Mönchengladbach.

Was für eine bittere Niederlage für den VfL Bochum. Die Nachspielzeit ist schon abgelaufen, Borussia Mönchengladbach darf den Einwurf aber dennoch ausführen. Der Ball kommt zu Igor de Camargo, den Kopfball der eingewechselten Offensivkraft kann Andreas Luthe noch entschärfen. Doch der Ball landet nach Hankes Fehltritt erneut bei de Camargo, und sein Nachschuss aus kurzer Distanz sitzt: 1:0 für Gladbach.

In der Nachspielzeit der Nachspielzeit. Unfassbar. VfL-Trainer Friedhelm Funkel, Kapitän Christoph Dabrowski, alle Bochumer waren stocksauer auf Schiedsrichter Günter Perl. „Das war absolut ungerecht. Es waren zwei Minuten angezeigt, nach 2:16 Minuten lässt er den Einwurf noch ausführen. Darüber habe ich mich aufgeregt“, sagte Funkel sichtlich erregt. „Dadurch hat Gladbach gewonnen.“

Höllenlärm im Borussia-Park

Finale, Teil eins. Höllenlärm im Borussia-Park. Da muss man erst einmal bestehen. „Wir müssen alles nach vorne werfen und den Gegner unter Druck setzen“, hat Mike Hanke ein paar Stunden vorher nicht gesagt, sondern gefordert. Und es ist nicht einmal eine Minute gespielt, als Tony Jantschke flankt und Björn Kopplin Juan Arango gerade noch daran hindern kann, den Ball, der schließlich den so siegesgewissen Gastgebern die erste von zu vielen Ecken beschert, ins Bochumer Tor zu köpfen. Aber der VfL, der aus Bochum, hält dagegen. Auch Funkels Mannschaft kommt zu Standards. Auch Anthar Yahia kann köpfen. Aber den Torjubel des Außenseiters in diesem ersten Relegationsspiel verhindern im so erfolgreichen wie glücklichen Zusammenspiel Filip Daems und die Latte.

Mönchengladbach erhöht den Druck, die Bochumer stehen meistens gut, nur Hanke und Marco Reus dürfen ein bisschen zu oft Doppelpass miteinander spielen. Ümit Korkmaz und Matthias Ostrzolek haben einen schweren Stand auf ihrer Seite. Dann ist Andreas Luthe gefordert, Mo Idrissou prüft den VfL-Schlussmann, der sich nun höllisch konzentrieren muss. Denn die Gladbacher bekommen Standards am laufenden Band. Glück für den VfL diesmal, als Dante nach einem der zahlreichen Eckbälle mit dem Kopf über das Tor zielt.

5000 Bochumer machen sich bemerkbar

Es ist eine halbe Stunde gespielt, noch immer ist kein Tor für die Borussia gefallen. Allmählich wird es ruhiger auf den Rängen, die 5000 Bochumer machen sich zunehmend bemerkbar. Ihre Mannschaft bekommt nun mehr Spielanteile, lässt den Ball auch ganz gefällig kreisen, nur der Zug nach vorne fehlt. Mirkan Aydin ist zu oft auf sich allein gestellt. Und plötzlich sind die Borussia-Fans wieder auf den Bäumen. Hanke ist durch, Luthe pariert, Roman Neustädter, den die Bochumer einst haben wollten, aber nicht bekamen, wird von Kopplin gebremst. Immer noch 0:0 - was beschert die zweite Halbzeit?

Sie beginnt auf Bochumer Seite ohne Aydin, der erkältet ist und Atemprobleme hat, und mit Chong Tese. Es ist der erste Einsatz des Koreaners nach seinem Wirbelanbruch in Frankfurt. Damit verliert der VfL etwas an Ballsicherheit und Ballbehauptung, denn Aydin hatte sich hervorragend geschlagen im ersten Durchgang.

An der grundsätzlichen Marschrichtung beider Teams ändert sich nichts. Die Gladbacher machen nicht auf, bleiben bei ihrer kontrollierten Offensive. Offenbar sind Lucien Favres Warnungen vor den Bochumer Kontern auf fruchtbaren Boden gefallen. Das zähe Ringen geht weiter. Und die Frage bleibt offen: Wer macht den ersten, vermutlich entscheidenden Fehler?

Dabrowski macht auf sich aufmerksam

Christoph Dabrowski, in der ersten Halbzeit in seinen Offensivaktionen sehr zurückhaltend, macht jetzt auf sich aufmerksam. Mit einem Kopfball, dem aber der nötige Druck fehlt. Ein paar Minuten später kommt der VfL-Kapitän einen Schritt zu spät - Ümit Korkmaz hatte flach hereingepasst.

