München. Der FC Bayern München startet als erster Bundesligist in die Rückrunden-Vorbereitung - und reist ins Trainingslager nach Katar. Nationalspieler Bastian Schweinsteiger ist nach seinem Schlüsselbeinbruch wieder fit.

Der Morgen graute noch über München, rötlich schimmerten die Schleierwolken im ersten Sonnenlicht. Für manche dürften die Frühstunden des Montags eine harte Prüfung gewesen sein, trotz des außergewöhnlich hübschen Blicks samt Alpenpanorama. Bastian Schweinsteiger konnte es dagegen gar nicht schnell genug gehen. Vergnügt und überpünktlich hatte der Mittelfeldspieler des FC Bayern den Sonderflug 2570 der Lufthansa zum einwöchigen Trainingslager in Katars Hauptstadt Doha bestiegen.

Und gut vorbereitet war Schweinsteiger auch. Beinahe wortgleich wie Präsident Uli Hoeneß sprach der 26-Jähriger über die Ziele 2012. „In einem Jahr, in dem man das Champions-League-Finale in München hat, sollten wir das Ziel haben, dorthin zu kommen“, sagte Schweinsteiger, „diese Chance hat man nur einmal im Leben. Von daher hat die Champions League ein bisschen mehr Priorität als die Meisterschaft.“

Priorität hat sich verschoben

Hoeneß hatte sich zuvor noch einen Tick konkreter über seine Vorstellungen geäußert, als er vorgab: „Normalerweise sage ich immer, die Meisterschaft ist das Wichtigste. Aber jetzt, wo du ein Champions-League-Finale in München hast, was im Leben eines Profis nur einmal vorkommt, musst du versuchen, möglichst das als Ziel zu haben.“

Die Priorität hat sich verschoben beim FC Bayern. Der 19. Mai, jener Samstag, an dem Europas wertvollster Vereinspokal vergeben wird, beschäftigt den gesamten Klub schon seit 2009, seit feststeht, dass das Finale in diesem Jahr in Fröttmaning stattfinden wird. Von einem Traum war bisher die Rede, vom Wunsch, nicht Zuschauer im eigenen Haus zu sein. Jetzt soll es via Achtelfinale gegen den FC Basel möglichst der Titel sein, Meisterschaft und Pokalsieg stehen etwas zurück – und werden ohnehin erwartet.

139 Tage vor dem Endspiel in der Champions League haben die Bayern nun in Doha den Betrieb wieder aufgenommen. Und auch Trainer Jupp Heynckes wollte wegen der großen Ziele keine Zeit verlieren. Kurz nach der Ankunft im Emirat bat er zur ersten Einheit. Bei gut 20 Grad Celsius und Sonnenschein wird Heynckes den kompletten Kader nun täglich zu zwei Einheiten auf der angeblich über eine Milliarde US-Dollar teuren Anlage „Aspire Academy for Sports Excellence“ antreten lassen. Am Samstag steht in Doha der erste Test gegen Al Ahly Kairo an. Kommenden Dienstag reisen die Münchner zudem zu einem PR-Spiel in Neu-Delhi gegen Indiens Nationalelf, ehe es von dort zurück nach München geht.

Am 20. Januar beginnt mit dem Spiel in Gladbach die Rückrunde. Optimistisch sieht der Tabellenführer dieser auch entgegen, weil er ohne Verletzungssorgen „den Grundstein setzen“ kann, wie Holger Badstuber befand. Schweinsteigers ausgeheilter Schlüsselbeinbruch erlaubt wieder die volle Belastung, wenngleich er sich „ein bisschen rantasten“ müsse, wie er sagte.

Ribery und Robben bereiten sich beschwerdefrei vor

Franck Ribery und vor allem Arjen Robben können sich zudem beschwerdefrei vorbereiten. „Bastian ist ein Schlüsselspieler, eine ganz wichtige Personalie für uns. Und er ist genau wie Arjen wieder bereit. Das ist ein Riesenvorteil“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger, „jetzt wird es ernst, entsprechend werden wir uns vorbereiten.“

Es passte gut zur allgemeinen Aufbruchstimmung, dass sogar Breno trotz des Verdachts der schweren schweren Brandstiftung mitreisen durfte. Das Münchner Landgericht hat die tägliche Meldepflicht vorübergehend ausgesetzt. Für den Brasilianer geht es eher um eine Art Resozialisierung im laufenden Trainingsbetrieb – und weniger um den Champions-League-Titel.