Leipzig. Beim DFB herrscht immer noch Ratlosigkeit nach dem Selbstmordversuch von Babak Rafati. Präsident Theo Zwanziger sicherte derweil dem Team des Schiedsrichters jegliche Hilfe zu. Über möglich Konsequenzen äußerte er sich noch nicht.

Mit betretener Miene betrat Theo Zwanziger nach dem Suizidversuch des Schiedsrichters Babak Rafati den Medienraum des Kölner Stadions und suchte sichtlich mitgenommen nach den passenden Worten. "Es ist nicht so einfach zu beschreiben, wenn sie hören, dass Menschen, die in diesem Spitzensport so eine wichtige Rolle haben, plötzlich in die Situation der Ausweglosigkeit kommen. Das heißt, du siehst keine Alternative mehr zum Leben. Das ist etwas ganz Schreckliches", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

"Es ist nicht erklärbar"

Zwanziger hatte seinen geplanten Besuch beim Frauen-Länderspiel in Wiesbaden abgebrochen und war umgehend in die Rhein-Metropole gereist, wo Rafati das Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 hätte leiten sollen. "Hier zeigt sich wieder einmal, dass Stärke, die nach außen getragen wird, im Kern eine große Schwäche sein kann. Wir sollten uns alle nicht nur nach dem äußeren Schein richten", mahnte Zwanziger.

Spekulationen über den Auslöser des Suizidversuchs vermied der DFB-Präsident. "Es ist nicht erklärbar. Ich habe insbesondere mit den drei Assistenten gesprochen, die natürlich fix und fertig sind. Sie saßen am Vorabend noch mit ihm zusammen und haben nichts gemerkt", sagte der 66-Jährige.

Zwanziger will mit Konsequenzen warten

Über mögliche Konsequenzen wollte sich der mit ruhiger Stimme redende, sehr betroffen wirkende Zwanziger nicht äußern, so lange er den Sachverhalt nicht genau kenne. Er sicherte jedoch Rafati und dessen Team jede Hilfe zu, die der DFB gewähren kann.

Auch bei Rafatis Heimatverein, der Spvg. Niedersachsen Hannover-Döhren, herrschte Fassungslosigkeit. "Ich war tief betroffen, weil ich ihn immer ganz anders eingeschätzt habe", sagte der Vorstandschef Herbert Ruppel im Aktuellen Sportstudio. "Insofern konnte ich mir nicht vorstellen, dass er aus irgendeiner Situation einen solchen Schluss zieht."

Rauball zeigt sich erschüttert

Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes, zeigte sich ebenfalls erschüttert. Der Klubchef von Borussia Dortmund hatte als einer der Ersten von der Nachricht erfahren und "war schockiert wie alle in der Bundesliga". "Ich bin sehr froh, dass er nicht mehr in Lebensgefahr ist, dass er noch rechtzeitig gerettet werden konnte", sagte Rauball. "Ich wünsche ihm, dass er diese Krankheit, die er im Moment akut hat, überwindet, dann aber auch die Ursachen beseitigen kann, die ihn dazu veranlassen mussten, eine solche Tat zu begehen."

Bayerns Trainer Jupp Heynckes hielt nach der schockierenden Nachricht einen Moment inne. "Das ist natürlich ein Ereignis, das zu denken gibt", sagte der 66-Jährige. Man sehe, dass besonders die Schiedsrichter unter einem ungeheuren Druck stünden. Das seien Dinge, die einen zum Nachdenken brächten.

Mentor Kemmling beobachte Niedersachsen-Derby

Die Spieler von Bayern München und Borussia Dortmund hatte wenige Stunden vor dem Anpfiff von dem Vorfall erfahren, bei den bereits am Nachmittag begonnenen Spielen liefen die Profis ahnungslos auf. "Ich habe es unmittelbar nach dem Spiel erfahren. Mir fehlen dafür die Worte. Ich bin schockiert", sagte Wolfsburgs Torhüter Diego Benaglio.

Rafatis Mentor Uwe Kemmling saß beim Niedersachsen-Derby gegen Hannover 96 auf der Tribüne. "Ich muss mich erstmal sammeln. Er war ja jahrelang in meinem Team", sagte der Schiedsrichter-Beobachter. Hannovers Trainer Mirko Slomka, der Rafati näher kennt, rang ebenfalls nach Worten: "Es ist für uns erschreckend, weil Babak ein guter Freund ist und in der Mannschaft immer gut aufgenommen wurde."