München. Vor dem Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Olympique Marseille ist der FC Bayern München geht es auch um die Franzosen - aber nur nebenbei. Denn die Münchener interessieren sich mehr für Arjen Robben, Dante und den möglichen Halbfinal-Gegner Real Madrid.

Der FC Bayern wäre ja nicht der FC Bayern, wenn es nicht jeden Tag neue Aufregungen gäbe. Sogar am Tag vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Olympique Marseille (Dienstag, 20.45 Uhr, Sat.1 und im DerWesten-Ticker) schafft es der Rekordmeister mit spielerischer Leichtigkeit, andere Themen in den Vordergrund zu rücken. Als da wären: Kommt Gladbachs Verteidiger Dante oder nicht? Verlängert Arjen Robben seinen Vertrag bis 2015? Beides sind Schlüsselpersonalien für die Bayern, beide Spieler würden wesentlich dazu beitragen, den Kern einer Mannschaft für die nächsten Jahre zu formen, die sich in der Bundesliga wohl viel länger und viel ernsthafter mit Borussia Dortmund wird auseinander setzen müssen, als den Bayern lieb ist. Und ja, Olympique Marseille gibt’s auch noch.

Aber das Duell um den Einzug ins Halbfinale der Champions League verkommt angesichts des souveränen 2:0-Hinspielerfolgs auf französischem Boden zur Randnotiz.

Robben ist im Bayern-Puzzle ein zentrales Stück

Eine Hauptrolle dagegen spielt im Münchner Frühling immer wieder Arjen Robben, der im Gleichklang mit der Natur aufblüht. Das war 2010 so, als Robben die Bayern fast alleine zur Meisterschaft und ins Finale der Champions League schoss. Es ist 2012 ganz ähnlich, dabei stand der 28-jährige Niederländer noch vor ein paar Wochen im Mittelpunkt einer Egoismus-Debatte. Nach einer Vorrunde, in der er wegen einer Schambeinentzündung und anderer Blessuren nie richtig in Tritt gekommen war, suchte er im Winter seine Form. Robben leidet, wenn er nicht so Fußball spielen kann, wie er es gewohnt ist. „Das war keine schöne Zeit“, gibt er heute zu.

Dabei ist dieser Tempo-Dribbler im Bayern-Puzzle für die kommenden Jahre ein ganz zentrales Stück. Man registriert in München schließlich akribisch, wie jung und geschickt sich der neu erwachsene nationale Rivale Borussia Dortmund aufstellt. Im Kern hat der BVB eine ganze Gruppe von hochklassigen Talenten an sich gebunden, die einerseits den Bayern das Leben jetzt schon schwer machen und die attraktiv genug spielen, um einen überragenden Kicker wie den Gladbacher Marco Reus nach Dortmund zu locken – trotz einer Bayern-Offerte. Und andererseits scheint diese Dortmunder Combo ihren Zenit noch gar nicht erreicht zu haben.

Die Bayern werden diesen Weg auch künftig eher nicht gehen, sie bauen weiter auf ihre konkurrenzlose Finanzkraft und suchen deshalb arrivierte Spieler. Wie Arjen Robben. Der fühlte sich zuletzt von Trainer Jupp Heynckes ungerecht behandelt. In der aktuellen Ausgabe des niederländischen Sportmagazins „Nusport“ wird er zitiert, es sei „eine Todsünde, dass ich schon nach drei Spielen nicht mehr die Chance bekommen habe, meinen Rhythmus zu erlangen“. Heynckes hatte Robben zu Beginn der Rückrunde früh auf die Bank gesetzt. Aber weil Robben längst den Spaß wiedergefunden hat und Heynckes Probleme sanft moderiert, berichtet unter anderem die Bild-Zeitung, dass Robbens Vater Hans, der seinen Sohn in Sachen Karriereplanung berät, Ende April zu abschließenden Gesprächen mit den Bayern-Bossen an die Isar kommen werde. Dann soll Robben bis 2015 verlängern.

Alles längst fixiert?

Dante bestätigt nichts

So bliebe den Bayern ein Kern-, ein Prunkstück ihrer Offensive. Dass den Rekordmeister nach wie vor hinten der Schuh drückt, streitet ernstlich allerdings niemand ab. So kommt wieder und wieder Gladbachs brasilianischer Abwehrspieler Dante ins Spiel. Diesmal verkündete die gewöhnlich gut informierte (und nicht zu irrsinnigen Spekulationen geneigte) „Süddeutsche Zeitung“ den Wechsel. „Alles Wesentliche“ sei längst fixiert. Dante bestätigte auch am Montag nichts, ohne direkt zu widersprechen: „Die Zeitungen schreiben viel, nicht alles muss man glauben.“

Robben, Dante, der sich auf Jahre abzeichnende Zweikampf mit dem BVB – war da nicht noch was? Natürlich. Bayern träumt weiter vom Champions-League-Finale am 19. Mai im eigenen Stadion. Im Halbfinale würde sicher Real Madrid warten, vorher muss noch Marseille aus dem Weg geräumt werden. Zweifel daran gibt es keine: „Wenn wir konzentriert Fußball spielen, brennt nichts an“, sagt Mannschaftskapitän Philipp Lahm. Und außerdem ist Frühling. Die Zeit von Arjen Robben.