Wien. . Kreative Kräfte wie Mesut Özil, Thomas Müller und Lukas Podolski spielten beim 2:1-Sieg der DFB-Auswahl gegen Österreich unterdurchschnittlich bis erschreckend schwach. Bundestrainer Joachim Löw sah “kein zielstrebiges Spiel“ und “viele Fehlpässe“.

Am Ende war Joachim Löw ganz entspannt, reduzierte den Abend von Wien auf das für ihn Wesentliche: „Wir brauchen nicht lange diskutieren. Das war für uns ein glücklicher Sieg“, gestand der Fußball-Bundestrainer. „Wir haben sicherlich nicht gut gespielt, aber irgendwann zählt auch mal nur das Ergebnis.“ Tja, und da steht in der Statistik zweifelsfrei ein 2:1 der deutschen Nationalelf im Prestigeduell gegen Gastgeber Österreich. Die DFB-Elf ist dank der Optimal-Ausbeute von 18 Punkten aus sechs Partien so gut wie sicher qualifiziert für die EM 2012 in Polen und der Ukraine. „So sind sie halt, die Deutschen“, schrieb der „Standard“ aus Wien am Samstag angemessen desillusioniert: „Tore, die man nicht macht, schießen die Deutschen.“

Es war in der Tat eine durchaus paradoxe Situation im Ernst-Happel-Stadion. Der 74. der Weltrangliste hatte dem Favoriten aus Deutschland (Nummer vier) über weite Strecken mehr als nur Paroli geboten, besaß nach dem 1:1-Ausgleich gar mehrere Möglichkeiten, um in Führung zugehen, traf durch Kulovits den Außenpfosten (52.) – und wurde durch das Kopfballtor von Mario Gomez (nach Flanke von Lahm) 16 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit jäh aus seinen Cordoba-Träumen gerissen. Es war die bittere Pointe eines Spiels, in dem die DFB-Elf schon mit einem Remis hätte zufrieden sein müssen. Man habe „ein bisschen Dusel“ gehabt, gestand Nationalkeeper Manuel Neuer freimütig.

Prägende Kraft im Mittelfeld fehlte

Bundestrainer Joachim Löw hatte schon vor der Partie gewarnt und seine Erwartungen an das eigene Team mächtig herunter geschraubt. Doch anders als im munteren Test gegen Uruguay machte sich der Ausfall einiger etablierter Kräfte (Mertesacker, Schweinsteiger, Klose) diesmal doch bemerkbar. Insbesondere Schweinsteiger wurde in der Zentrale als ruhender Pol mit seiner Fähigkeit, das Tempo des Spiels zu variieren, schmerzlich vermisst. Sami Khedira zumindest, der sich nach langwieriger Muskelverletzung einsatzbereit gemeldet hatte, war die lange Pause anzumerken. So fehlte den Deutschen eine prägende Kraft im Mittelfeld (auch wenn sich Toni Kroos gerade zu Beginn der Partie mit einigen gekonnten Zuspielen positiv hervortat).

Insgesamt unterliefen den Deutschen in der Vorwärtsbewegung zahlreiche mehr oder minder leichtfertige Ballverluste, welche die Gastgeber zu ihren überfallartigen Offensiv-Bemühungen einluden. Wenn zudem kreative Kräfte wie Mesut Özil, Thomas Müller und Lukas Podolski unterdurchschnittlich bis erschreckend schwach spielen, wird es für die DFB-Elf auch gegen Mannschaften wie Österreich schwer. „Wir hatten diesmal nicht die spielerische Klasse“, konstatierte Löw. Da war „kein zielstrebiges Spiel, viele Fehlpässe.“ Und nun hätte der Bundestrainer noch ausholen können zu mahnenden Worten über die Leistung etwa eines Arne Friedrich, dessen Eigentor die passende Pointe seiner Leistung darstellte, oder gar des Kapitäns Philipp Lahm, der unerwartet große Probleme gegen den äußerst quirligen David Alaba hatte.

