Bochum. Laut der Staatsanwaltschaft Bochum sind im Zuge des Wettskandals “auf jeden Fall“ Spiele manipuliert worden. Am Mittwoch hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger dies noch abgestritten.

Der Staatsanwalt im Bochumer Prozess um den Fußball-Wettskandal hat dem DFB-Präsidenten Theo Zwanziger widersprochen und betont, dass es "auf jeden Fall" Manipulationen in Deutschland gegeben habe. "Wir haben Anhaltspunkte, dass es tatsächlich passiert ist", sagte Andreas Bachmann, der die Anklage gegen die ersten vier Beschuldigten vertritt, am Rande des 20. Verhandlungstages vor dem Bochumer Landgericht.

Zwanziger hatte am Mittwoch vor dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages erklärt: "Nach jetzigem Stand gibt es keine Merkmale, dass Spiele wirklich manipuliert wurden." Bachmann stellte klar: "Alle Spieler haben bestritten, dass sie manipuliert haben. Aber das ist für uns unerheblich." Die Angeklagten bestätigten derweil in mehreren Fällen, dass sie Spieler bestochen hätten und die Manipulation erfolgreich gewesen sei. Das sagten auch die mutmaßlichen Haupttäter Ante S. und Marijo C. aus, die als Zeugen auftraten.

Auch Zwanzigers Aussage, es sei kein Schiedsrichter betroffen, wollte Bachmann nicht zustimmen. "Das kann ich so nicht bestätigen", sagte der Bochumer Ankläger. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen die Schiedsrichter Cetin Sevinc (Waltrop) und Thorben Siewer (Drolshagen) ermittelt, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die beiden mit einer Schutzsperre belegt. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Neun Spieler vom DFB gesperrt

Der DFB verfolgt den Prozess in Bochum durch Mitglieder des Kontrollausschusses, die Zwanziger regelmäßig Bericht erstatten. Nach SID-Informationen teilten sie ihrem Präsidenten lediglich mit, dass nach derzeitigem Sachstand verdächtigen Spielern eine konkrete Manipulation nicht zu beweisen sein werde - nicht, dass es keine Hinweise auf tatsächliche Spielbeeinflussung gebe. Für die Verurteilung durch das Sportgericht wegen unsportlichen Verhaltens reicht es jedoch, eine Manipulation verabredet zu haben.

Bislang sind neun Spieler vom DFB mit Sperren belegt worden. Die höchsten Strafen bekamen der frühere Osnabrücker Zweitliga-Profi Marcel Schuon und der ehemalige Verler Regionalliga-Spieler Patrick Neumann mit jeweils zwei Jahren und neun Monaten. Gegen drei weitere Spieler wurden die Ermittlungen eingestellt.

Insgesamt stehen in Deutschland 69 Spiele von der 2. Fußball-Bundesliga abwärts unter Manipulationsverdacht. Den vier Angeklagten im laufenden Prozess, Nürettin G., Tuna A., Stevan R. und Kristian S., wird die Einflussnahme auf insgesamt 32 Partien, davon 17 in Deutschland, vorgeworfen. Ab 21. März stehen auch Ante S. und Marijo C. in Bochum vor Gericht. Sie sind für die Staatsanwaltschaft die "Köpfe der Bande". (sid)