Dortmund. . Stürmer Robert Lewandowski ist bei Borussia Dortmund Torjäger und Vorlagengeber - und aus der Startelf des BVB nicht mehr wegzudenken. Der polnische Nationalspieler spürt bei der Borussia eine neue Verantwortung.
Robert Lewandowski, torgefährlichster Stürmer bei Meister Borussia Dortmund, hat in seinem Leben früh Verantwortung übernommen. In seinen Jugend-Mannschaften war der Pole immer der Talentierteste, der Beste – der Anführer.
Wenn es um die Familie geht, dann wird auch der so große, so wichtige Fußball zu einem unwichtigen Spiel. Und zur Nebensache. Als Robert Lewandowski 16 Jahre alt war, starb sein Vater Krzysztof. Mutter Iwona, Schwester Milena und Sohn Robert standen ohne Familienoberhaupt und ohne Ernährer da. „Die Familie ist das Wichtigste. Und ich war der einzige Mann. Da war es selbstverständlich, dass ich für sie Verantwortung mit übernehme.“ Als Robert Lewandowski das im Interview erklärt, wechselt er vom Polnischen ins Deutsche und schaut dem Gegenüber tief in die Augen. Damals spielte er mit bescheidenem Gehalt in einem kleinen Klub seiner Heimatstadt Warschau. Der talentierte Jungprofi kämpfte und arbeitete sich nach oben. Bis in die „Ekstraklasa“, die erste polnische Liga. Bis in die polnische Nationalmannschaft. Dort gehört er ein halbes Jahr vor der Heim-EM zu den erfahrensten Spielern. Nur zwei Teamkollegen haben mehr Länderspiel-Einsätze als der 23-Jähige, der in seiner Heimat gerade zum „Fußballer des Jahres“ gewählt wurde. „Die Erwartungen sind hoch. Auch und besonders an mich, weil ich beim Deutschen Meister Borussia Dortmund spiele. Aber diese Verantwortung nehme ich an. Das muss ich, das will ich machen“, sagt er.
Auch in Dortmund waren im Sommer 2010 die Erwartungen groß, als der polnische Torschützenkönig nach zähen Verhandlungen für 4,5 Millionen Euro zur Borussia wechselte. Nur saß Lewandowski, der auch immer hohe Erwartungen an sich hat, auf der Bank. Die Fans bejubelten die Tore von Lucas Barrios. Der Pole stand im Schatten des Torjägers, kam aber in 43 von 44 Spielen der Meistersaison zum Einsatz. Lewandowski, der Joker, blieb geduldig, ruhig, mopperte nicht – ganz anders als Barrios jetzt. „Das hat auch keinen Zweck“, sagt er. „Ich habe weiter hart an mir gearbeitet. Und ich wusste, dass meine Chance kommt.“
Eine Chance zu bekommen, ist das eine. Diese Chance auch zu nutzen, etwas ganz anderes. Robert Lewandowski erhielt die Chance, als sich Lucas Barrios im Sommer verletzte. Und er nutzte sie. Zehn Treffer in der Bundesliga. Die Torjäger-Krone durchaus noch im Blick. „Dafür muss ich noch ein paar mehr Tore machen. Aber ich bin ja der Jüngste auf der Liste“, sagt der 23-jährige Profi aus diesem ganz besonderen 1988er BVB-Jahrgang mit den Nationalspielern Mats Hummels, Marcel Schmelzer, Neven Subotic und Kevin Großkreutz.
Lewandowski ist aber nicht nur Vollstrecker, sondern hat auch ein Auge und die notwendige Selbstlosigkeit für die Mitspieler. „Ein Stürmer muss Tore schießen“, hat er einmal gesagt. Er lächelt, wenn er auf diesen Satz angesprochen wird. Und kontert: „Ein Stürmer kann auch Tore vorbereiten. Es ist doch egal, wer das Tor schießt. Hauptsache es fällt.“ Derzeit ist er an der Hälfte aller BVB-Treffer beteiligt. Mit dieser Quote sind in Dortmund die Ansprüche an den Stürmer gewachsen. Das hat er nach dem 1:1 am letzten Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern wieder gespürt. „Ich werde an Toren gemessen“, sagt der ehemalige Joker. Und spürt beim BVB seine neue Verantwortung.
Im Kreise der Familie
Lewandowski hat in dem Spiel gegen Lautern die Latte getroffen. Und eine sehr gute Chance vergeben. Am Samstag in Freiburg will er wieder einen Sieg bejubeln. Wie im Vorjahr, als er im Breisgau eines seiner ersten BVB-Tore erzielte und Dortmund 2:1 gewann. Nach dem Spiel am Dienstag im Pokal bei Fortuna Düsseldorf reist er in die polnische Heimat. Zu Mutter Iwona. Zu Schwester Milena. Dort, wo er sich mit seiner Ehefrau Anna am wohlsten fühlt. „Die Familie“, sagt Robert Lewandowski, „die Familie ist das Wichtigste.“