Essen. Tor oder kein Tor? Wenn der Schiedsrichter falsch entscheidet, brandet die Diskussionswelle auf. Das kann man erfrischend finden.
Jetzt ist der Fußball wieder da, und wenn der Fußball wieder da ist, wenn er zurückgekehrt ist aus den Sommercamps, der echte, der wahrhaftige Fußball, dann gibt es kein Halten mehr, dann geht es weiter, immer weiter und weiter und weiter. Ein Blick über die Schulter wird aber wohl erlaubt sein. Am vergangenen Samstag, auch am Sonntag noch war die Diskussion schließlich gewaltig. Michael Rensing schlägt einen Ball aus dem Tor. Aber der Ball war hinter der Linie! Tor für Hoffenheim, gegen die Bayern hätte Babak Rafati pfeifen müssen! Hat er aber nicht getan, der. . . der Herr Rafati.
Und warum hat der Schiedsrichter nicht gepfiffen? Weil seine Augen nicht gesehen haben, dass der Ball hinter der Linie war. Augen sind auch so unvollkommen. Darüber musste einmal geredet werden. Darüber ist geredet worden. Stundenlang sogar wurde im Fernsehen und sonstwo über die Unvollkommenheit der Schöpfung geredet und über die technischen Höhen, die der Mensch nur erklommen hat, um dieser unvollkommenen Schöpfung entgegen schreien zu können: Schau' her, Schöpfung, hier bin ich, und ich habe den Chip im Ball!
Was mir wieder einmal aufgefallen ist, als ich rein zufällig und sehr distanziert stundenlang zugehört habe: Respekt genießt doch eher der, der weniger redet. Der Alm-Öhi zum Beispiel, oder Valerij Lobanowski, der verstorbene ukrainische Trainer. Zweimal wäre ich ihm beinahe begegnet, in Kiew, auf Pressekonferenzen. Aber der große Schweiger ist einfach nicht erschienen. Hatte meinen Respekt. Andererseits: Mit Chip im Ball wäre mir vielleicht doch ein Tick zu viel Respekt in der Welt.