Essen. Mit Plakaten dieser Größe ist er selbst im Wahlkampf nicht bedacht worden. Mitglieder der Essener Antifa haben Marco D. als Nazi auffliegen lassen. Sein Verein, Union Frintrop, reagiert umgehend und suspendiert den 23-Jährigen.

Abwehrspieler der Dritten Mannschaft (Drittletzter der Kreisliga C) und Trainer der Bambinis - Marco D. spielte im Vereinsleben des Union Frintrop eher eine Nebenrolle. Am Dienstagmorgen jedoch wurde dem 23-Jährigen die ungeteilte Aufmerksamkeit des Klubs zuteil. Aktivisten der Essener Antifa klebten Poster im DIN-A3-Format auf dem Vereinsgelände. Darauf zu sehen: Ein Porträt des Spielers, versehen mit einem Text, der D. outet: "Marco D. ist aktives Mitglied der NPD. Bei den vergangenen Landtagswahlen kandidierte er sogar für die Neonazi-Partei. Er besucht regelmäßig rechtsextreme Kundgebungen und tritt dort als Ordner auf. [...] Zeigen Sie Marco D., dass Neonazis in ihrem Verein nicht erwünscht sind", heißt es auf dem Plakat.

Vorstand macht kurzen Prozess

Der Vorstand machte kurzen Prozess. "Um 17 Uhr hat mich der Platzwart erreicht, um 18.45 Uhr war das Thema durch. Das war eine Geschichte von fünf, zehn Minuten", sagt Günter Droll, Fußballabteilungsleiter der Frintroper. In einem Gespräch teilte der Vorstand D. mit, dass er suspendiert sei. "Er hat uns zwar gesagt, dass er vor einem Jahr aus der NPD ausgetreten sei, aber allein was wir in fünf Minuten Internetrecherche über ihn herausgefunden haben, hat uns schon gereicht. So etwas ist natürlich gerade in der heutigen Zeit überhaupt nicht tragbar", betont Droll. "Er hat das Ganze aber sehr gefasst aufgenommen und eingesehen, dass wir keine andere Wahl haben."

Bei Facebook aktiv

Dass D. Aktivitäten so lange unentdeckt blieben, habe sich schlicht nicht verhindern lassen, glaubt Droll. "Wir können den Leuten nur vor den Kopf gucken. Wir haben viele Polizisten im Verein, ich selbst bin ehrenamtlich in der Gewerkschaft tätig. Aber selbst wenn wir künftig ein polizeiliches Führungszeugnis von unseren Spielern verlangen würden, könnten wir damit nicht ausschließen, dass wir solche Leute sofort ausfindig machen." Einen Tipp habe der Verein ihm aber noch mit auf den Weg gegeben: "Der Junge weiß wahrscheinlich gar nicht, was er tut. Gerade bei potenziellen Arbeitgebern wird er allein mit so einem Facebook-Auftritt keine Chance haben..." Auf der Seite, die für jeden Facebook-Nutzer sichtbar ist, zeigt sich Marco D. als Fan der NPD und gibt seine politische Einstellung als "rechts" an. Zudem zitiert D. einen Text der Rechtsrock-Band "Hassgesang".

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