DFB-Tross fliegt am Montag nach Baku

Eine kritische Würdigung der Partie aber fiel aus, weil Mario Gomez mit seinen beiden Treffern eine nachhaltige Diskussion über die Qualität des Auftritts erstickte. Äußerst mäßig gekickt, aber durchgebissen – und die Chancen eiskalt verwertet. So simpel ist es dann am Ende. Alles im Lot. Ohnehin hatte Löw seiner Mannschaft bereits einen verkappten Blankoscheck ausgestellt – ein Qualifikationsspiel nach Abschluss einer langen, kräftezehrenden Saison, nach einer intensiven WM, da lässt der Bundestrainer Nachsicht walten: „Man spürt, dass die Spieler am Limit ihrer Kräfte sind. Da braucht jeder die drei, vier Wochen Urlaub unbedingt.“ Vor den Müßiggang aber haben die Planer der Uefa noch ein letztes EM-Qualifikationsspiel gesetzt. Am Dienstag (19 Uhr) muss die deutsche Nationalmannschaft in Baku gegen Gastgeber Aserbaidschan antreten. Mehr Sorgen als die Auswahl von Trainer Berti Vogts (die am Freitag den Kasachen unterlag) machen Löw dabei die Strapazen der Reise ans Kaspische Meer. Am Montag wird der Tross nach Baku fliegen, unmittelbar nach der Partie geht es noch in der Nacht zu Mittwoch heim nach Deutschland. Nach Lage der Dinge dann mit 21 Qualifikationspunkten im Gepäck. Das, so Löw. „wäre eine insgesamt überragende Leistung in der Nach-WM-Saison.“ Und ein schönes Gefühl für die Sommerpause, die am Mittwoch dann endlich beginnt.

