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So alt wie der Fußball ist, so alt ist der Spruch: Deutschland ist eine Turniermannschaft. Hervorgeholt aus aktuellem Anlass: Nach einem mäßigen und einem weniger als mäßigen Spiel zum Start der Frauen-WM hat sich das deutsche Nationalteam beim 4:2 gegen Frankreich gefangen. Das dritte Gruppenspiel war wohl das bislang beste Spiel dieser Weltmeisterschaft. Vor allem war es das bekannte Signal deutscher Teams an die Konkurrenz: Wir werden im Laufe des Wettbewerbs besser, nicht schwächer.

Das hat bei den Damen viel damit zu tun, dass sie drei Anläufe benötigt haben, um sich auf Bedingungen einzustellen, die sie bisher nur vom Fernseher kannten: Zum ersten Mal hat eine Frauen-Nationalelf in Deutschland nacheinander drei große Bundesliga-Arenen gefüllt. Zweimal wirkte die Begeisterung auf den Rängen lähmend, erst gegen Frankreich hat sie das Team zum 4:2 getragen.

Bis an die Schmerzgrenze

Was an einem Abend voller Sieger nicht ausbleibt: Es gab mit Birgit Prinz auch eine Verliererin. Und um sie herum ein Stück Normalität. Dass Prinz sich gedanklich nicht in der Lage fühlte, von Beginn an zu spielen, ist ein bemerkenswerter Vorgang. Eine Rolle spielt die Persönlichkeitsstruktur der ein Jahrzehnt lang überragenden deutschen Spielerin, die oft bis an die Schmerzgrenze mit sich ins Gericht geht. Es ruft in Erinnerung, dass wir es im Moment – aller professionellen Betreuung und Vermarktung zum Trotz – mit Spielerinnen zu tun haben, die sich auf durchaus sympathische Weise von vielen abgebrühten männlichen Profis unterscheiden. Dazu gehört eben auch, öffentlichen Druck nicht lächelnd abperlen zu lassen.

Was das Stück Normalität angeht: Silvia Neid hat die Mannschaft gegen Frankreich nach dem Leistungsprinzip aufgestellt. Das gehört sich so und ist doch erwähnenswert. Neid und Prinz sind über ein Jahrzehnt lang Seite an Seite gegangen, und die Bundestrainerin ist bei aller zur Schau gestellten Burschikosität sensibel genug, um zu wissen, wie hart sie Prinz getroffen hat, treffen musste. Zum ersten Mal seit Juni 1999 stand Prinz in einem Länderspiel nicht in der Startformation. Es wird bei dieser WM nicht das letzte Mal gewesen sein. Es ist für alle an der Zeit, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.