Bochum. Arjen Robben hat Herbstmeister Bayern München mit seinem Last-Minute-Treffer vor einer vorweihnachtlichen Pokal-Blamage bewahrt. Der Niederländer traf für den Rekordchampion im Achtelfinale beim Zweitligisten VfL Bochum in der ersten Minute der Nachspielzeit zum 2:1 (0:1)-Sieg und sorgte dafür, dass die Bayern unterm Weihnachtsbaum weiter von drei Titeln träumen dürfen.
Als die Bayern schon längst in der Kabine waren, feierten die Bochumer Fans immer noch ihre Mannschaft. Sie waren stolz auf ihr Team, das sich im DFB-Pokal gegen den hohen Favoriten so großartig geschlagen hatte – und so unglücklich ausgeschieden war.
In der Nachspielzeit, als sich alle schon auf die Verlängerung eingestellt hatten, traf Arjen Robben für die Bayern zum 2:1-Siegtreffer – und den VfL damit mitten ins Herz. „So brutal ist Fußball“, jammerte Bochums Kapitän Christoph Dabrowski noch auf dem Rasen.
Es war ausgerechnet der Kapitän, der erfahrenste Spieler der gesamten Mannschaft, der die Niederlage mit einem Fehlpass einleitete. „Ich wollte noch mal einen schnellen Angriff einleiten, doch der Pass wird abgefangen“, beschrieb Dabrowski die Szene in der 91. Minute. Die Bayern brachten den Ball zu Robben, und der erzielte das 2:1 – irgendwie typisch für die Münchner.
Dabrowski traurig
„Es tut mir unendlich leid“, sagte Dabrowski, „aber ich bin stolz auf die Leistung der Mannschaft.“ Und das konnte Bochum wirklich sein. Der Zweitligist hatte durch einen Treffer von Giovanni Federico aus der 26. Minute sogar mit 1:0 geführt, ehe Toni Kroos ausglich (52.). Auch der Nationalspieler staunte über den VfL: „Ich hatte gedacht, dass die eher müde werden.“ Und Bayerns Trainer Jupp Heynckes lobte: „Die Bochumer haben uns das Leben richtig schwer gemacht.“
In Bochum haben sie schon immer Wert auf Stil gelegt. Dem Anlass des Tages entsprechend wurden Weißwürste mit süßem Senf serviert – seine Gäste begrüßt der VfL an der Castroper Straße halt standesgemäß.
Doch die Mannschaft trat den Bayern so aufrecht gegenüber, wie es Sportvorstand Jens Todt von seinem VfL erwartet hatte: Auch Trainer Andreas Bergmann dachte gar nicht daran, sein Erfolgsteam der vergangenen Wochen vielleicht dem Gegner anzupassen und womöglich defensiver auszurichten.
Bayern gaben die Richtung vor
Natürlich, die Bayern gaben die Richtung auf dem Spielfeld vor, aber nach gut 20 Minuten bemerkten die Bochumer, dass da durchaus etwas zu machen war.
Christoph Kramer, die Leihgabe von Bayer Leverkusen, tauchte das erste Mal vor Manuel Neuer auf (23.), und nur drei Minuten später nahm das Spiel tatsächlich den vom VfL erträumten Verlauf: Mirkan Aydin setzte sich auf der rechten Seite durch, brachte den Ball scharf vors Tor, wo Giovanni Federico mit langem Bein das 1:0 erzielte. Bochum führte – und die große Frage war: Wie würden die Bayern darauf reagieren?
Nun, zunächst einmal durch einen Kopfball von Arjen Robben, der übers Tor strich. Doch zwei Dinge zeigten, wie sehr der Rückstand den Rekordmeister nervte: Das erste war eine Schwalbe von Robben, der im Strafraum zwar von Marcel Maltritz berührt wurde – danach aber so auffällig unsportlich zu Boden sank, dass Schiedsrichter Michael Weiner dem fliegenden Holländer die Gelbe Karte zeigen musste (42.).
Luxus auf der Bayern-Bank
Das zweite war die Reaktion von Jupp Heynckes: Der hatte nämlich zunächst neben dem angeschlagenen Thomas Müller auch Mario Gomez auf der Bank gelassen, doch beim Pausenrückstand strich er diesen Luxus und wechselte den Torjäger zusammen mit David Alaba ein. Und dieser Wechsel leitete in der 52. Minute die Wende ein, weil Gomez den Ball so genau für Kroos auflegte, dass dieser mit einem Flachschuss zum 1:1-Ausgleich traf.
Freilich: Bochum war auch danach noch ebenbürtig, und so gestand selbst Heynckes, dass der Siegtreffer in der Nachspielzeit „etwas glücklich“ zustande gekommen war. Und sein VfL-Kollege Bergmann? Der wollte erstmal ein Bierchen trinken gehen und sagte: „Wir haben dran geglaubt – die Verlängerung wäre schon eine tolle Sache gewesen.“