München. In der von Oliver Kahn losgetretenen Debatte um die Führungsqualitäten der Bayern-Kapitäne Lahm und Schweinsteiger hat sich Franz Beckenbauer auf die Seite des Ex-Torwarts geschlagen. Doch andere Fußballgrößen teilen die Meinung des “Kaisers“ nicht.

Als Stefan Effenberg und Oliver Kahn 2001 in Mailand den letzten internationalen Triumph von Bayern München feierten, kickten Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger noch in der Jugend des Rekordmeisters. Am 19. Mai 2012 wollen Lahm und Schweinsteiger aus dem Schatten von Kahn und Effenberg heraustreten. Mit dem Gewinn des Champions-League-Endspiels im heimischen Stadion wollen sich die beiden Nationalspieler nicht nur einen großen Traum erfüllen, sondern auch die Diskussionen um eigene Führungsqualitäten ein für alle Mal beenden.

Vor dem Play-off-Hinspiel zur Champions League der Bayern am Mittwochabend gegen den FC Zürich (20.45 Uhr, Live-Ticker von DerWesten) hatte Kahn die Debatte einmal mehr angestoßen und heftige Kritik an der heutigen Spieler-Generation geübt, die dem 42-Jährigen viel zu glatt ist. Am Mittwoch erhielt der einstige Weltklasse-Torhüter Unterstützung von "Kaiser" Franz Beckenbauer. "Ich kann Kahn verstehen. Unsere Mannschaften haben gerade immer dann Titel geholt, wenn starke Persönlichkeiten auf dem Platz standen, die ihren Mitspielern notfalls in den Hintern getreten und den Erfolg erzwungen haben", sagte Beckenbauer der "Bild"-Zeitung.

"Keiner von diesen Typen wird ein Matthäus"

Zuletzt hatte er bereits angemerkt, dass bei Lahm und Schweinsteiger zwar die Leistung stimmen würde, "vielleicht muss aber ihre Überzeugungskraft noch deutlicher werden". Das Duo würde im Vergleich zu Lothar Matthäus, Mark van Bommel, Stefan Effenberg oder Paul Breitner "auf eine andere Art" führen: "Keiner von diesen Typen wird ein Matthäus." Doch selbst für Weltmeister Breitner sind "Führungsspieler á la Kahn oder fast noch mehr Effenberg nicht mehr zeitgemäß".

Deshalb ist auch für Bundestrainer Joachim Löw der 27 Jahre alte Lahm der ideale Kapitän der Nationalelf. "Er ist eine Säule der Mannschaft und genießt uneingeschränkt den Respekt der Mannschaft. Auf dem Platz und auch außerhalb des Platzes ist Philipp ein echter Leader", sagte Löw zuletzt. Dies Wertschätzung gelte auch für Schweinsteiger.

"Sie hauen intern dazwischen"

Auch Bayern-Coach Jupp Heynckes kann die Debatte nicht nachvollziehen und verteidigt seine beiden Kapitäne. Das Wort von Lahm und Schweinsteiger habe Gewicht. "Sie hauen intern auch dazwischen." Dafür müsse ein Lahm aber nicht "poltern, er macht das über leise Töne. Er kann mit dieser Art viel bewirken, durch Kommunikation und Hilfestellung. Er macht das ganz hervorragend", sagte Heynckes.

Kahn hatte in einem Blog die Frage aufgeworfen, ob "die Titellosigkeit nicht vielleicht mit einer Spielergeneration zusammenhängt, deren Stellvertreter Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger vehement leugnen, dass eine Mannschaft heutzutage echte Führungsspieler braucht?"

Den Angriff von Kahn wollte Lahm am Dienstag nicht kommentieren. Das interessiere ihn nicht, er sehe das gelassen. Zuvor hatte der Verteidiger aber immer wieder deutlich gemacht, dass er die Diskussionen um seinen Führungsstil leid ist: "Ich sage schon deutlich meine Meinung und kann auch ordentlich auf den Tisch hauen, wenn es sein muss. Aber ich mache das lieber intern und nicht in aller Öffentlichkeit." (sid)