München. Die Kluft, die sich in der vergangenen Saison zwischen Dortmund und Bayern aufgetan hatte, ist nicht kleiner geworden. “Alle guten Vorsätze sind zum Teufel“, sagte Thomas Müller nach der Münchener 0:1-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach.

Manuel Neuer hätte nichts sagen müssen, er hätte jenen Weg nehmen können im Münchner Stadion, den alle Spieler des FC Bayern einschlagen, wenn sie sich der Öffentlichkeit, den Mikrofonen und Journalisten entziehen wollen. Aber Manuel Neuer kniff nicht nach einem Auftakt, der für ihn hätte kaum schlimmer können.

Für den gesamten Verein ebenfalls nicht, aber der Torhüter hatte auch noch Schuld an dem einen Treffer, der das Spiel entschied, der Borussia Mönchengladbach am Sonntag einen unerwarteten 1:0-Erfolg in München bescherte. „Das Tor“, sagte Neuer, der vor Anpfiff noch als Fußballer des Jahres geehrt worden war, „nehme ich auf meine Kappe. Da sehe ich blöd aus.“

In der restlichen Spielzeit sahen dann die Kollegen nicht besonders gut aus, oder besser, das Spiel, das sie zum Start der neuen Bundesligasaison zeigten. Der Rekordmeister wähnte sich vor Anpfiff bereits wieder in der Position des Primus und muss nun feststellen, dass er keinen Schritt weiter ist als in der vergangenen Saison. Nicht zwingend vor dem Tor, ohne Idee gegen eine defensiv eingestellte Mannschaft, mit individuellen Fehlern und mit Pech bei zwei falschen Abseitsentscheidungen. „Die Gladbacher haben ein Spinnennetz aufgebaut, in dem wir uns verfangen haben“, stellte Trainer Jupp Heynckes fest.

BVB spielt traumhaften Kombinationsfußball

Die Kluft, die sich in der vergangenen Saison zwischen Dortmund und Bayern aufgetan hatte, ist nicht kleiner geworden. „Alle guten Vorsätze sind zum Teufel“, sagte Thomas Müller. Während Meister Dortmund mit traumhaften Kombinationsfußball verzückte, als eingespieltes Ensemble auftrat, bei dem sich jeder für den anderen einsetzte, blitzte bei den Bayern individuelle Klasse auf, aber Einzelaktionen oder Standardsituation genügen nicht.

Das Repertoire der Bayern beschränkt sich gegen ein Abwehrbollwerk darauf, Flanken von den Außenpositionen in die Mitte zu Mario Gomez zu schlagen, was gegen eine halbwegs kopfballstarke Innenverteidigung kein probates Mittel ist. Die Dortmunder narren die gegnerische Abwehr lieber mit flinkem Doppelpassspiel und Halbfeldflanken, das Offensivspiel ist variabel und temporeich, so dass es sogar überdurchschnittlich begabten Verteidigern schwer fällt, die Orientierung zu behalten. Das Spiel der Bayern hingegen wirkt statisch, ist simpel und leicht zu durchschauen. „Man muss das Tempo erhöhen, mehr über die Außen kommen. Das war heute nicht zwingend genug, um eine so defensiv eingestellte Mannschaft auseinanderzunehmen“, kritisierte Heynckes.

Kroos blieb wirkungslos

Der neue Bayern-Trainer weiß, wie es funktionieren könnte, nur sein Personal spielt noch nicht mit. Arjen Robben schien nach seiner Sprunggelenksblessur mit sich beschäftigt, und damit seine persönliche Chance zu kreieren. Toni Kroos war in der Mittelfeldzentrale zwar präsent, vor allem mit Distanzschüssen, aber wirkungslos, physisch und mental zu langsam.

Am meisten Wirbel entfachte noch Thomas Müller auf der linken Seite und später, nach Ribérys Einwechslung, in der Mitte. Dahinter beschränkten sich Luiz Gustavo und Bastian Schweinsteiger auf ihre Hauptaufgabe, das defensive Mittelfeld. Die Leistung der neuformierten Abwehr lässt sich schwer bewerten, weil die Gladbacher sich nur selten vor das Münchner Tor wagten.

Beim Gegentor verließ sich Jerome Boateng, der zu jenem Zeitpunkt schon angeschlagen war, auf Neuer und hat deshalb maximal eine Teilschuld. An den Defiziten feilen lässt sich vor der Partie am Samstag in Wolfsburg kaum, denn wegen der Länderspiel-Pause fehlen Jupp Heynckes 16 Nationalspieler. Montag hatte er nur vier Feldspieler im Training „Wir müssen ruhig bleiben“, sagte der Trainer. Beim FC Bayern ist das nach diesem Auftakt allerdings kaum möglich.