Essen. Bittere Pleite für Bayer Leverkusen am letzten Spieltag der 1. Bundesliga vor der Winterpause. Zuhause verlieren sie gegen den 1. FC Nürnberg mit 0:3. Der VfL Wolfsburg schlägt den VfB Stuttgart mit 1:0. Borussia Dortmund holt einen souveränen Sieg beim SC Freiburg.

Für Vizemeister Bayer Leverkusen ist ein turbulentes Fußball-Jahr 2011 mit einer riesengroßen Enttäuschung zu Ende gegangen. Die Mannschaft von Trainer Robin Dutt kassierte nach einer äußerst schwachen Vorstellung eine 0:3 (0:2)-Niederlage gegen den 1. FC Nürnberg und wurde mit einem lauten Pfeifkonzert in die Winterpause verabschiedet.

Noch am Vortag hatte die Champions-League-Auslosung den Leverkusenern in Topfavorit FC Barcelona einen großen Gegner für das Achtelfinale beschert. Es droht aber auch die Abschiedsvorstellung in der Königsklasse für eine gewisse Zeit zu werden, denn mit der dritten Heimniederlage der Saison hat Bayer den Kontakt zu den Spitzenrängen der Fußball-Bundesliga erst einmal abreißen lassen und überwintert mit 26 Punkten nur auf dem sechsten Platz.

1. FC Nürnberg beendet Auswärtsmisere

Daniel Didavi (8.), der frühere Leverkusener Jens Hegeler (22.) und Tomas Pekhart (73.) bescherten dem Club den ersten Auswärtssieg nach zuletzt fünf Niederlagen in der Fremde. Damit schließen die Franken, die am Dienstag noch im DFB-Pokal-Achtelfinale auf die SpVgg Greuther Fürther treffen, die Hinrunde mit 18 Punkten ab.

Vor 29.239 Zuschauern in der BayArena enttäuschten die Gastgeber auf ganzer Linie. Ideenlos in der Offensive und mit haarsträubenden Fehlern in der Rückwärtsbewegung spielten die Leverkusener den Gästen geradezu in die Karten.

So kam die frühe Führung durch Didavi, der nach einem langen Ball von Christian Eigler aus halbrechter Position traf, nicht einmal überraschend. Schon vor dem Treffer hatten Pekhart, der eine Flanke von Didavi verfehlte (2.), und Eigler per Kopfball (7.) erste Gelegenheiten.

Doch ein Weckruf für die behäbig aufspielende Bayer-Elf war das 0:1 keineswegs. Die Nürnberger spielten weiter frech auf und erhöhten nach einer Ecke von Marvin Plattenhardt durch Hegeler gar auf 2:0. Der 23-Jährige hatte zwischen 2006 und 2008 einst für Leverkusen gespielt, den Durchbruch damals aber nicht geschafft.

Beste Bayer-Chance durch Derdiyok

Auf den Durchbruch warteten auch die Bayer-Fans. Die beste Chance der ersten Hälfte hatte dabei noch Eren Derdiyok, der aus 15 Metern dem Nürnberger Schlussmann Raphael Schäfer am Kopf traf. Den anschließenden Abpraller vermochte Michael Ballack auch nicht im Tor unterzubringen (33.). Kurz vor der Pause war es noch Andre Schürrle, der Schäfer mit einem Schuss aus halblinker Position prüfte (43.).

Dutt war gegen Nürnberg wieder zum System mit einem Stürmer (Derdiyok) zurückgekehrt. Zur zweiten Halbzeit korrigierte er seine Marschroute und brachte den früheren Nürnberger Stefan Kießling für Kapitän Simon Rolfes ins Spiel. Außerdem ersetzte Bastian Oczipka den verletzten Tschechen Michal Kadlec.

Besser wurde es zunächst aber nicht. Vielmehr hatte Pekhart die große Chance zum dritten Nürnberger Tor. Doch der Tscheche scheiterte zunächst an Leno, beim Nachschuss hatte Daniel Schwaab in letzter Sekunde noch seinen Fuß dazwischen (54.). Danach waren die Leverkusener zwar optisch überlegen, doch nur selten kamen sie zu Torchancen. Stattdessen schlug noch einmal Nürnberg eiskalt zu. Nach einer Ecke von Plattenhardt traf Pekhart per Kopf und sorgte dafür, dass die Bayer-Fans bereits 15 Minuten vor Schluss in Scharen abwanderten.

