Nichts ist entschieden zwischen Gladbach und dem VfL
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Mönchengladbach. . Gladbach hofft, Bochum ist sauer: Noch ist nach dem Relegationshinspiel zwischen der Borussia und dem VfL alles drin. Lucien Favre ist nicht entgangen, dass sich sein Team lange Zeit schwer getan hat.
Sollte Günter Perl in den nächsten Tagen einen Ohrenarzt aufsuchen müssen, dürfte er vielleicht darüber nachdenken, die Rechnung nach Bochum zu schicken. Mit schönen Grüßen an Friedhelm Funkel.
Der Trainer des VfL hat dem Unparteiischen jedenfalls nach dem 0:1 bei Borussia Mönchengladbach in seiner ersten Wut den Gehörgang ordentlich durchgepustet. Später hatte sich Funkel äußerlich wieder im Griff, innerlich brodelte es nach dem Relegationshinspiel zur Fußball-Bundesliga immer noch: „Die wissen gar nicht, was das bedeutet“, giftete Funkel.
Über „die“ und „das“ gab’s in der Tat einiges zu sagen.
„Die“ waren in diesem Moment alle Schiedsrichter dieser Welt, speziell natürlich Perl. Was Funkel so in Rage brachte, ist bekannt: Perl hatte zwei Minuten Nachspielzeit anzeigen lassen, nach einer Minute und 58 Sekunden flog der Ball ins Aus, aber den Einwurf ließ Perl dann ein paar Sekunden später noch ausführen. Nochmal gute zehn Sekunden und drei Abschlussversuche später lag der Ball im im Bochumer Netz, Torschütze Igor de Camargo unter einem Berg jubelnder Gladbacher – und der Vfl am Boden.
Nun rennt der Zweitligist im Rückspiel am Mittwoch einem 0:1 hinterher. Und einem kräftigen psychologischen Nachteil, der mit darüber entscheiden kann, ob Bochum in der kommenden Saison gegen Schalke und Dortmund oder gegen Paderborn und Aue spielt. Womit gesagt wäre, was Funkel mit „das“ meinte.
Der Zorn hatte sich beim VfL auch gestern noch nicht gelegt, aber manchmal ist es ein schmaler Grat zwischen verständlichem Ärger und penetrantem Klagen. Innenverteidiger Anthar Yahia etwa verstieg sich zu einer halben Verschwörungstheorie: man wolle Bochum wohl nicht oben sehen, der Verein werde immer wieder klein gemacht. Das ist dem Frust geschuldet, hilft aber nur den Gladbachern. Friedhelm Funkel wird sehen müssen, wie er die Enttäuschung über ein 0:1 in der 93. Minute rechtzeitig in eine „Jetzt erst recht“-Haltung für das Rückspiel umwandeln kann.
Denn vorbei ist es ja noch nicht. „Das ist die Wahrheit“, nickte Gladbachs Trainer Lucien Favre, als ihm nach dem Spiel jemand sagte, die Borussia sei nicht durch. Dabei machte Favre ein sehr wichtiges und sehr ernsthaftes Gesicht. Ihm ist natürlich nicht entgangen, dass sich sein Team lange überraschend schwer getan hatte. Erst nach der Pause neigte sich das vorher ausgeglichene Spiel in Richtung des Erstligisten. Hätte Bochums Keeper Andreas Luthe nicht vier- und fünfmal glänzend reagiert, wäre Favres Team wohl schon früher in Führung gegangen. So war Gladbach beim 1:0 sicher vom Glück geküsst, aber auch kein unverdienter Sieger.
Es steht also nicht schlecht um die Borussen. Sportdirektor Max Eberl ging lange nach dem Spiel in die Nacht hinaus und sagte noch, es sei einiges zusammen gewachsen in den letzten Wochen. Doch noch ist die Borussia nicht durch. Auch, weil Gladbach um sein Juwel Marco Reus bangt. Der talentierteste Borusse musste wegen eines Faserrisses an den Adduktoren ausgewechselt werden, man behandelt ihn nun fieberhaft, damit er am Mittwoch spielen kann. „Mit ihm“, nickt Favre, „sind wir besser.“ Dem einen VfL zum Trost, dem anderen zur Mahnung: Nichts ist entschieden.
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