Gelsenkirchen. .

Die Polizei will von der an einer Brücke aufgehängten Manuel-Neuer-Puppe nichts gewusst haben. Dabei haben Schalke-Fans die Puppe nach dem Bayern-Spiel gesehen. Polizisten sollen die geschmacklose Schmähung sogar fotografiert haben.

Immer dann, wenn man glaubt, dass der Gipfel der Geschmacklosigkeit schon erreicht worden ist, dann setzt jemand noch eins drauf. Die Polizei Gelsenkirchen jedenfalls hat am Dienstag die Ermittlungen nach einem Unbekannten aufgenommen. Der hängte am Sonntag eine strangulierte Puppe im Manuel-Neuer-Trikot an einer Fußgängerbrücke auf, die über die Adenauerallee führt. Schalkes Pressesprecher Thomas Spiegel hatte dafür nur drei Worte übrig: „Eine widerliche Geschmacklosigkeit!“

Die Brücke befindet sich in der Nähe der Gesamtschule Berger Feld und wird von vielen Fans genutzt, die an Spieltagen ihre Autos in Erle parken. Tausende strömen vor und nach den Bundesligaspielen entlang der Adenauer-Allee und über die Brücke zur Veltins-Arena und wieder zurück.

Nur eine Inszenierung für „Leserreporter“?

Für die Polizei, so Sprecher Guido Hesse, stellt sich zunächst die Frage, wann die Puppe befestigt worden ist. „Wir können nicht ausschließen, dass es sich vielleicht um eine Inszenierung handelt, um sich damit in einem Medium platzieren zu können.“ Der Behördensprecher meint damit die Funktion „Leserreporter“ einer großen Boulevardzeitung, die für bundesweit publizierte Bilder 250 Euro und für regional publizierte Fotos 50 Euros an ihre Leser ausschüttet. Hesse: „Wir haben jedenfalls am Sonntag vor dem Spiel, während des Spiels und nachher bis zum Ende des Einsatzes keine Kenntnis von dieser Puppe gehabt und sind von der Zeitung darüber informiert worden.“

Hass: Neuer-Anfeindungen auf Schalke sorgten bei der Rückkehr des Torhüters mit den Bayern für Aufsehen. Foto: Getty Image
Hass: Neuer-Anfeindungen auf Schalke sorgten bei der Rückkehr des Torhüters mit den Bayern für Aufsehen. Foto: Getty Image © Bongarts/Getty Images

Gegen eine bloße Inszenierung, um Geld abzukassieren, spricht die Aussage eines Schalke-Fans, der sich am Dienstag in der Redaktion meldete und klipp und klar feststellte, dass er am Sonntag eine Stunde nach Abpfiff über die Brücke gegangen ist und die strangulierte Puppe da schon hing. Da darf es schon wundern, wenn weder das Wachpersonal an den benachbarten Parkplätzen noch die eingesetzten Polizeibeamten etwas gesehen haben wollen.

Eingriff in den Straßenverkehr und Beleidigung

Dagegen spricht auch ein Kommentar von User Heiko04 auf DerWesten.de. Er schreibt im Kontext der Diskussion unter dem Artikel „Pöbelkultur unter Fans“ diesen Kommentar: „Hat eigentlich niemand die an einem Strick aufgehängte Manuel Neuer Puppe (Bayern-Trikot, blonde Haare) an der Fußgänger Brücke an der Adenauerallee in Höhe der Gesamtschule Berger Feld gesehen? Als ich am Sonntag um ca. 23.30 Uhr da entlang fuhr, hat die Polizei ein paar Schnappschüsse davon gemacht. Das war geschmacklos...“

Mit dieser Aussage konfrontiert, sagte Polizeisprecher Guido Hesse am Dienstag zur WAZ: „Das halte ich für ausgeschlossen. Wir werden aber auch dem nachgehen.“ Justiziabel könnten nach Meinung der Behörde möglicherweise die Tatbestände „Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr“ und „Beleidigung“ sein. Das aber wolle man noch prüfen lassen.