Hertha holt trotz Wirbel um Babbel einen Punkt in Hoffenheim

Der Wirbel um Trainer Markus Babbel hat die Profis von Hertha BSC Berlin weitgehend kalt gelassen. Der Aufsteiger holte zum Hinrunden-Ende der Fußball-Bundesliga ein 1:1 (0:1) bei 1899 Hoffenheim und überwintert mit einem relativ dicken Punktepolster auf die Abstiegsränge. Roman Hubik (90.+1) traf für die Hertha, die trotz des Punktgewinns seit mittlerweile sechs Spielen auf einen Sieg wartet, zum Ausgleich.

Der Bosnier Sejad Salihovic (21.) schoss das Tor gegen die Berliner zum 1:0 für Hoffenheim. Die Gäste mussten noch die Rote Karte für Raffael wegen einer versuchten Tätlichkeit verkraften (31.). Auf der Gegenseite wurde Innenverteidiger Isaac Vorsah nach einer Notbremse gegen Hertha-Stürmer Ramos vom Platz gestellt (63.).

Vor dem Spiel hatten verschiedene Medien berichtet, dass Babbel in der Winterpause durch Michael Skibbe ersetzt werden soll. Demnach wäre die Partie im Kraichgau das vorerst letzte Punktspiel der Hertha unter der Regie Babbels, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, gewesen. Am Mittwoch steht für die Berliner noch das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen den Ligarivalen 1. FC Kaiserslautern auf dem Programm.

Der Berliner Manager Michael Preetz wollte die Verpflichtung Skibbes vor dem Spiel nicht bestätigen. 'Vor drei oder vier Wochen hatten wir die Spekulation mit Mike Büskens von Greuther Fürth, dann hatten wir die Spekulation mit Franco Foda von Sturm Graz. Jetzt haben wir die Spekulation mit Michael Skibbe. Mein Statement dazu, und so halte ich es auch mit den ersten beiden: Wir werden es nicht kommentieren und wir werden es insofern auch nicht bestätigen. Wir werden die Winterpause abwarten', sagte Preetz dem Pay-TV-Sender Sky.

Rote Karte für Herthas Raffael

Die 25.550 Zuschauer in der Rhein-Neckar-Arena sahen zu Beginn klar überlegene Gastgeber, bei denen Edson Braafheid, der gesperrte Marvin Compper, Andreas Ibertsberger, Matthias Jaissle und Chinedu Obasi fehlten. Der Kameruner Vorsah (2.), der Brasilianer Roberto Firmino (15.) und der Däne Jannik Vestergaard (16.) vergaben aber hochkarätige Möglichkeiten.

Die schwachen Berliner, die ohne Maik Franz und Andre Mijatovic auskommen mussten, hatten auch im Anschluss nichts zu bestellen. Das vierte Saisontor von Weitschuss-Spezialist Salihovic, der wieder einmal aus der Distanz traf, war die logische Konsequenz. Kurz zuvor mussten die Berliner den verletzten Nikita Rukavytsya durch Tunay Torun ersetzen (15.).

Rund 15 Minuten nach seinem Treffer war Salihovic erneut an einer wichtigen Szene beteiligt. Der Bosnier provozierte den Platzverweis Raffaels. Der Brasilianer wurde von Schiedsrichter Peter Sippel (München) wegen einer versuchten Tätlichkeit an Salihovic des Feldes verwiesen. Salihovic kam mit einer Verwarnung für seine Theatralik davon. In den verbleibenden Minuten des ersten Durchgangs spielten die dezimierten Berliner besser als zuvor in voller Mannschaftsstärke.

HSV verschenkt Sieg gegen Freiburg

Der Hamburger SV bleibt unter seinem neuen Trainer Thorsten Fink weiter ungeschlagen, kam am 17. Spieltag gegen Aufsteiger FC Augsburg aber nicht über ein enttäuschendes 1:1 (0:0) hinaus. Die 48.143 Zuschauer in der heimischen Arena mussten mit ansehen, wie die HSV-Offensive zahlreiche hochkarätige Chancen teils kläglich vergab und sich zum Ende der Hinrunde mit dem sechsten Unentschieden - bei zwei Siegen - in den bisherigen acht Bundesligapartien unter Fink begnügen musste. Torsten Oehrl brachte die Gäste in der 62. Minute überraschend in Führung, Paolo Guerrero konnte allerdings schon fünf Minuten später ausgleichen.