Gomez schießt Deutschland zum Sieg

Manuel Neuer: Der Neu-Bayer hatte in der 31. Minute seinen ersten „Bayern-Dusel“: verschätzte sich bei einer Ecke von Alaba, kam nicht an den Ball und hatte Glück, dass Harnik aus guter Position vergab.
Manuel Neuer: Der Neu-Bayer hatte in der 31. Minute seinen ersten „Bayern-Dusel“: verschätzte sich bei einer Ecke von Alaba, kam nicht an den Ball und hatte Glück, dass Harnik aus guter Position vergab. © imago sportfotodienst
Zeigte eine starke Parade gegen Kulovic (52.), strahlte jedoch nicht die von ihm gewohnte Sicherheit aus. Note: 4.
Zeigte eine starke Parade gegen Kulovic (52.), strahlte jedoch nicht die von ihm gewohnte Sicherheit aus. Note: 4. © imago sportfotodienst
Philipp Lahm: Der Kapitän der Nationalmannschaft lieferte sich packende Duelle mit seinem früheren Bayern-Teamkollegen David Alaba. Die meisten verlor Lahm, ließ sich des öfteren vom quirligen Hoffenheimer überraschen. Lahm ging unheimlich weite Wege, versuchte auch in der Schlussphase noch mit seinen Vorstößen für Gefahr zu sorgen. Musste ebenso aber in der Schlussphase auch stets nach hinten sprinten, wenn Alaba, neben Harnik der überragende Österreicher, Tempo aufnahm.
Philipp Lahm: Der Kapitän der Nationalmannschaft lieferte sich packende Duelle mit seinem früheren Bayern-Teamkollegen David Alaba. Die meisten verlor Lahm, ließ sich des öfteren vom quirligen Hoffenheimer überraschen. Lahm ging unheimlich weite Wege, versuchte auch in der Schlussphase noch mit seinen Vorstößen für Gefahr zu sorgen. Musste ebenso aber in der Schlussphase auch stets nach hinten sprinten, wenn Alaba, neben Harnik der überragende Österreicher, Tempo aufnahm. © imago sportfotodienst
Lieferte in letzter Minute per weiter Hereingabe Gomez die Torvorlage zum entscheidenden 2:1. Note: 3.
Lieferte in letzter Minute per weiter Hereingabe Gomez die Torvorlage zum entscheidenden 2:1. Note: 3. © imago sportfotodienst
Arne Friedrich: Hatte schon in der ersten Halbzeit Probleme, wie zum Beispiel in der 41. Minute, als er sich von Hoffer im Sechzehner austanzen ließ.
Arne Friedrich: Hatte schon in der ersten Halbzeit Probleme, wie zum Beispiel in der 41. Minute, als er sich von Hoffer im Sechzehner austanzen ließ. © imago sportfotodienst
War zudem mit seinem Eigentor in der 50. Minute der Pechvogel und mehrfach im Eins-gegen-eins zu langsam. Spielte zu viele Fehlpässe. Note: 4,5.
War zudem mit seinem Eigentor in der 50. Minute der Pechvogel und mehrfach im Eins-gegen-eins zu langsam. Spielte zu viele Fehlpässe. Note: 4,5. © imago sportfotodienst
Mats Hummels: Der Innenverteidiger vom BVB blieb fehlerfrei. Wirkte in seinen Aktionen souverän und war einer der wenigen Lichtblicke in der deutschen Elf.
Mats Hummels: Der Innenverteidiger vom BVB blieb fehlerfrei. Wirkte in seinen Aktionen souverän und war einer der wenigen Lichtblicke in der deutschen Elf. © imago sportfotodienst
Auch in der Schlussphase auf der Sechser-Position solide. Note: 2,5.
Auch in der Schlussphase auf der Sechser-Position solide. Note: 2,5. © imago sportfotodienst
Marcel Schmelzer: Dortmunds Verteidiger blieb in der Abwehr fehlerfrei. Setzte aber auf der linken Seite nach vorne kaum Akzente.
Marcel Schmelzer: Dortmunds Verteidiger blieb in der Abwehr fehlerfrei. Setzte aber auf der linken Seite nach vorne kaum Akzente. © imago sportfotodienst
Und wenn er sich zu einer Flanke durchringen konnte, fand diese meistens keinen Abnehmer. Note: 3,5.
Und wenn er sich zu einer Flanke durchringen konnte, fand diese meistens keinen Abnehmer. Note: 3,5. © imago sportfotodienst
Sami Khedira (bis 69.): Dem lange Zeit verletzten Khedira war die fehlende Spielpraxis anzumerken. Besonders in den Anfangsminuten kam der Real-Sechser oft zu spät, das Timing stimmte nicht.
Sami Khedira (bis 69.): Dem lange Zeit verletzten Khedira war die fehlende Spielpraxis anzumerken. Besonders in den Anfangsminuten kam der Real-Sechser oft zu spät, das Timing stimmte nicht. © imago sportfotodienst
Noch weit von seiner Bestform entfernt, wurde Khedira in der 69. Minute gegen Holger Badstuber ausgewechselt. Note: 4.
Noch weit von seiner Bestform entfernt, wurde Khedira in der 69. Minute gegen Holger Badstuber ausgewechselt. Note: 4. © imago sportfotodienst
Toni Kroos (bis 92.): Bereitete Mario Gomez in der 44. Minute das 1:0 mit seinem Eckball vor. Bei Standards gefährlich, stets anspielbar, aus dem Spiel heraus aber mit zu wenig Impulsen. Toni Kroos (bis 92.): Bereitete Mario Gomez in der 44. Minute das 1:0 mit seinem Eckball vor. Bei Standards gefährlich, stets anspielbar, aus dem Spiel heraus aber mit zu wenig Impulsen. In der Form keine Gefahr für Schweinsteiger. Note: 3,5.
