Köln. . Trainer, Spieler und Funktionäre der Fußball-Bundesliga sind schockiert über Selbstmordversuch des Schiedsrichters Babak Rafati. In ihren Reaktionen zeigen sie sich nachdenklich und betroffen. Der Zustand des 41-Jährigen sei stabil, sagte ein DFB-Sprecher.

Nach dem Suizidversuch ist Schiedsrichter Babak Rafati offenbar auf dem Weg der Besserung. "Sein Gesundheitszustand ist stabil", sagte DFB-Sprecher Ralf Köttke. Bereits am Samstag hatte der Referee aus Hannover mit seinen Angehörigen wieder gesprochen.

Unterdessen dauern die Ermittlungen der Polizei Köln weiter an. "Es werden auch noch Zeugen befragt, aber wir gehen weiter von einem Suizidversuch aus. Es gibt keine Hinweise auf ein Fremdverschulden", sagte Polizeisprechrer Andre Faßbender.

Rafati, der das Bundesligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und Mainz 05 leiten sollte, war am Samstag im Kölner Hyatt-Hotel in der Badewanne seines Zimmers mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden worden.

Der Schock in der Bundesliga sitzt tief. Trainer, Spieler und Funktionäre reagierten betroffen auf Nachricht:

Theo Zwanziger (Präsident des DFB): Es ist nicht so einfach zu beschreiben, wenn sie hören, dass Menschen, die in diesem Spitzensport so eine wichtige Rolle haben, plötzlich in die Situation der Ausweglosigkeit kommen. Das heißt, du siehst keine Alternative mehr zum Leben. Das ist etwas ganz Schreckliches. Hier zeigt sich wieder einmal, dass Stärke, die nach außen getragen wird, im Kern eine große Schwäche sein kann. Wir sollten uns alle nicht nur nach dem äußeren Schein richten.

Reinhard Rauball (Präsident des Ligaverbandes): Ich habe nicht geglaubt, dass so etwas möglich ist in einem so nahen Umfeld zu einem Bundesligaspiel. Ich bin sehr froh, dass er nicht mehr in Lebensgefahr ist, dass er noch rechtzeitig gerettet werden konnte. Ich wünsche ihm, dass er diese Krankheit, die er im Moment akut hat, überwindet, dann aber auch die Ursachen beseitigen kann, die ihn dazu veranlassen mussten, eine solche Tat zu begehen.

Herbert Ruppel (Vorstandschef von Rafatis Heimatverein Spvg. Niedersachen Hannover-Döhren): Ich war tief betroffen, weil ich ihn immer ganz anders eingeschätzt habe. Insofern konnte ich mir nicht vorstellen, dass er aus irgendeiner Situation einen solchen Schluss zieht.

"Es ist erschreckend, weil Babak ein guter Freund ist"

Jupp Heynckes (Trainer Bayern München): Das ist natürlich ein Ereignis, das zu denken gibt. Da sieht man, dass besonders Schiedsrichter unter ungeheurem Druck stehen. Das sind Dinge, die einen zum Nachdenken bringen.

Jürgen Klopp (Trainer Borussia Dortmund): Ich bin schockiert wie jeder andere Mensch, der davon erfährt.

Mirko Slomka (Trainer Hannover 96): Ich hatte vor dem Spiel eine kurze Nachricht erhalten, aber ohne nähere Informationen. Wir haben das bei uns im Betreuerstab gelassen. Es ist für uns erschreckend, weil Babak ein guter Freund ist und in der Mannschaft immer gut aufgenommen wurde.

Jörg Schmadtke (Sportdirektor Hannover 96): Ich kann dazu wenig sagen. Man sollte auch nicht anfangen, zu spekulieren, wenn man die Begebenheiten nicht kennt.

Felix Magath (Trainer VfL Wolfsburg): Ich habe es eine halbe Stunde vor der Partie erfahren. Ich glaube nicht, dass die Spieler es mitbekommen haben. Wir haben nicht darüber geredet, weil die Umstände unklar waren und es immer noch sind. Ich war betroffen, Herr Rafati war ein Schiedsrichter, der immer meine Sympathien hatte. Ich hoffe, dass wir ihn bald wieder in der Bundesliga sehen werden.

"Enorme Probleme, bei denen wir ihm jetzt helfen müssen"

Diego Benaglio (Torwart VfL Wolfsburg): Ich habe es unmittelbar nach dem Spiel erfahren. Mir fehlen dafür die Worte. Ich bin schockiert.

Huub Stevens (Trainer Schalke 04): Als ich es vor dem Spiel gehört habe, wollte ich es kaum glauben, dass so etwas passiert ist.

Horst Heldt (Manager Schalke 04): Wir haben es kurz vor dem Spiel erfahren und den Trainer informiert, aber nicht die Mannschaft, weil sich zu dem Zeitpunkt noch alles im spekulativen Bereich bewegt hat. Wir wussten nur, dass sich Babak Rafati das Leben nehmen wollte. Wir waren geschockt und bestürzt. Es war auch nicht einfach für das Schiedsrichtergespann um Knut Kircher bei unserem Spiel. Die Kollegen kennen ihn ja noch näher als wir. Ich habe noch gespielt, als Babak Rafati schon gepfiffen hat und kenne ihn ganz gut. Ich bin geschockt. Ich bin kein Experte, aber wer einen solchen Weg geht, wird enorme Probleme haben, bei denen wir ihm jetzt helfen müssen. Wir sollten aber nicht über die Motive spekulieren, weil wir noch viel zu wenig wissen.

Lewis Holtby (Mittelfeldspieler Schalke 04): Ich habe es gehört, als ich vom Platz gekommen bin und habe eine Gänsehaut bekommen.

Uwe Kemmling (Schiedsrichterbeobachter): Ich muss mich erstmal sammeln, er war ja jahrelang in meinem Team.