Gelsenkirchen. . Nach dem Sieg auf Schalke fürchtet Horst Heldt einen Durchmarsch der Bayern. Vorne macht sich selbst das Fehlen von Gomez und Robben nicht bemerkbar, die Abwehr steht stabil wie lange nicht mehr. Die Bayern ernten die Früchte ihrer Transferpolitik.
Beinahe wäre der erste Rekord, den die Bayern in dieser Saison aufgestellt haben, fast untergegangen. Als das Spiel auf Schalke mit dem 2:0-Sieg des Rekordmeisters abgepfiffen wurde, stand fest: Seit acht Pflichtspielen haben die Bayern kein Gegentor mehr kassiert – das ist ein neuer Vereinsrekord. Die bisherige Bestmarke wurde zwischen Dezember 1998 und März 1999 mit sieben Spielen ohne Gegentreffer aufgestellt.
Schalkes Manager Horst Heldt hatte genau beobachtet, wie scharf die Bayern darauf waren, auch diesen Rekord mit nach Hause zu nehmen. Eigentlich eine Nebensächlichkeit, aber trotzdem bezeichnend für ihre große Gier. Früher habe man den Bayern bei so einer Überlegenheit oft Arroganz vorgeworfen, aber nicht mal dies sei jetzt noch zu bemängeln. „Die treten nicht überheblich auf“, sagt Heldt und stöhnt: „Die haben gar keine Angriffspunkte mehr.“
Tatsächlich ist das Gebilde an der Säbener Straße so stimmig wie seit Jahren nicht mehr, und der Grund liegt auf der Hand: Die Bayern haben schon vor der Saison alles richtig gemacht und mit ihren riesigen Möglichkeiten die Schlüsse aus dem Vorjahr gezogen. Bis zu 25 Millionen Euro Ablöse für Torwart Manuel Neuer, geschätzte zwölf Millionen für Innenverteidiger Jerome Boateng und sieben Millionen für Außenverteidiger Rafinha – wer’s sich leisten kann, so viel Geld für neue Spieler auszugeben, der darf damit rechnen, dass er damit die beste Abwehr der Bundesliga bekommt.
„Beängstigend gut“
Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch Manuel Neuer, obwohl sich der Torwart bisher kaum durch spektakuläre Aktionen auszeichnen konnte. Aber jeder Abwehrspieler, der einen so gefestigten Schlussmann hinter sich weiß, wird allein durch dessen Präsenz noch stärker. Abgeschirmt wird dieser mächtige Defensivblock von Luiz Gustavo, der ja im Winter für 18 Millionen Euro aus Hoffenheim kam – daran muss man erst einmal vorbei. „Hinten stehen wir beängstigend gut“, sagt Thomas Müller – beängstigend für den Gegner.
Und vorne wird der FC Bayern gewiss nicht schlechter, wenn die auf Schalke fehlenden Mario Gomez, Ivica Olic und Arjen Robben zurückkehren – der Holländer wird vielleicht schon am Samstag gegen Leverkusen wieder dabei sein. Trainer Jupp Heynckes findet es absurd, dass zuletzt darüber spekuliert wurde, ob die Bayern nicht sogar auf Robben verzichten könnten. Der Flügelflitzer sei einer der besten Spieler, mit denen er je gearbeitet habe – Heynckes nennt ihn „professionell“, nicht eigensinnig. Dass Robbens Fehlen in den vergangenen vier Wochen kaum auffiel, ist allein dem vorzüglichen Kader geschuldet – in dem zum Beispiel Thomas Müller in der Offensive auf allen Positionen eingesetzt werden kann.
Heynckes sieht sein Team auf dem Weg zur Perfektion: „Wir haben noch Luft nach oben.“ Die Konkurrenz darf das als Drohung verstehen. Und sich auf einen Alleingang der Bayern einstellen.