Gladbach legt wieder eine Schüppe drauf. Und Kopplin holt sich seine fünfte Gelbe Karte ab - er wird am kommenden Mittwoch im Rückspiel fehlen. Ein herber Nackenschlag. Nur wenige Sekunden später die große Chance für Hanke. Aber der Ball segelt über das Bochumer Tor, das nun noch einmal ernsthaft in Gefahr gerät. Auch Matthias Ostrzolek sieht Gelb - zum Glück. Schiedsrichter Perl wertet sein Foul gegen Reus nicht als Notbremse, wie von den Gladbacher Fans gefordert. Luthe pariert in diesem intensiven, guten Spiel erneut gegen Arango - ehe die Nachspielzeit der Nachspielzeit die Entscheidung bringt.

Im Hinspiel. Zuhause muss der VfL nun mit zwei Toren Differenz gewinnen. Funkel: „Wir müssen eine unglaublich gute Leistung bringen, um das noch zu drehen.“

Luthe und Johansson waren die besten Bochumer

Andreas Luthe: Der gewohnt sichere Rückhalt für den VfL Bochum.
Andreas Luthe: Der gewohnt sichere Rückhalt für den VfL Bochum. © Gero Helm / WAZ FotoPool
War immer zur Stelle, wenn Gefahr drohte, spielte klug mit und konnte sich in der Schlussphase noch zweimal auszeichnen, konnte den Gegentreffer aber nicht verhindern. Note: 2
War immer zur Stelle, wenn Gefahr drohte, spielte klug mit und konnte sich in der Schlussphase noch zweimal auszeichnen, konnte den Gegentreffer aber nicht verhindern. Note: 2 © WAZ FotoPool
Björn Kopplin: Klärte in höchster Not gegen Idrissou (26.) und Neustädter (34.), erst Mitte der ersten Halbzeit besser im Spiel.
Björn Kopplin: Klärte in höchster Not gegen Idrissou (26.) und Neustädter (34.), erst Mitte der ersten Halbzeit besser im Spiel. © Gero Helm / WAZ FotoPool
Sah in der 68. Minute seine fünfte Gelbe Karte (wegen eines dummen Fouls) und ist für das Rückspiel gesperrt. Note: 3
Sah in der 68. Minute seine fünfte Gelbe Karte (wegen eines dummen Fouls) und ist für das Rückspiel gesperrt. Note: 3 © WAZ FotoPool
Marcel Maltritz: Drosch die Bälle einfach wuchtig aus dem Strafraum. Bei einem Konter fast erfolgreich (22.).
Marcel Maltritz: Drosch die Bälle einfach wuchtig aus dem Strafraum. Bei einem Konter fast erfolgreich (22.).
Ansonsten stabil und vor allem in Halbzeit zwei cool gegen Idrissou. Aber ließ mit Yahia de Carmago aus den Augen. Note: 3
Ansonsten stabil und vor allem in Halbzeit zwei cool gegen Idrissou. Aber ließ mit Yahia de Carmago aus den Augen. Note: 3 © imago sportfotodienst
Anthar Yahia: Machte den etwas sicheren Eindruck im Vergleich zu seinem Nebenmann Maltritz.
Anthar Yahia: Machte den etwas sicheren Eindruck im Vergleich zu seinem Nebenmann Maltritz. © imago sportfotodienst
Hatte wie Maltritz de Camargo in der Schlusssekunde nicht im Blick, bediente den Gladbacher Stürmer unglücklich. Note: 3
Hatte wie Maltritz de Camargo in der Schlusssekunde nicht im Blick, bediente den Gladbacher Stürmer unglücklich. Note: 3 © imago sportfotodienst
Matthias Ostrzolek: Hatte aus seiner linken Seite die schwierige Aufgabe, Marco Reus' Aktionsradius klein zu halten.
Matthias Ostrzolek: Hatte aus seiner linken Seite die schwierige Aufgabe, Marco Reus' Aktionsradius klein zu halten. © imago sportfotodienst
Machte mit seinen jungen Jahren ein abgeklärtes Spiel, war aber in der 75. Minute etwas ungeschickt vor dem eigenen Strafraum. Note: 3
Machte mit seinen jungen Jahren ein abgeklärtes Spiel, war aber in der 75. Minute etwas ungeschickt vor dem eigenen Strafraum. Note: 3 © imago sportfotodienst
Christoph Dabrowski: Im Mittelfeld in der Luft kaum zu bezwingen. Allerdings noch nicht der Alte, was seine Offensivaktionen angeht.
Christoph Dabrowski: Im Mittelfeld in der Luft kaum zu bezwingen. Allerdings noch nicht der Alte, was seine Offensivaktionen angeht. © imago sportfotodienst