Die Hamburger, die mit ihren Torjägern Guerrero und Mladen Petric sowie den angriffsstarken Mittelfeldspielern Gökhan Töre und Ivo Ilicevic sehr offensiv ausgerichtet waren, begannen stürmisch. Bereits nach sieben Minuten hatte Ilicevic die Führung auf dem Fuß, nachdem er von Nationalspieler Dennis Aogo mit einem Steilpass perfekt geschickt worden war. Doch Augsburgs Torwart Mohamed Amsif klärte zur Ecke. Nach 15 Minuten versuchte es Petric artistisch per Fallrückzieher. Die Richtung stimmte, was fehlte war der Druck, so hatte Amsif keine Schwierigkeiten, den Ball zu fangen.

Augsburger mit viel Glück ohne Gegentor in die Pause

Die Gäste aus Augsburg, die sich nach dem 1:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach vor einer Woche Luft im Abstiegskampf verschafft hatten, kamen anschließend etwas besser ins Spiel, ohne aber zunächst zu Torgelegenheiten zu kommen. Erst nach einer halben Stunde wachte der HSV wieder auf: Nach Vorlage von Ilicevic kam Guerrero aus acht Metern zum Abschluss, doch der Peruaner scheiterte kläglich an Amsif - das hätte die Führung sein müssen.

Im Gegenzug - quasi aus dem Nichts - fast das 0:1. Nach Flanke von Marcel de Jong scheiterten im Gewühl hintereinander Oehrl per Kopf, dann Tobias Werner und Danier Baier mit dem Fuß am gut reagierenden und in dieser Situation etwas glücklichen HSV-Schlussmann Jaroslav Drobny, der wie schon in den vergangenen Wochen ein sicherer Rückhalt seiner Mannschaft war.

Kurz vor der Pause folgte noch einmal eine Drangphase der Gastgeber: In der 43. Minute schickte Petric mit wunderschönem Lupfer Gojko Kacar, doch dessen Volley-Abnahme aus etwa acht Metern war so unplatziert, dass Amsif eher abgeschossen wurde, als dass er den Ball bewusst hielt. Doch die HSV-Offensive setzte in der 45. Minute noch einen drauf: Eine Doppelchance durch Petric und Ilicevic, die aus wenigen Metern abschließen konnten, klärten Marcel de Jong und Hajime Hosogai für den bereits geschlagenen Amsif auf der Linie. Jetzt konnte der FCA froh sein, dass es beim Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Tobias Welz noch immer 0:0 stand.

Oehrl trifft, Guerrero antwortet prompt

Nach der Pause begannen die Hamburger erneut engagiert und kamen zu kleineren Chancen. Richtig aufgeweckt wurde das Hamburger Publikum aber erst in der 62. Minute: Wie aus heiterem Himmel landete ein abgefälschter Schuss von Tobias Werner an der zentralen Strafraumgrenze bei Oehrl, der nicht lange fackelt und aus der Drehung zur Gäste-Führung in die untere linke Torecke traf.

Die Hamburger zeigten sich aber nur kurz geschockt und schlugen umgehend zurück: Fünf Minuten nach dem Rückstand versenkte Guerrero einen Aogo-Freistoß etwas glücklich zum hochverdienten Ausgleich. Der Peruaner traf damit im vierten Heimspiel hintereinander. Sein Treffer reichte aber nicht zum dritten HSV-Heimsieg in Serie und so teilten sich beide Teams, die am Ende das Risiko herausnahmen, die Punkte, was im Abstiegskampf keinem so richtig nach vorne bringt.

VfL Wolfsburg siegt gegen den VfB Stuttgart dank Joker-Tor von Polter

Der VfL Wolfsburg hat in der Fußball-Bundesliga dank Joker Sebastian Polter nach einer verkorksten Hinrunde zumindest für einen gelungenen Abschluss gesorgt. Der Meister von 2009 feierte durch den Treffer des 20 Jahre alten Youngsters zu Hause gegen den VfB Stuttgart einen 1:0 (0:0)-Erfolg und hielt mit 20 Punkten den Anschluss ans Mittelfeld.

