Buenos Aires. Vor einem Jahr brachte ein südamerikanisches Quintett die CONMEBOL als einzigen Kontinentalverband geschlossen in die erste K. o.-Runde der WM. Die Freitag startende Copa America in Argentinien verspricht wieder Latino-Fußball vom Feinsten.

Sie werden als legitime Erben von Maradona und Pele gehandelt, haben ihre Klubs in dieser Saison auf den kontinentalen Thron gestemmt. Einzig die Krönung im Fußball-Nationaltrikot fehlt. Lionel Messi will bei der Copa America im eigenen Land die Titel-Durststrecke der Argentinier beenden, Cupverteidiger Brasilien vertraut auf das Supertalent Neymar.

Die am Freitag (Ortszeit) mit dem Auftaktspiel der Gastgeber gegen Bolivien beginnende Talentshow Südamerikas hat im Duell des derzeit weltbesten Fußballers gegen einen seiner möglichen Thronfolger nur einen von vielen Reizen. Das mit 95 Jahren älteste Nationenturnier geht mit Hochglanz in seine 43. Auflage.

"Ich habe Anerkennung bei Barcelona, in Spanien, in der ganzen Welt, mir fehlt nur noch Argentinien", sagte Messi, der nach dem Champions-League-Triumph des FC Barcelonas gute Karten für die dritte Wahl in Folge zum Weltfußballer des Jahres hat. Der 24-Jährige weiß jedoch, dass er im Trikot der Seleccion bislang vieles schuldig blieb.

So warten die Argentinier weiter auf ihren neuen Maradona, der ihnen nach dem letzten Copa-America-Sieg 1993 endlich wieder einen großen Titel bringt. Zum achten Mal ist das Land des Tangos, wo die Olympiasiege 2004 und 2008 nur Randnotiz waren, Ausrichter des Turniers. Beim letzten Mal in der Gastgeberrolle (1987) blieb dem damaligen Weltmeister aber nur ein enttäuschender vierter Platz.

Rekordsieger Argentinien und Uruguay

Während Argentinien und Uruguay mit je 14 Titeln Rekordsieger sind, steht Brasilien mit acht Triumphen überraschend hinten an. Bei den letzten fünf Auflagen gab die Selecao immerhin gleich viermal den Ton an. Das Team steckt jedoch im Umbruch. Nationaltrainer Mano Menezes sucht beim Neuaufbau mit Blick auf die WM 2014 im eigenen Land noch die richtige Mischung aus Jung und Alt.

Der neue Talentschuppen wird vom erst 19 Jahre alten Neymar angeführt, der mit dem FC Santos jüngst den Libertadores Cup gewann und damit in die Fußstapfen von Pele - Sieger 1962 und 1963 - trat. "Ich will den gleichen Fußball wie bei Santos zeigen", äußerte der trickreiche Stürmer, der ausgerechnet von Real Madrid - dem Erzrivalen des Messi-Klubs - heiß umworben wird.

Die beiden Turnierfavoriten sind damit genannt, die Jäger haben aber bei der WM im vergangenen Jahr eindrucksvoll ihre Visitenkarten abgegeben. Der WM-Vierte Uruguay kommt mit Diego Forlan, der in Südafrika zum besten WM-Spieler ausgezeichnet worden war. Paraguay setzt auf die Torgefährlichkeit des Dortmunders Lucas Barrios, Chile auf die Künste des Leverkuseners Arturo Vidal, der im Transferpoker mit Bayern München und anderen europäischen Topklubs steckt.

Weitere Bundesliga-Profis im Einsatz sind: Paolo Guerrero (Hamburg) für Peru, Tomas Rincon (Hamburg), Juan Arango (Mönchengladbach) und Yohandry Orozco (Wolfsburg) für Venezuela sowie Elkin Soto (Mainz) und Adrian Ramos (Berlin) für Kolumbien.

Costa Rica statt Japan

Zu den zehn Südamerikanern gesellen sich, wie seit 1993 üblich, zwei eingeladene Teams. Costa Rica springt dabei für Japan ein, das wegen der Naturkatastrophe im März nicht kommen wollte. Mexiko reist eine Woche nach dem Gold-Cup-Sieg nur mit einer verstärkten U22 an. Und die Junioren sorgten mit dem Rauswurf von gleich acht Spielern aus dem Kader nach einer Sexorgie im Anschluss an ein Länderspiel in Ecuador gleich für einen handfesten Skandal.

Gespielt wird in drei Gruppen zu je vier Teams. Die jeweils beiden Gruppenbesten sowie die zwei besten Gruppendritten qualifizieren sich für das Viertelfinale. Das Turnier macht zunächst einen großen Bogen um Buenos Aires und kommt erst zum Endspiel in die Hauptstadt. Läuft alles nach Plan, käme es am 24. Juli im Monumental-Stadion zum erhofften Duell Messi gegen Neymar. (sid)