Bochum.

Ein Doping-Skandal wirft einen Schatten auf die Frauenfußball-WM. Die beiden Nordkoreanerinnen Song Jong Sun und Jong Pok Sim wurden anscheinend auf ein anaboles Steroid der Gruppe S1B getestet und daher am Mittwochabend kurzfristig aus der Aufstellung für das letzte Gruppenspiel in Bochum gegen Kolumbien (0:0) gestrichen. Auf dem Spielberichtsbogen hatte "abwesend" beziehungsweise "nicht einsetzbar" gestanden.

Nordkoreanische Mannschaft verschwunden

Der Weltverband FIFA bat nach dem Spiel die übrigen 19 Spielerinnen des nordkoreanischen Kaders zur Dopingprobe, wie es die Statuten vorsehen. Nach SID-Informationen hat die Mannschaft Deutschland am frühen Donnerstagmorgen bereits verlassen.

Dr. Jiri Dvorak, Chefmediziner der FIFA, verteidigte das Vorgehen, das gesamte Team zur Dopingprobe zu führen. "Heute ist ein sehr trauriger Tag. Das ist ein einmaliger Vorgang bei Weltmeisterschaften. Aber wenn es zwei positive Proben in einer Mannschaft gibt, schreiben die Regularien dieses Prozedere vor", sagte er.

Die beiden betroffenen Spielerinnen waren nach den ersten beiden Spielen gegen die USA und Schweden getestet worden. Die Proben wurden im Labor der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in Kreischa untersucht und anschließend an das Istitut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln unter Leitung von Professor Dr. Wilhelm Schänzer weitergereicht, "um eine zweite Meinung einzuholen", wie Dvorak sagte.

Zweiter Dopingfall bei der WM 2011

Schänzer erklärte am Morgen auf SID-Anfrage, er sei "nicht berechtigt, nähere Auskünfte zu erteilen". Der Fall ist sportlich ohne Bedeutung, weil Kolumbien und Nordkorea schon vor dem letzten Gruppenspiel keine Chance mehr auf das Viertelfinale hatten.

Es war der zweite Dopingfall im Zusammenhang mit der WM-Endrunde. Die kolumbianische Nationaltorhüterin Yineth Varon war nach einer am 25. Juni in Leverkusen durchgeführten A-Probe, die ein positives Ergebnis erbrachte, früh abgereist. Laut Auskunft des kolumbianischen Verbandes FCF hatte die Spielerin dem Teamarzt eine Hormonbehandlung verschwiegen.

Die FIFA reagierte mit einer provisorischen Sperre, der Verband hat die Öffnung der B-Probe beantragt.

Zwanziger über Dopingskandal empört

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat empört auf den Doping-Skandal bei der Frauenfußball-WM reagiert und Nordkorea hart kritisiert. "Dieser Vorfall unterstreicht den Eindruck von einem menschenverachtenden System in Nordkorea, in dem versucht wird, Sportler mit allen Mitteln zu Erfolgen zu führen. Erfolge, die dann für staatliche Propaganda missbraucht werden können", sagte Zwanziger und fügte mit Blick auf die funktionierenden Kontrollen hinzu: "Es ist positiv zu bewerten, dass die Aufklärungsmechanismen der FIFA im Kampf gegen Doping offenbar funktionieren."