Essen. Der Berliner Fußball-Sicherheitsgipfel ist zu keiner dramatischen Einschätzung gekommen. Der Verzicht auf Schnellschüsse und das Plädoyer für Prävention klingen nicht aufregend, aber vernünftig. Ein Kommentar.
Die Randale gewalttätiger Dresdner Fans in Dortmund, die Pyrotechnik in den Stadien und die Bedrohung des Magdeburger Spielers Daniel Bauer durch Vermummte – drei Themen, die wenig miteinander zu tun haben. Die aber in der hitzigen Debatte der letzten Wochen zu einer Frage zusammen gemengt worden sind: Ist ein Stadionbesuch noch sicher?
Wenn in dieser Gemengelage ein Sicherheitsgipfel zur Gewalt im Fußball tagt, ist das nicht ohne Fallstricke. Auch diese Runde steht unter dem Eindruck der jüngsten Krawall-Höhepunkte, die hässlich waren, öffentlich aber mitunter behandelt worden sind, als versinke der Fußball flächendeckend in Aufruhr und Chaos.
Zur Verharmlosung besteht bestimmt kein Anlass. Auch Fanvertreter und Gewaltforscher sind sich einig, dass eine gefährliche Entwicklung sich weiter verbreiten könnte: ein – immer noch sehr kleiner – Teil der Ultra-Bewegung versteht Gewalt inzwischen als legitime Form der Fan-Kultur. Und doch: Die Zahlen geben einen flächendeckenden Anstieg von Gewalt im Fußball nicht her. Statistisch geht’s auf dem Oktoberfest gefährlicher zu als im Stadion.
Das mag plakativ klingen. Aber auch der Berliner Sicherheitsgipfel ist zu keiner dramatischeren Einschätzung gekommen. Natürlich gibt es Möglichkeiten, Gewalt mit harten Bandagen zu bekämpfen: In Italien versucht man es mit dem gläsernen Fan, der nur noch mit dem Chip ins Stadion kommt. In England sind die Stehplätze abgeschafft worden, in der Schweiz setzt man auf drastische Strafen. Geholfen hat das alles kaum.
So gesehen ist das Signal aus Berlin bemerkenswert: Der Verzicht auf Schnellschüsse und das Plädoyer für Prävention und Dialog klingen nicht aufregend. Aber vernünftig.