München. . Der FC Bayern München entlässt nach dem 1:1 in Nürnberg Trainer Louis van Gaal mit sofortiger Wirkung. Assisten Andries Jonker übernimmt. Bayern-Präsident Uli Hoeneß rechnete mit van Gaal ab.

Es hat sich noch am Abend im Mannschaftskreis des FC Bayern München herumgesprochen, was passiert ist. Die Kapitäne Philipp Lahm und Bastian Schwein­steiger waren nach der Rückkehr aus Nürnberg vom Vorstand über die Beurlaubung von Trainer Louis van Gaal informiert worden. Und vermutlich behielten die beiden diese Nachricht, die für viele im Team eine frohe war, nicht für sich. Franck Ribéry erschien gestern gut gelaunt zum Training – mit einem T-Shirt mit der Aufschrift „Revolution“. Es war wohl kein Zufall.

Als der FC Bayern und van Gaal vor fünf Wochen die Trennung zum Saisonende beschlossen und den Niederländer damit zur „lame duck“, zu einer „lahmen Ente“ machten, nahm sich der Trainer auf Zeit vor, den Verein Mitte Mai durch die Vordertür zu verlassen. Dieser Wunsch kann sich nun nicht mehr erfüllen, er wurde nach dem 1:1 in Nürnberg und dem Verlust des dritten Platzes an Hannover 96 vom Hofe gejagt. Die Partie am Samstag, ließ Präsident Uli Hoeneß wissen, „hat das Fass zum Überlaufen gebracht“.

Die Entscheidung sei „Ausdruck der Unzufriedenheit und Sorge und letztendlich auch der Verantwortung dem Klub gegenüber, alles zu tun, um noch Dritter zu werden“, begründete der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge den Trainerwechsel fünf Spieltage vor dem Ende. Mit Details hielt er sich zurück, denn man wolle „keine dreckige Wäsche waschen“.

Hoeneß hingegen nahm die ultimative Abrechnung vor. Mit dem Torwartwechsel von Jörg Butt zu Thomas Kraft in der Winterpause „ist die Scheiße losgegangen“, polterte der Präsident, der seit Monaten nicht gut zu sprechen war auf den uneinsichtigen Holländer. Damals hatten die Verantwortlichen van Gaal vor den möglichen Folgen gewarnt, aber der wich wie immer nicht von seinem Weg ab. Der Rückhalt für den Trainer schwand, auch weil der sich in Personal- und Systemfragen stur stellte. „Dass die Spieler hinter ihm standen, ist ein Märchen“, sagte Hoeneß. Er stellte fest, dass bei dem einen oder anderen „pure Angst die Aktionen begleitet“. Der Spaß jedenfalls, findet der Präsident, „der hat in letzter Zeit in diesem Verein gefehlt“.

Er erwartet nun gegen Leverkusen mit dem künftigen Bayern-Trainer Jupp Heynckes „eine Explosion und dass die Zwangsjacke, in der die Spieler seit Monaten stecken, abgestreift wird“.

Nach dem 1:1 in Nürnberg hatte sich die Bayern-Führung schon auf der privaten Heimfahrt auf die Entlassung verständigt. Als eine gute Stunde später der Mannschaftsbus an der Säbener Straße eintraf, wurde zunächst Louis van Gaal ins Vorstandsbüro gebeten, um ihm die Entlassung mitzuteilen, dann wurde dessen erster Assistent Andries Jonker kontaktiert. Der 48-Jährige wird mit Hermann Gerland an seiner Seite die Mannschaft bis Saisonende betreuen. Mit van Gaal wurden auch die Co-Trainer Max Reckers, Frans Hoeck und Jos van Dijk beurlaubt.

Jonker habe in der Kabine „eine bemerkenswerte Antrittsrede“ gehalten, erzählte Rummenigge. „Er wird alles Gute übernehmen, aber Dinge verändern, die aus seiner Sicht veränderungswürdig sind.“ Dazu gehört wohl ein Wechsel im Tor. Am Sonntag gegen Leverkusen wird vermutlich wieder Jörg Butt in der Anfangself stehen. Der von van Gaal gegen die Überzeugung der Verantwortlichen in der Winterpause zur Nummer eins beförderte Thomas Kraft hatte am Samstag mit einem missratenen Zuspiel den Nürnberger Ausgleich eingeleitet. Dass der 22-Jährige damit nun indirekt seinen Förderer zu Fall gebracht hat, bezeichnete Rummenigge als „Ironie des Schicksals“.

Gegen Leverkusen dürfte Kraft nun in der Startelf fehlen, ebenso wie der gelbgesperrte Holger Badstuber und Arjen Robben. Der Holländer hatte nach dem Schlusspfiff erregt auf Schiedsrichter Knut Kircher eingeredet und sich dabei im Ton vergriffen, weshalb er die Rote Karte sah. Die Aktion sei „inakzeptabel“, sagte Rummenigge, aber es passe gut zu dem, „was wir in den letzten Wochen erlebt haben. Die Nerven liegen bei einigen Spielern blank“. Nicht nur bei den Spielern.