Mönchengladbach. . Der Bundestrainer legt sich mächtig ins Zeug, um dem Testspiel gegen Australien eine Bedeutung zu geben.

Man hätte eine Strichliste anfertigen sollen. Dann hätte man gewusst, wie oft Joachim Löw das Wort „wichtig“ benutzt hat. Aber unmittelbar nach der 1:2-Niederlage in Mönchengladbach konnte natürlich noch niemand wissen, wie inflationär das Wort gebraucht werden würde. Ein wichtiger Test, betonte der Bundestrainer, er sprach von einer wichtigen Erfahrung, wichtig für die Spieler, wichtig für die Entwicklung, wichtig für dies und für das - selten, diesen Eindruck musste man auf der Pressekonferenz nach der Pleite gegen Australien gewinnen, dürfte es ein vergleichbar wichtiges Spiel auf deutschem Boden gegeben haben.

Warum genau diese Partie so bedeutsam gewesen sein soll, welche interessanten Erkenntnisse er denn gewonnen habe, wurde der Bundestrainer gefragt. Und seine Antwort blieb bemerkenswert vage. Er wolle sich in den nächsten Tagen die Aufnahmen der Partie noch einmal genau angucken, dann könne er die Begegnung aufarbeiten, aber schon jetzt könne er sagen, das Spiel sei „wichtig für die Weiterentwicklung der Spieler“ gewesen.

Es war ein bemerkenswerter Auftritt, weil mit jedem Satz ein ungeheurer Rechtfertigungsdruck deutlich wurde, für den Bayern-Präsident Uli Hoeneß gesorgt hatte, der im Vorfeld kurzerhand erklärt hatte, solche Testspiele seien sinnlos, sie dienten allein der Geldvermehrung des DFB.

Und tatsächlich darf sich der Bayern-Präsident nach dem Spiel bestätigt fühlen. Ein neu zusammen gepuzzeltes Team spielte, wenig überraschend, wie ein neu zusammen gepuzzeltes Team. Andre Schürrle bemühte sich ordentlich - aber ist es jetzt wichtig zu wissen, dass er keine Bindung zu einer Mannschaft fand, die es in dieser Konstellation nie wieder geben wird? Interessant wäre es womöglich gewesen, zu erleben, wie sich Schürrle in einer A-Elf bewährt hätte, wie er klar gekommen wäre im Verbund mit Mesut Özil, Sami Khedira und all den anderen Stammspielern. Aber Freundschaftsspiel und Bestbesetzung sind offenbar zwei Begriffe, die sich weitgehend ausschließen.

Genau genommen hatten die Neulinge kaum etwas zu gewinnen. Der Job, persönlich zu glänzen in einer Ansammlung von Einzelakteuren, die weit entfernt sind von einer Einheit, ist vor allem undankbar. Man denke nur an die Dortmunder Profis, die plötzlich Baustellen bearbeiten mussten, die es in einem funktionierendem Team kaum gegeben hätte. Sind also Mats Hummels, Sven Bender und Marcel Schmelzer durchs Sieb gefallen? Ist das Urteil, noch nicht reif genug für die A-Elf, wirklich berechtigt? Natürlich nicht. Die Leistungen der BVB-Kicker sind streng genommen gar nicht zu bewerten. Zumal Borussias Kicker bereits am Samstag gegen Hannover 96 wertvolle Punkte für die Meisterschaft holen wollen.

2:2 in Dänemark, 0:0 in Schweden, 1:1 gegen Italien und jetzt 1:2 gegen Australien, die Testspielergebnisse der vergangenen Monate nach der Weltmeisterschaft belegen vor allem eins: die Testspiele werden zu wenig wichtig genommen. Besonders vom Bundestrainer, der oft genug einen bunten Haufen aufs Feld schickt, und bereits mit der Aufstellung signalisiert, welchen Stellenwert die Begegnung wirklich hat.