Madrid. Das erste Spiel gegen Atletico Madrid hat Hannover 1:2 verloren. Doch die Entscheidung darüber, wer ins Halbfinale der Fußall-Europa-League einziehen wird, ist noch nicht gefallen. Die 96er leben ihren Traum vom Halbfinale voller Zuversicht weiter. Ihr großer Trumpf: die eigene Heimstärke.
Martin Kind hatte den Schrecken des späten Gegentores als Erster verdaut. "Wir haben uns mit diesem Ergebnis alle Optionen offen gehalten", sagte der Klubchef von Hannover 96 nach dem 1:2 (1:1) im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League bei Atletico Madrid: "Unser Traum vom Halbfinale lebt weiter." Kurz zuvor waren die Profis mit gemischten Gefühlen von Platz getrottet. Ein 1:1 und eine noch bessere Ausgangsposition für das zweite Duell mit den Spaniern am kommenden Donnerstag war schließlich zum Greifen nah.
Doch dann kam Madrids Salvio und ließ 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler mit einem kunstvollen Schlenzer keine Chance (89.). Das Spiel war verloren, ihren Optimismus hatten die Niedersachsen aber schnell zurückgewonnen. "Jetzt haben wir in der nächsten Woche ein richtiges Endspiel", sagte Mittelfeldspieler Konstantin Rausch und Teamkollege Lars Stindl ergänzte: "Direkt nach dem Abpfiff ärgert man sich über so ein spätes Gegentor. Mit ein wenig Abstand ist es aber kein schlechtes Ergebnis. Wir wissen um unsere Heimstärke."
Atletico Madrid bleibt in Favoritenrolle
Tatsächlich liegt die letzte Niederlage vor eigenem Publikum schon über fünf Monate zurück. Ein 1:0 gegen Madrid würde bereits zum Einzug in die Vorschlussrunde reichen. "Aber Atletico geht mit einer Führung ins Spiel. Mit ihren großartigen Einzelkönnern und ihrer Erfahrung sind sie weiterhin der Favorit", warnte 96-Trainer Mirko Slomka. Also heißt es im Rückspiel: Rennen, kämpfen, beißen. Ganz so, wie es in Madrid zumindest im zweiten Durchgang gelang. Vor der Pause waren die Spanier noch in allen Belangen überlegen.
Nach der frühen Führung durch Falcao (9.) vergaßen sie beim Kombinieren, Tricksen, Zaubern jedoch das Wesentliche: Der Ball muss ins Tor. "Da waren wir schon etwas beeindruckt", gestand Slomka. Doch seiner Mannschaft gelang bei ihrem einzigen sehenswerten Angriff der ersten Hälfte gleich ein Treffer. Wieder einmal war es Mame Diouf, der die Hereingabe von Stindl eiskalt verwertete (38.) und mit seinem siebten Treffer im elften Pflichtspiel für Hannover das so wichtige Auswärtstor erzielte.
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Hannover vertraut auf die eigenen Fans
Die rund 3.000 mitgereisten 96-Anhänger jubelten lautstark und gaben den Madrilenen einen Vorgeschmack auf das, was sie in der nächsten Woche erwartet. "Mit unseren Fans im Rücken können wir sicher mehr Druck entwickeln", sagte Slomka. Stürmer Jan Schlaudraff fügte hinzu: "Die Fans werden uns nach vorn peitschen. Wir müssen von Anfang an Gas geben und hinten höllisch aufpassen. Aber wir haben schon gesehen, dass wir überall mithalten können."
Der Ex-Nationalspieler schien die Atmosphäre in den 90 Minuten zuvor regelrecht aufgesogen zu haben. Die Lust auf mehr war trotz des späten 1:2 und einer weiteren Schrecksekunde beim Seitfallzieher des früheren Bundesligastars Diego (90.+3) förmlich spürbar. "Wir wollen diese geilen Abende auch nächstes Jahr erleben. Dafür müssen wir unsere Hausaufgaben in der Bundesliga machen und am Sonntag gegen Gladbach gewinnen", forderte Schlaudraff. Derzeit liegt Hannover in der Bundesliga auf Rang acht. Mindestens einen Platz muss es für die erneute Europa-League-Teilnahme noch nach oben gehen.
Kaum Verschnaufpause für die Spieler
"Da wollen wir wieder hin. Also hat für uns auch das Spiel gegen Gladbach wieder einen sehr hohen Stellenwert", sagte Rausch. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt den Profis aber nicht. Der Flug aus Madrid landete erst gegen 5.00 Uhr am Freitagmorgen. Bis zum Anpfiff gegen die Borussia waren da keine 60 Stunden Zeit.