München (SID) - Bastian Schweinsteiger von Bayern München hat die heftige Kritik des früheren Weltklasse-Torhüters Oliver Kahn an den Führungsqualitäten der heutigen Spieler-Generation gekontert. "Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass Oliver Kahn früher nichts mehr gehasst hat als Kritik von Ex-Kollegen, die über die Medien ausgeübt wird. Von so einem großen Spieler erwarte ich, dass er sich an seine Worte erinnert", sagte der Nationalspieler der Bild-Zeitung.
Kahn hatte Bayern-Kapitän Philipp Lahm und dessen Vertreter Schweinsteiger ins Visier genommen. Dabei wies er dem Duo eine Mitschuld an der zehnjährigen Titelflaute der Bundesliga-Klubs im Europapokal zu. "Hängt die Titellosigkeit nicht vielleicht mit einer Spielergeneration zusammen, deren Stellvertreter Phlipp Lahm und Bastian Schweinsteiger vehement leugnen, dass eine Mannschaft heutzutage echte Führungsspieler braucht?", hatte Kahn in einem Blog geschrieben.
Schweinsteiger kommentierte diesen Vorwurf nicht, widersprach aber Kahns Behauptung, Kritik werde nicht mehr offen geäußert. "Die Sachen werden intern analysiert und dort auch ganz klar angesprochen", sagte er.
Lahm wollte die Angelegenheit dagegen am Dienstag nicht groß kommentieren: "Dazu brauche ich keine Stellung nehmen. Ich kenne Oliver Kahn, sie kennen Oliver Kahn, ich sehe das gelassen." Er verspüre auch "keine Wut. Das interessiert micht nicht. Wir arbeiten, dass wir gut spielen", sagte der 27-Jährige vor dem Play-Off-Hinspiel zur Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky) gegen den FC Zürich.
Dafür verteidigte Bayern-Coach Jupp Heynckes seine Kapitäne. Das Wort von Lahm und Schweinsteiger habe "Gewicht. Sie hauen intern auch dazwischen." Dafür müsse ein Lahm aber nicht "poltern, er macht das über leise Töne. Er kann mit dieser Art viel bewirken, durch Kommunikation und Hilfestellung. Er macht das ganz hervorragend", sagte Heynckes.
Kahn wünscht sich Profis, "die den Finger in die Wunde legen, die auch mal unbequeme Wahrheiten aussprechen, denen ihr eigenes Image unwichtiger ist als der Erfolg, die bereit sind, Mitspieler anzutreiben, und die permanent die maximale Erfolgsbereitschaft einfordern." Wenn jedoch Spieler diese Eigenschaften nicht verkörperten "und oftmals nur Konsens und Anpassung suchen, wird schnell klar, warum Begriffe wie flache Hierarchie und das Kollektiv permanent strapaziert werden".
Seine Position verteidigte Kahn noch einmal in der Bild-Zeitung. Seine Meinung basiere "auf jahrelanger Erfahrung" und resultiere "aus zahlreichen Gesprächen". "Folgt man den Aussagen von Lahm und Schweinsteiger, wenn sie denn so gemeint waren, braucht es diesen Spielertypus nicht mehr." Sollte jedoch kein Umdenken stattfinden, sieht der "Titan" schlechte Zeiten auf den deutschen Fußball zukommen: "Ohne echten Führungsspieler werden die Bundesliga-Klubs noch lange auf internationale Titel warten müssen."
Laut Kahn ist der Spielertypus "Ferdinand, Puyol, Xavi" weiterhin unersetzlich: "Sie sind in der heutigen Zeit genauso wichtig, wie sie es früher waren. Sie sind die Leuchttürme, die Vorbilder, an denen sich die jungen Spieler aufrichten und entwickeln können, und die nicht abtauchen, wenn es mal nicht optimal läuft."