München. Der französische Mittelfeldstar Franck Ribery hat wieder Fußball gespielt - für die französische Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation. In München erwartet ihn eine komplizierte Umstellung.

Franck Ribéry strahlt wieder. 25 Minuten war er für Frankreich am Ball, und das hat genügt, um „ein großes Lächeln”, wie die „L`Equipe” feststellte, auf sein Gesicht zu zaubern. Aber der Grund dafür war wohl gar nicht so sehr, für ein paar Tage weg vom FC Bayern München gewesen zu sein. Er hat sich einfach nur gefreut, endlich einmal wieder Fußball spielen zu dürfen, nachdem er wochenlang wegen einer Patellasehnenreizung kaum trainiert hatte.

„Ich hatte große Lust darauf und habe mich sehr gut gefühlt. Es gibt mir Sicherheit und Selbstvertrauen”, sagte Ribéry nach dem dünnen 1:0-Sieg in der WM-Qualifikation in Torshavn auf den Färöer Inseln am Mittwoch.

Die Verantwortlichen seines Klubs dürften das Comeback mit gemischten Gefühlen verfolgt haben. Einerseits haben sie ihm die Reise mit der Nationalmannschaft zu der Inselgruppe im Nordatlantik zugestanden, weil sie fanden, dass er ein wenig Aufmunterung benötigte. „Ein bisschen Luftveränderung tut ganz gut”, sagte Bayern-Trainer Louis van Gaal. Andererseits wusste der Niederländer, dass sich sein Kollege Raymond Domenech, der französische Nationalcoach, vielleicht nicht ganz an die Verabredung, Ribéry nur im Notfall einzusetzen, halten würde.

Eine knappe halbe Stunde auf dem Platz

Der Offensivspieler wurde dann tatsächlich eingewechselt, obwohl Frankreich in Führung lag. Die knappe halbe Stunde auf dem Platz hat Ribéry bestärkt in seiner Ansicht, nun auch für die Bundesliga-Partie der Bayern am Samstag gegen Werder Bremen gerüstet zu sein. „Nun werde ich mich ganz meinem Verein widmen. Ich werde fit sein”, verspricht er.

Was Ribéry findet, interessiert van Gaal allerdings nicht besonders. Nach gerade einmal einwöchigem Training mit der Mannschaft sieht er ihn noch nicht reif für einen Einsatz von Anfang an. „Vielleicht 20 Minuten, aber das ist nicht das, was ich unter spielen verstehe. Er ist noch im Aufbau”, sagte van Gaal im Fußballfachblatt „Kicker”.

Größte Herausforderung

Der Trainer steht vor seiner bisher größten Herausforderung beim FC Bayern: Die Integration von Ribéry in eine Mannschaft, der er eine neue Philosophie vermittelt hat. Ribéry spielt in seinem System eine ganz wichtige Rolle, und deshalb muss er ihn disziplinieren. Der 26-Jährige sieht sich ja eher als Freigeist des Offensivspiels, als Künstler, der sich kaum an taktische Zwänge hält. Ribery macht nur, was ihm gefällt – und das am liebsten auf der linken Seite. Er wird aber vor allem machen müssen, was dem Trainer gefällt, und das auch noch in der Spielfeldmitte.

Van Gaal findet, dass das zentrale offensive Mittelfeld idealerweise mit dem kreativen Franzosen besetzt ist. „Die Zehn ist eine ganz schwierige Position”, sagt er. „Dort muss normalerweise der beste Fußballer spielen.” Nicht immer aber ist der beste Fußballer auch ein genialer Spielgestalter. Ribéry fehlt in der Mitte der Platz, den er für seine Tempo-Dribblings braucht. Er ist dort eher ein Gefangener des Systems. Womöglich vergeht Ribéry bei van Gaal das Lachen schon bald wieder.