Ordentliche Leistung des Kapitäns und fast mit einem Traumtor in letzter Minute. Note: 3
Ordentliche Leistung des Kapitäns und fast mit einem Traumtor in letzter Minute. Note: 3 © imago sportfotodienst
Andreas Johansson: Knüpfte nahtlos an seine überragende Leistung aus dem Duisburg-Spiel an.
Andreas Johansson: Knüpfte nahtlos an seine überragende Leistung aus dem Duisburg-Spiel an. © imago sportfotodienst
Starkes Zweikampfverhalten, gute Übersicht und immer bereit, einen Schritt mehr zu machen als die anderen auf dem Platz. Wieder eine prima Leistung des VfL-Schweden Note: 2
Starkes Zweikampfverhalten, gute Übersicht und immer bereit, einen Schritt mehr zu machen als die anderen auf dem Platz. Wieder eine prima Leistung des VfL-Schweden Note: 2 © imago sportfotodienst
Faton Toski (bis 82.): Trieb den Ball schnell und sicher nach vorne. Machte ein gutes Spiel in der ersten Halbzeit, weil auch seine Standardsituationen gefährlich waren.
Faton Toski (bis 82.): Trieb den Ball schnell und sicher nach vorne. Machte ein gutes Spiel in der ersten Halbzeit, weil auch seine Standardsituationen gefährlich waren. © imago sportfotodienst
War in der zweiten Halbzeit nicht mehr so aktiv. Note: 3
War in der zweiten Halbzeit nicht mehr so aktiv. Note: 3 © imago sportfotodienst
Slawo Freier: Bemüht und aktiv.
Slawo Freier: Bemüht und aktiv. © imago sportfotodienst
Wurde häufig gefoult und gut von der Gladbacher Defensive gedeckt. Konnte sich deshalb nicht so entfalten. Note: 3
Wurde häufig gefoult und gut von der Gladbacher Defensive gedeckt. Konnte sich deshalb nicht so entfalten. Note: 3 © imago sportfotodienst
Mirkan Aydin (bis 46): In der Anfangsviertelstunde nervös. Hatte einen schweren Stand gegen die solide Gladbacher Innenverteidigung.
Mirkan Aydin (bis 46): In der Anfangsviertelstunde nervös. Hatte einen schweren Stand gegen die solide Gladbacher Innenverteidigung. © imago sportfotodienst
Konnte seine feine Technik nicht ausspielen. Blieb ungefährlich. Note: 4,5
Konnte seine feine Technik nicht ausspielen. Blieb ungefährlich. Note: 4,5 © imago sportfotodienst
Ümit Korkmaz (bis 71.): Es hatte den Anschein, als spiele er ausschließlich mit der Hacke. Man könnte meinen, der Österreicher ist eher ein Brasilianer.
Ümit Korkmaz (bis 71.): Es hatte den Anschein, als spiele er ausschließlich mit der Hacke. Man könnte meinen, der Österreicher ist eher ein Brasilianer. © imago sportfotodienst
Bleib aber dafür zu häufig am Gegenspieler hängen. Note: 4
Bleib aber dafür zu häufig am Gegenspieler hängen. Note: 4 © imago sportfotodienst
Chong Tese (ab 46.): Der Nordkoreaner gab sein Comeback nach seinem Halswirbelbruch.
Chong Tese (ab 46.): Der Nordkoreaner gab sein Comeback nach seinem Halswirbelbruch. © WAZ FotoPool
Brachte seinen Trainer Friedhelm Funkel aber eher zur Verzweiflung, als dass er Torgefahr ausstrahlte. Mit einer großen Chance. Note: 4,5
Brachte seinen Trainer Friedhelm Funkel aber eher zur Verzweiflung, als dass er Torgefahr ausstrahlte. Mit einer großen Chance. Note: 4,5 © WAZ
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note.
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note. © WAZ FotoPool
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note.
Giovanni Federico (ab 71): Diesmal nicht der Joker für seine Mannschaft. Ohne Note. © WAZ FotoPool
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
Mimoun Azaouagh (ab 82.): Durfte noch acht Minuten ran, um zu gucken, ob es für das Rückspiel reicht. Ohne Note.
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