Wolfsburg. . Bayern München gewinnt beim VfL Wolfsburg in der Nachspielzeit. Als Luiz Gustavo dank gütiger Hilfe von Torhüter Diego Benaglio doch noch zum 1:0 traf, brach prompt die Diskussion los, ob denn zumindest die Dusel-Bayern zurück seien.

Wäre man Fan des FC Bayern München, man müsste sich an dieser Stelle einmal bei Jupp Heynckes bedanken.

Kurz vor Schluss der Partie beim VfL Wolfsburg entschloss sich der Trainer des FC Bayern München nämlich, zwei neue Spieler einzuwechseln. Nicht nur, dass Heynckes mit Ivica Olic den Wegbereiter zum so späten wie entscheidenden 1:0 ins Spiel brachte: Wenn Bayern wechselt, marschiert jedes Mal Co-Trainer Hermann Gerland an den Spielfeldrand, um nach dem Rechten zu sehen. So konnte man sich ausgiebig davon überzeugen, dass der einzige zur Leibesfülle neigende Herr auf der Bayern-Bank tatsächlich immer noch Gerland ist und nicht etwa schon wieder Louis van Gaal.

Der Verdacht, dass der ungeliebte Ex-Coach sich wieder eingeschlichen haben könnte, liegt ja nahe: Es steckte auch beim glücklichen Sieg in Wolfsburg immer noch eine ganze Menge van Gaal in den Heynckes-Bayern.

„War ja auch nicht alles schlecht“, gab sich Kapitän Philipp Lahm nach dem ersten Saisonsieg etwas maulig, nachdem man ihm die Frage gestellt hatte, ob sein Team nicht immer noch zu sehr von Louis van Gaals Spielidee geprägt sei. „Man kann ja nicht immer nur mit Tempo nach vorne spielen“, setzte Bayerns Kapitän nach.

Damit ist das Dilemma, das den Rekordmeister derzeit plagt, in etwa umrissen. Kritik setzt es in München schnell, nach dem 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach zum Auftakt war eine Woche lang besonders heftig darauf hingewiesen worden, dass Bayerns Spiel gegenüber dem Dortmunder Volldampffußball behäbig wirkt, dass das endlose Ball-Zirkulieren offenbar nicht raus zu kriegen ist, dass es an Ideen und überraschenden Pässen genauso fehlt wie an Wechseln von Rhythmus und Tempo, dass die Dribblings von Franck Ribery und Arjen Robben zum Selbstzweck verkommen.

Vieles davon ließ sich auch in Wolfsburg lange beobachten. Der VfL ackert und rackert unter Felix Magath wieder, er war lange Zeit das bessere Team und vielleicht hätte er das Spiel auch gewonnen, wenn Schiedsrichter Knut Kircher vor der Pause beim regulären Kopfballtreffer von Patrick Helmes nicht zu Unrecht auf Abseits entschieden hätte (siehe Box).

Bayern trug zwar seinen Teil zu einer läuferisch und kämpferisch intensiven Partie bei, aber nach vorne setzten sich die Mängel aus dem Gladbacher Spiel nahtlos fort.

Viel Lob für Heynckes

Aber weil Luiz Gustavo nach zwei vergeblichen Anläufen in der Nachspielzeit dank gütiger Hilfe von Torhüter Diego Benaglio doch noch zum 1:0 traf, brach prompt die Diskussion los, ob denn zumindest die Dusel-Bayern zurück seien. Das kann man sich schenken, es führt zu nichts.

Interessanter waren andere Beobachtungen: Jupp Heynckes räumte nach dem Spiel ein, dass er in der Vorbereitung vielleicht ein wenig zu großen Wert auf die Defensivarbeit gelegt habe und dass man sich nun vermehrt um das Angriffsspiel kümmern werde. Aber Heynckes hat offenbar schon etwas erreicht, was sich auf längere Sicht zugunsten der Münchner auswirken könnte.

Was dem Trainer früher oft zum Verhängnis wurde, der persönliche Umgang mit seinen Spielern, zählt seit seinem Liga-Comeback vor zwei Jahren zu seinen großen Stärken. „Wir haben ein gutes Verhältnis“, hatte Franck Ribery im Laufe der Woche erklärt. In Wolfsburg setzte Torschütze Luiz Gustavo hinzu: „Sein Vertrauen tut mir gut. Es ist jetzt ein Glaube in der Mannschaft. Alles andere kommt nun von alleine.“ Als er das sagte, ging in seinem Rücken gerade ein füllig gewordener Herr im Bayern-Anzug zum Bus. Einen anderen als Hermann Gerland möchten sich die Münchener wohl nicht mehr vorstellen.