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Nationalspieler Mats Hummels trifft Nationalspielerin Linda Bresonik. Auch die Männer werben für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland.

Alles. Nur nicht die Meisterfrage. Mats Hummels zögert einen Moment lang, und das fällt bei einem wie ihm sofort auf. Denn Mats Hummels ist ein Typ, der mit seinem Lächeln das Licht im Raum anknipsen könnte.

Alles. Auch die Meisterfrage. „Dortmund natürlich“, sagt Linda Bresonik und schaut Hummels herausfordernd an. Der lächelt wieder. Und schweigt. Auch, als Linda Bresonik nachsetzt: „Ihr spielt einfach den geilsten Fußball der Bundesliga, das ist schon klasse.“

Mit diesem Kompliment kann Mats Hummels wohl gut leben. Und es ist ja nicht so, als ob der Dortmunder Profi nicht auch mit ein bisschen Wissen über den Frauenfußball glänzen könnte. Es ist das Jahr, in dem der DFB auf ein neues Sommermärchen hofft. Ein kleines zumindest, denn natürlich wird sich die WM der Frauen, die Ende Juni in Deutschland beginnt, nicht mit der Männer-WM von 2006 vergleichen können. Fußballerisch nicht, nicht von der Bedeutung her und auch nicht, was die schiere Dimension angeht. Wahrscheinlich scheint auch die Sonne nicht 30 Tage lang am Stück, verwandelt sich Deutschland nicht in eine einzige Partymeile, und vermutlich fährt auch die Deutsche Bahn nicht mehr so pünktlich wie im Sommer des Jahres 2006.

Aber seine Nationalelf, die der Männer, setzt der DFB in diesen Wochen gerne als Lokomotive für die Frauen-WM ein. Es hängt viel ab von diesem Turnier, viel für die Frauen-Bundesliga, viel für den Frauenfußball in Deutschland überhaupt.

So wächst zusammen, was für viele Kritiker des Frauenfußballs immer noch nicht zusammen gehört. Linda Bresonik und Mats Hummels haben sich zum Beispiel zum ersten Mal getroffen, weil sie in einem gemeinsamen WM-Spot auftreten. Im Grunde ist es kurios, dass sich beide jetzt erst treffen: Bresonik, 28 Jahre alt und seit zehn Jahren Nationalspielerin, tritt in der Liga für FCR Duisburg an. Keine Autostunde von Dortmund. Und doch trennen Frauen und Männer im Fußball Welten.

„Dabei habt ihr unheimlich aufgeholt“, sagt Hummels, „bei euch ist eine viel schnellere Entwicklung drin, als es sie bei uns gab.“ Es stimmt, und es wird doch oft vergessen, wie schwierig der Beginn des Frauenfußballs in Deutschland war. Dass der DFB lange Zeit das Kicken für Frauen verboten hatte, dass die Nationalmannschaft nach dem ersten WM-Titel mit einem Kaffee-Service abgespeist wurde, das alles sind Geschichten aus dem Mustopf. Sollte die Nationalelf im Juli zum dritten Mal in Folge den Titel holen, gibt’s angeblich 60 000 Euro für jede Spielerin. Immer noch ein Bruchteil dessen, was die Männer bekommen. Aber immerhin.

Gehaltsunterschiede sind gravierend

„Dreimal in Folge Weltmeister“, sagt Hummels an dieser Stelle und bricht den Satz ab. Heißt unausgesprochen: Für eine deutsche Nationalspielerin eine ganz realistische Perspektive, für einen deutschen Nationalspieler unerreichbar.

Über Geld spricht man ja nicht, vielleicht spielen die gewaltigen Verdienstmöglichkeiten in der Männer-Bundesliga und die eher bescheidenen Gehälter der Frauen keine große Rolle beim ersten Treffen der beiden. „Wenn alles glatt läuft, habe ich sicher den Vorteil, dass ich nach der Karriere finanziell sorgenfrei leben kann“, sagt Hummels. „Aber das heißt doch nicht, dass ich mit 35 Jahren nichts mehr tun möchte.“ Diesen Luxus hat Linda Bresonik nicht. „Na und?“, sagt sie, „mir war immer klar, dass ich ein zweites Leben nach dem Fußball beginnen muss.“ Mit 28 hat sie noch Zeit, aber die aktuelle Idee klingt sympathisch ausgefallen: „Vielleicht eröffne ich einen Hundesalon, wer weiß.“

Was bleibt noch? Natürlich, die leidige Meisterfrage. „Na?“, fragt Linda Bresonik. Und endlich bekennt ein Dortmunder Farbe: „Frankfurt oder Potsdam“, sagt Hummels. Stimmt. Alle anderen Frauen-Bundesligisten sind längst hoffnungslos abgeschlagen. Warum der Kerl jetzt wohl wieder lächelt?