Essen. .

Dies ist ein Plädoyer für ein neues Fußballstadion in Essen. Keine leichte Aufgabe, denn Essen pfeift finanziell aus dem letzten Loch, und wer „Stadion“ sagt, wird mit „Kindertagesstätte“ totgeschlagen.

Die Ausgangsposition: Das 1926 erbaute Georg-Melches-Stadion im Essener Norden ist eine Bruchbude, der Viertliga-Fußball, der dort von Rot-Weiß Essen gespielt wird, entspricht diesem Zustand. Der Verein hat Fehler über Fehler gemacht. Viele Politiker haben Vieles versprochen; weshalb bei allen parteipolitischen Spielchen Selbsttore in der Luft liegen. Zuletzt gab es im November 2008 einen positiven Ratsbeschluss und im August 2009 den ersten Spatenstich. Jetzt liegt das Projekt mal wieder auf Eis, weil städtische Insolvenz droht.

Und trotzdem muss das Stadion her! Weil wir nicht in Äthiopien oder im Kongo leben; kein Mensch muss verhungern, weil ein Stadion gebaut wird. Weil das Ruhrgebiet stolz auf seine Fußball-Kultur sein darf; schon deshalb ist der permanente Eiertanz um eine 20000-Zuschauer-Arena in einer fußballbegeisterten 580.000-Revier-Metropole eine Schande.

Weil, wie es der ehemalige Oberbürgermeister Reiniger so schön formulierte, der Stadion-Neubau „die soziale Symmetrie“ fördert. Wer aber die Fans – auf Ruhrdeutsch – mit Spatenstichen verarscht, darf sich nicht wundern, wenn die Zustimmung zum politischen System weiter bröckelt. Essen hat ein wunderbares neues Museum, es wurde mit 55 Millionen von der Krupp-Stiftung erbaut, die ihr Geld dem Schweiß der Arbeiter verdankt.

Schon deshalb wäre eine neue Heimat für den Essener „Spitzenfußball“ fast eine soziale Tat. Meinetwegen auch in der abgespecktesten aller abgespeckten Versionen.