Essen/München. . Der FC Bayern hat seine Entscheidung korrigiert, Trainer Louis van Gaal noch bis zum Saisonende arbeiten zu lassen. Nach dem 1:1 in Nürnberg muss der Niederländer sofort gehen. Ein Kommentar.

Thomas Kraft wusste sofort, welchen Bock er da geschossen hatte. Der Torwart des FC Bayern leistete sich in Nürnberg einen Fehler der Kategorie „unverzeihlich“. Sein Trainer aber stand zu ihm. „Fußball wird von Menschen gespielt, und Menschen machen Fehler“, meinte Louis van Gaal – eine sehr ehrenwerte Haltung.

Denn er selbst musste am Ende die komplette Verantwortung dafür tragen. Hätten die Bayern beim 1. FC Nürnberg unspektakulär 1:0 gewonnen, wäre einfach weitergemacht worden wie bisher. Krafts Fehler aber war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Wenn die Bayern ihre Ziele gefährdet sehen, ziehen sie Konsequenzen. Das war schon immer so. Neu war in dieser Saison lediglich, dass sie nach ihrem Beschluss, mit van Gaal nicht in die nächste Saison zu gehen, nicht sofort einen neuen Trainer präsentierten. Sondern den alten weiter werkeln ließen. Und das nur, weil gerade kein anderer auf dem Markt der Möglichkeiten war, der ihnen direkt hätte helfen können. Früher hatten sie sich in solchen Fällen von Ottmar Hitzfeld oder Jupp Heynckes retten lassen.

Doch diese halbherzige Geschichte konnte nicht gut ausgehen. Profis sind abgebrüht – einem Trainer, dem die Führungsetage nicht mehr das volle Vertrauen ausspricht, dem schenken sie nur noch dann Gehör, wenn es sein muss. Van Gaal war in München längst erledigt, seit Präsident Uli Hoeneß sich im Herbst vergangenen Jahres öffentlich über dessen Sturheit beklagt hatte.

Jetzt also haben die Bayern doch noch die Reißleine gezogen und van Gaal gefeuert. Sie können ohnehin nur noch darauf hoffen, irgendwie mit den letzten Sprüngen die Champions League zu erreichen. Deutschlands anspruchsvollster Fußball-Klub stellt sich in dieser Saison nicht gerade wie ein Vorzeigeverein dar.