Toni Kroos (bis 92.): Bereitete Mario Gomez in der 44. Minute das 1:0 mit seinem Eckball vor. Bei Standards gefährlich, stets anspielbar, aus dem Spiel heraus aber mit zu wenig Impulsen. Toni Kroos (bis 92.): Bereitete Mario Gomez in der 44. Minute das 1:0 mit seinem Eckball vor. Bei Standards gefährlich, stets anspielbar, aus dem Spiel heraus aber mit zu wenig Impulsen. In der Form keine Gefahr für Schweinsteiger. Note: 3,5. © imago sportfotodienst
Toni Kroos (bis 92.): Bereitete Mario Gomez in der 44. Minute das 1:0 mit seinem Eckball vor. Bei Standards gefährlich, stets anspielbar, aus dem Spiel heraus aber mit zu wenig Impulsen. In der Form keine Gefahr für Schweinsteiger. Note: 3,5.
Toni Kroos (bis 92.): Bereitete Mario Gomez in der 44. Minute das 1:0 mit seinem Eckball vor. Bei Standards gefährlich, stets anspielbar, aus dem Spiel heraus aber mit zu wenig Impulsen. In der Form keine Gefahr für Schweinsteiger. Note: 3,5. © imago sportfotodienst
Thomas Müller: Ihm fehlte zu beginn der Partie die Bindung zum Spiel. Fand aber ab Mitte der ersten Hälfte besser ins Spiel, hatte ein paar starke Auftritte auf der rechten Außenbahn.
Thomas Müller: Ihm fehlte zu beginn der Partie die Bindung zum Spiel. Fand aber ab Mitte der ersten Hälfte besser ins Spiel, hatte ein paar starke Auftritte auf der rechten Außenbahn. © imago sportfotodienst
Blieb aber insgesamt deutlich unter seinen Möglichkeiten. Note: 3,5.
Blieb aber insgesamt deutlich unter seinen Möglichkeiten. Note: 3,5. © imago sportfotodienst
Mesut Özil: Der Wahl-Spanier ließ in Minute sieben seine Genialität aufblitzen, bediente Mario Gomez mit einem Pass in die Gasse à la Uwe Bein.
Mesut Özil: Der Wahl-Spanier ließ in Minute sieben seine Genialität aufblitzen, bediente Mario Gomez mit einem Pass in die Gasse à la Uwe Bein. © imago sportfotodienst
Bei Standardsituationen blieb der Real-Spielmacher allerdings klar unter seinen Möglichkeiten. Note: 3,5.
Bei Standardsituationen blieb der Real-Spielmacher allerdings klar unter seinen Möglichkeiten. Note: 3,5. © imago sportfotodienst
Lukas Podolski (bis 66.): In der Anfangsphase sehr aktiv. Traf mit einem satten Distanzschuss die Latte (8.).
Lukas Podolski (bis 66.): In der Anfangsphase sehr aktiv. Traf mit einem satten Distanzschuss die Latte (8.). © imago sportfotodienst
Danach ging vom Kölner keine Gefahr mehr aus. Wurde folgerichtig in der 66. Minute gegen André Schürrle ausgewechselt. Note: 4,5.
Danach ging vom Kölner keine Gefahr mehr aus. Wurde folgerichtig in der 66. Minute gegen André Schürrle ausgewechselt. Note: 4,5. © imago sportfotodienst
Mario Gomez: Der Torschützenkönig der Liga hatte zunächst Ladehemmung, vergab zwei Möglichkeiten nach Vorarbeit von Özil (7.) und Kroos (13.). Tauchte danach eine Weile ab, war aber rechtzeitig vor der Pause wieder da, wo ein Stürmer stehen muss. Nach Eckstoß Kroos verstolperte Gomez zunächst, bekam aber noch einen zweiten Versuch. Tor, die Führung durch den Bayern-Stürmer.
Mario Gomez: Der Torschützenkönig der Liga hatte zunächst Ladehemmung, vergab zwei Möglichkeiten nach Vorarbeit von Özil (7.) und Kroos (13.). Tauchte danach eine Weile ab, war aber rechtzeitig vor der Pause wieder da, wo ein Stürmer stehen muss. Nach Eckstoß Kroos verstolperte Gomez zunächst, bekam aber noch einen zweiten Versuch. Tor, die Führung durch den Bayern-Stürmer. © imago sportfotodienst
In Durchgang zwei war erneut nicht mehr viel von ihm zu sehen. Bis zur Nachspielzeit. Da war Gomez wieder zur rechten Zeit am rechten Ort und verwandelte per Kopf die Lahm-Flanke zum Siegtreffer. Note: 1.
In Durchgang zwei war erneut nicht mehr viel von ihm zu sehen. Bis zur Nachspielzeit. Da war Gomez wieder zur rechten Zeit am rechten Ort und verwandelte per Kopf die Lahm-Flanke zum Siegtreffer. Note: 1. © imago sportfotodienst
André Schürrle (ab 66.): Kam in einer Phase ins Spiel, in der die Österreicher mächtig Druck machten und hatte daher keinen leichten Stand.
André Schürrle (ab 66.): Kam in einer Phase ins Spiel, in der die Österreicher mächtig Druck machten und hatte daher keinen leichten Stand. © imago sportfotodienst
Konnte keine nennenswerten Impulse geben. Ohne Note.
Konnte keine nennenswerten Impulse geben. Ohne Note. © imago sportfotodienst
Holger Badstuber (ab 69.): Reihte sich unauffällig in die unter Druck stehende deutsche Defensive ein.
Holger Badstuber (ab 69.): Reihte sich unauffällig in die unter Druck stehende deutsche Defensive ein. © imago sportfotodienst
Ohne Patzer. Ohne Note.
Ohne Patzer. Ohne Note. © imago sportfotodienst
Dennis Aogo (ab 92.): Ohne Note.
Dennis Aogo (ab 92.): Ohne Note. © imago sportfotodienst
Dennis Aogo (ab 92.): Ohne Note.
Dennis Aogo (ab 92.): Ohne Note. © imago sportfotodienst
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