Es ist gerade mal fünf Jahre her, da glaubten sie beim HSV, die Sturmprobleme mit der Verpflichtung des 32-jährigen Ailton („Freibad-Toni“) lösen zu können. „Schnell-Tor-Sieg-Ailton“, sprach der Brasilianer – in 13 Spielen traf er nur drei Mal. Ailton gehörte zu der aussterbenden Gattung der bekennenden Exzentriker.
Menschen, die ihre Macken ausleben, sind heute nicht mehr gefragt. In Augsburg haben sie jüngst den ewigen Rebellen Michael Thurk aussortiert, Monsieur Ribéry zeigt Spektakuläres nur noch auf’m Platz, in Bremen steht Marko Arnautovic auf verlorenem Posten. Alkoholfahrten, Disco-Prügeleien, Liebeserklärungen an Silikon-Brüste, das passt einfach nicht mehr in die Landschaft der netten, angepassten Bürgerkinder, die sich im aktuellen System-Fußball tummeln.
Einen Kollegen wie George Best, der das meiste Geld „für Alkohol, Weiber und schnelle Autos“ ausgab („den Rest habe ich einfach verprasst“), hätten diese folgsamen jungen Menschen freundlich aus der Kabine gemobbt. Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel würde schon bei „verwegenen“ Haarschnitten eine „Empfehlung“ für einen Friseurbesuch aussprechen. Das ist aber – mangels Adressaten – eher eine theoretische Aussage.
Eine Chance haben heutzutage nur die geläuterten Exzentriker. Raúl Bobadilla in Mönchengladbach zum Beispiel. Der Argentinier mit Tattoos von Mama und Papa auf der Brust und von der Jungfrau Maria auf dem Oberschenkel wurde für eine halbes Jahr ins Straflager nach Saloniki geschickt. Danach schwor er, auf ewig ein artiger Profi sein zu wollen, und siehe da, beim 4:1 gegen Wolfsburg feierte er ein glanzvolles Comeback.
Nur so funktioniert’s heute. Das ist aber kein Grund, sentimental zu werden; denn Gott sei Dank geht schöner, aufregender Fußball auch ohne Alkohol und Silikon-Phantasien.
Der Durchbruch gelingt dem jungen Ronaldo beim PSV Eindhoven. Nach der Teilnahme bei der WM 1994 wechselt Ronaldo von Belo Horizonte in die erste niederländische Liga. Zwischen 1994 und 1996 erzielt er in 57 Pflichtspielen 54 Tore. So etwas bleibt nicht unbemerkt.
Für 30 Millionen Mark kauft der FC Barcelona Ronaldo. Dort bleibt er allerdings nur ein Jahr, gewinnt jedoch den Europapokal der Pokalsieger (1:0-Siegtor gegen Paris), wird Torschützenkönig der Primera Division sowie zweimal (1996/1997) zu Europas Fußballer des Jahres gewählt.
Für satte 50 Millionen Mark kauft ihn Inter Mailand aus seinem laufenden Vertrag in Barcelona heraus. In Mailand bleibt Ronaldo fünf Jahre, gewinnt den Uefa-Cup und schießt in 68 Spielen 49 Tore. Allerdings beginnt sein Körper zu streiken. Die Verletzungen häufen sich.
Ende 2001 feiert "El Fenomeno" in der Serie A sein Comeback und bleibt zunächst von Verletzungen verschont. Sehr zum Leidwesen der deutschen Nationalmannschaft. Im WM-Finale 2002 von Yokohama (2:0) schießt Ronaldo ein Tor. Brasilien ist Weltmeister.
Wegen der hohen Star-Dichte wird Real Madrid in dieser Zeit auch "Los Galaktikos" genannt. Ronaldo gewinnt mit dem Club den Weltpokal und wird spanischer Meister. Ab dem Jahr 2006 kann er sich jedoch nicht mehr durchsetzen bleibt 215 Tage ohne Torerfolg und wechselt erneut.
Wieder nach Mailand, dieses Mal allerdings zum AC. Doch sein Verletzungspech bleibt ihm treu. Gerade einmal 20 Pflichtspiele (neun Tore) absolviert er für Milan.
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