Madrid. Hannover 96 trifft im Viertelfinale der Europa-League auf den spanischen Club Atlético Madrid. Die Madrilenen sind nicht nur Sieger des Turniers von 2010, sondern international zuletzt auch äußerst souverän aufgetreten. Die Hannoveraner um Trainer Mirko Slomka rechnen sich trotzdem gute Chancen aus.


Keine falsche Bescheidenheit: Hannovers Europapokalhelden planen ihren nächsten Coup und gehen mit jeder Menge Selbstvertrauen in das Viertelfinal-Hinspiel in der Europa League bei Atletico Madrid (Donnerstag, 21.05 Uhr/kabel eins/Live im DerWesten-Ticker). "Wir sind saugefährlich", sagte 96-Trainer Mirko Slomka am Tag vor dem Spiel in Spaniens Hauptstadt: "Ich erwarte, dass wir mutig und frech auftreten, sonst haben wir keine Chance. Sind wir vor dem Tor eiskalt, haben wir die Möglichkeit, ein gutes Resultat zu erzielen."

Hannover fährt "mit breiter Brust nach Madrid"

"Die müssen uns erst mal schlagen", sagte auch der forsche Kapitän Steven Cherundolo, "ein Sieg dort wäre optimal, ein Unentschieden auch noch gut." Und Stürmer Mame Diouf meinte: "Wir wollen Atletico schlagen und noch weit kommen in diesem Wettbewerb."

Aber warum sollten sich die Hannoveraner auch kleiner machen, als sie sind? Schließlich präsentiert sich die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka wider Erwarten sehr stabil, spielt die zweite Saison in Folge auf einem Top-Niveau, hat in der Bundesliga nur zwei Punkte Rückstand auf Platz fünf und ist in Europa seit Ende November ungeschlagen. "Wir fahren mit breiter Brust nach Madrid", sagte Slomka.

3000 Fans werden die Mannschaft unterstützen, der Anhang freut sich nach Trips in die Ukraine und nach Belgien auf eine attraktive Reise. Ein kleines Abenteuer könnte allerdings der Weg zum Stadion Vicente Calderon werden: Ein Generalstreik im öffentlichen Verkehr droht Teile Madrids lahmzulegen. Einige Sonderbusse und der Aufruf zur rechtzeitigen Anreise sollen ein Chaos verhindern.

Madrid zeigt sich international souverän

Auf dem Platz jedenfalls will 96 die nötige Ordnung wahren - der Traditionsklub Atletico war eine der schwierigsten Aufgaben im Lostopf. Zwar kämpft das Team von Trainer Diego Simeone in der Liga noch um die erneute Teilnahme am internationalen Geschäft. International gaben sich die "Colchoneros" (Matratzenmacher) in dieser Saison dagegen keine Blöße. In Zwischenrunde und Achtelfinale gelangen souveräne Heim- und Auswärtssiege gegen den Klub von Nationalstürmer Miroslav Klose, Lazio Rom, und Besiktas Istanbul.

Zudem hat der Klub, der in Madrid im Schatten des großen Rivalen Real steht, absolute Ausnahmekönner wie Stürmer Falcao oder den ehemaligen Bundesliga-Regisseur Diego in seinen Reihen. "Das ist fußballerisch natürlich Top-Niveau. Es ist eine Mannschaft, die wahnsinnig gut kombinieren kann. Es ist aber auch eine spanische Mannschaft, die körperbetont spielt und ein gutes Pressing. Aber sie sind nicht unschlagbar", sagte Cherundolo. Zudem kündigte Simeone am Mittwoch an, dass er Diego, der gerade einen Muskelfaserris auskuriert hat, noch nicht von Beginn an spielen lassen will. Mittelfeldspieler Juanfran glaubt trotzdem an die eigenen Stärken: 'Wir werden unser Spiel machen, und wenn wir es gut machen, werden wir gewinnen. Das wird ein hübsches Duell."

Madrid ist der Favorit - Hannover ist "hungrig auf mehr"

Natürlich ist Atletico, Europa-League-Sieger von 2010, ehemaliger Weltpokalsieger, in diesem Duell der Favorit. Das beweist allein schon ein Vergleich der Marktwerte der Kader. Madrids Spieler sind insgesamt rund 173 Millionen Euro wert, Hannovers Kader nicht einmal halb so viel (76,8 Millionen). Doch zum Glück ist Fußball mehr als ein Zahlenspiel. "Dieses Duell wird auf dem Platz entschieden, auch wenn auf dem Papier vieles für Atletico spricht", sagte Sportdirektor Jörg Schmadtke, "auf uns wartet eine spannende Herausforderung."

Außerdem haben die "Roten" nichts zu verlieren. Mit dem Erreichen des Viertelfinales haben sie ihr Soll mehr als erfüllt. Trotzdem will die Slomka-Elf Hannovers Europacup-Märchen ein weiteres Kapitel hinzufügen. "Das Schöne an dieser Mannschaft ist: Wir sind hungrig auf mehr", sagte Cherundolo. Und Diouf glaubt sogar: "In der Europa League ist alles möglich." - Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Madrid: Courtois - Juanfran, Miranda, Godin, Filipe - Suarez, Gabi - Salvio, Koke - Falcao, Adrian. - Trainer: Simeone

Hannover: Zieler - Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Pander - Pinto, Schmiedebach - Stindl, Rausch - Abdellaoue (Schlaudraff), Diouf. - Trainer: Slomka

Schiedsrichter: Stephane Lannoy (Frankreich)

SID