heftiger als erwartet. Die Stimmung der Franzosen war in München nicht besser geworden.