Für den VfB Stuttgart hingegen ging es in der Liga weiter abwärts. Nach dem vierten Spiel in Folge ohne Sieg verlor die schwächelnde Meister von 2007 mit 22 Punkten die internationalen Plätzen weiter aus den Augen und verspielte den guten Eindruck aus den ersten Monaten der Saison.

Wolfsburg war vor 25.944 Zuschauern in der VW-Arena nach den vielen Rückschlägen der letzten Zeit der Siegeswille deutlich anzumerken, doch die Niedersachsen agierten lange Zeit zu hektisch und unpräzise. Fehlpässe prägten die Aktionen. Hinten brannte es mehrmals lichterloh, weil die Abseitsfalle nicht funktionierte. Dank großer Laufbereitschaft wurde das Mittelfeld schnell überbrückt, doch der Pass in die Spitze landete oft beim Gegenspieler.

Starker Harnik beim VfB Stuttgart

Stuttgart agierte verhalten, profitierte aber mehrmals von der Leichtigkeit des österreichischen Nationalspielers Martin Harnik. In der 14. Minute ließ der Offensivspieler die komplette VfL-Abwehr stehen und lief allein aufs Tor der 'Wölfe' zu. Doch statt abzuschließen, spielte Harnik noch einmal quer und vergab die Chance. Zwei Minuten später setzte der Ex-Wolfsburger Christian Gentner den Ball nach einem Eckball knapp über die Latte.

In den letzten zehn Minuten vor der Pause legten die Hausherren dann deutlich zu. Stuttgarts Keeper Sven Ulreich musste mehrmals Kopf und Kragen riskieren, um den Rückstand zu verhindern. In der 42. Minute scheiterte Ashkan Dejagah mit einem Distanzschuss. Im Nachsetzen brachte es der unbedrängte Alexander Madlung fertig, den Ball aus fünf Metern am VfB-Gehäuse und den am Boden liegenden Ulreich vorbeizudreschen.

Joker Polter sticht für Wolfsburg

Mitte der zweiten Halbzeit bemühten sich die Hausherren wieder verstärkt um die Führung. Der eingewechselte Hasan Salihamidzic sollte mehr Gefahr bringen, fiel aber kaum auf. In der 66. Minute musste Salihamidzic wieder raus. Für den früheren Bayern-Profi kam Polter, der die Wolfsburger kurz danach mit seinem Treffer erlöste.

Wolfsburgs Trainer Felix Magath hatte die Manschaft nach dem 1:4 bei Werder Bremen im großen Stil umgekrempelt. Innenverteidiger Marco Russ sowie die Mittelfeldspieler Jan Polak, Makoto Hasebe und Koo Ja-Cheol erhielten dieses Mal das Vertrauen von Beginn an. Beim VfB musste Timo Gebhart wegen der vielen verletzten Defensivspieler rechts in der Abwehrkette aushelfen. Vorne kam Nationalspieler Cacau wieder zum Einsatz, blieb aber weitgehend blass.

Bei den Hausherren wussten die einsatzfreudigen Träsch und Dejagah am ehesten zu gefallen, aufseiten der Gäste gehörten Harnik und Ulreich zu den besten Akteuren.

Borussia Dortmund siegt 4:1 in Freiburg

Meister Borussia Dortmund geht als erster Verfolger von Tabellenführer Bayern München in die Winterpause, der SC Freiburg beendet die Hinrunde der Fußball-Bundesliga als Abstiegskandidat Nummer eins. Mühelos mit 4:1 (2:1) gewann der Titelverteidiger sein letztes Punktspiel im Jahr 2011 bei den harmlosen Freiburgern, die sich in der Rückrunde deutlich steigern müssen, wollen sie den vierten Abstieg in ihrer Vereinsgeschichte noch vermeiden. Für die Treffer sorgten Robert Lewandowski mit seinen Saisontoren elf und zwölf sowie Ilkay Gündogan und Kevin Großkreutz. Den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 für den SCF erzielte Jan Rosenthal.