Mönchengladbach. Die deutsche Frauen-Nationalelf hat sich durch ein 4:2 über Frankreich den ersten Platz in Gruppe A gesichert. In einem packenden Spiel wurde Duisburgs Stürmerin Inka Grings mit zwei Toren zur Frau des Abends. Im Viertelfinale wartet nun Japan.

Manchmal reichen vier Schritte bis hinauf zu Wolke sieben. Die Französinnen, hatte Deutschlands Nationalspielerin Linda Bresonik vor dem letzten Gruppenspiel der WM erklärt, schwebten nach zwei Siegen ganz hoch oben. Wolke sieben eben. Und wie Linda Bresonik so ist, setzte sie ganz trocken nach: „Wird Zeit, dass wir sie da runterholen.“ Und schon schlug das ohne Birgit Prinz spielende und insgesamt auf gleich vier Positionen umgebaute Team Frankreich gestern Abend in Mönchengladbach mit 4:2 (2:0). Drei Spiele, drei Siege, Gruppenerster: Am Samstagabend heißt der Gegner im Viertelfinale in Wolfsburg Japan.

Vier Umbauten

Vier Umbauten – so viele waren nicht erwartet worden. Zweimal musste Silvia Neid angeschlagene Spielerinnen ersetzen: Melanie Behringer würde nach ihrer Bänderdehnung, das war vorher klar, noch keine 90 Minuten ohne Schmerzen spielen können. Linda Bresonik musste wegen eines Magen-Darm-Infekts passen. So kamen Lira Bajramaj im linken Mittelfeld und die Potsdamerin Bianca Schmidt auf der rechten Abwehrseite zu ihren ersten WM-Einsätzen von Beginn an.

Ein weiterer Wechsel war taktisch bedingt: Gelbe Karten werden bei dieser WM erst nach dem Viertelfinale gelöscht, und weil mit Kim Kulig, Simone Laudehr und Annike Krahn drei Stammspielerinnen belastet waren, ließ Neid eine draußen: Es traf Kim Kulig, für die Lena Goeßling im defensiven Mittelfeld begann.

Und schließlich Birgit Prinz: Tagelang war über die Formkrise der ehemaligen Weltfußballerin diskutiert worden. Dass Silvia Neid sie nun durch Inka Grings ersetzte, ist sportlich nachvollziehbar. Es bleibt im Frauenfußball dennoch ein gewaltiger Schritt: Die Vergleiche mit dem Abgang von Michael Ballack aus der Männer-Nationalelf werden dem überlebensgroßen Status von Birgit Prinz im Frauenfußball nicht gerecht. So deutet sich ein Abschied auf Raten an, den alle nicht gewollt haben.

In Mönchengladbach gab’s vor Spielbeginn demonstrativen Applaus für Prinz, die Kulisse tat auch danach, was sie konnte, um die deutsche Elf zu unterstützen. Aber seine Leichtigkeit fand das Team anfangs auch gegen Frankreich nicht. Bis zur 25. Minute, und wenn wenig geht, geht eben ein Standard: Freistoß Babett Peter, schöner Kopfball von Kerstin Garefrekes – 1:0.

Und es kam noch besser: Zwei Minuten später flankte Simone Laudehr den Ball scharf vors Tor, und diesmal traf Inka Grings per Kopf. Ihr Luftsprung nach dem 2:0 (32.): endlich angekommen im Turnier. Das galt für sie, das galt für ihr Team. „Inka hat ein Klassespiel gemacht“, lobte Silvia Neid. „Unsere ganze Mannschaft hat diesmal gezeigt, wie gut sie Fußball spielen kann.“

Mit dem 2:0 im Rücken gewann die deutsche Elf bis zur Pause deutlich an Sicherheit. Danach leistete sich Silvia Neid den Luxus, Simone Laudehr aus dem Spiel zu nehmen, um die Gefahr einer Gelb-Sperre zu umgehen. Und prompt wurde die Sache noch einmal richtig eng: Frankreich verkürzte durch einen Kopfball von Marie-Laure Delie auf 1:2 (56.), Deutschland erhöhte auf 3:1, weil Frankreichs Torhüterin Berangere Sapowicz mit einer Notbremse Lira Bajramaj von den Beinen geholt hatte. Rot, Elfmeter, Inka Grings und 3:1.

Doch Laura Georges verkürzte per Kopf noch einmal auf 2:3. „Bei beiden Gegentoren nach Standards waren wir unaufmerksam“, kritisierte Silvia Neid. Und so kam es noch zu einer spannenden Schlussphase, in der hohe Konzentration nötig war. Der erlösende Treffer gelang schließlich Celia Okoyino da Mbabi zum 4:2 in der 89. Minute: Die große Erleichterung. Und nicht nur Inka Grings, die Spielerin des Abends, schaute bereits selbstbewusst nach vorne: „Die Japanerinnen können kommen!“