Düsseldorf. Nationaltorhüter Manuel Neuer war ein Garant für den deutlichen 3:1-Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Mit einer grandiosen Parade bewahrte er seine Mannschaft vor dem Rückstand und leitete zwei Treffer ein.

Die Lobeshymnen auf Manuel Neuer kannten keine Grenzen. Für Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ist die deutsche Nummer eins längst die "Steigerung von Titan", und auch die Teamkollegen in der deutschen Nationalmannschaft schwärmten nach seiner Gala beim 3:1 der DFB-Elf in Istanbul gegen die Türkei vom Bayern-Keeper in höchsten Tönen. "Er ist mit der beste Torwart auf dieser Welt. Er weiß es, und er bestätigt es auch immer wieder", sagte Torschütze Mario Gomez.

1.018 Pflichtspielminuten ist der 26-Jährige, im Sommer von Schalke 04 gekommen, ohne Gegentor, in acht Liga-Spielen musste er nur einmal hinter sich greifen. Was zeigt der 25-Millionen-Mann nun mehr als der Original-Titan Oliver Kahn? Die Spieleröffnung ist das hohe C, was Neuer zu einem Hauptdarsteller im deutschen Weltklasse-Ensemble macht. Er agierte in Istanbul ein wenig wie ein Quarterback im US-Football, der das Spiel vor sich hat. Neuer leitete nach einer Riesenparade mit einem Abwurf und einem langen Pass die ersten beiden Treffer ein.

Weltklasse-Reaktion von Neuer bei Altintop-Chance

Wer anders als seine zahlreichen Klubkollegen im Nationalteam könnten die Qualitäten des Keepers besser beurteilen: "Gegen die Türkei ist das zum ersten Mal richtig aufgefallen. Bei uns hat er viele derartige Situationen eingeleitet, aus denen es aber keine Tore gegeben hat", sagte Schweinsteiger, der weiter meinte: "Die größte Schwierigkeit für einen Torhüter, der nicht viel zu tun hat, ist, den einen Ball zu halten. Die Konzentration zeichnet einen Weltklasse-Torhüter aus."

Manuel Neuer sieht sich als "ein Torwart, der das Spiel schnell macht" und als "mitspielenden Torwart". Nach nur fünf Spielminuten stand im Türkei-Spiel der ehemalige Kollege Hamit Altintop allein vor ihm und versuchte, den Ball ins Tor zu schießen. Neuer stürzte heraus, riss den linken Arm hoch und klärte zur Ecke. "Man muss als Torwart versuchen, dass Tor so klein wie möglich zu machen und nah draufzuschieben. Und dann war es natürlich ein Reflex", erzählte Neuer.

Vorlagen von Torwart Neuer auf Müller und Götze

In der 35. Minute schleuderte der gebürtige Gelsenkirchener den Ball über fast 50 Meter zentimetergenau auf Thomas Müller, der dann den entscheidenden Pass zum 1:0 von Mario Gomez gibt. "Ich habe dem Thomas gesagt, dass der linke Verteidiger immer sehr hoch steht. Ich habe ihm ein Zeichen gegeben", sagte er. Das Gleiche tat Neuer dann mit dem Fuß, der Ball landete über 60 Meter bei Mario Götze, der dann das Tor von Müller vorbereitete (66.). "Der war natürlich gut getroffen, und dass er so ankommt bei ihm, war schön", sagte Neuer.

Neuer greift Trainings-Ideen aus der Leichtathletik auf

Neuer beobachtet genau, bediente sich für sein Training auch in anderen Sportarten. "Ich hatte in der Oberstufe Sportleistungskurs. Da habe ich auch die Wurf-Disziplinen aus der Leichtathletik kennengelernt", sagte er in der Bild am Sonntag. Für die Präzision stellt er auch schon mal Mini-Tore auf Höhe der Mittellinie auf und übt Abwürfe.

Daher kann man nicht mehr von Zufall sprechen. Neuer hat sich seit dem verletzungsbedingten Aus von Rene Adler vor der WM 2010 und der unverhofften Rolle der deutschen Nummer eins in einem atemberaubendem Tempo entwickelt.

Bei der WM spielte er abgeklärt wie ein Veteran, beim 4:1 gegen England im Achtelfinale leitete er mit einem langen Ball auf Miroslav Klose das 1:0 ein und holte später geistesgegenwärtig den Ball von Frank Lampard aus dem Tor zurück vor die Linie. Auch ein Ergebnis des akribischen Trainings. Auf die Frage nach seiner Trefferquote auf die Minitore meinte Neuer: "Kommt auf die Entfernung an. Wenn es fünf Meter sind, wäre ich blöd, wenn ich nicht treffe." (dapd)