Hamburg. . Der Hamburger SV ist auf der langen Suche nach einem neuen Sportdirektor nun fündig geworden. Der Däne Frank Arnesen kommt vom englischen Topklub FC Chealsea an die Elbe.
Quälend lange 607 Tage nach dem Abschied von Dietmar Beiersdorfer hat der Hamburger SV am Sonntag endlich die ersehnte „große Lösung“ für die Besetzung des Sportchef-Postens präsentiert. Der ehemalige dänische Nationalspieler Frank Arnesen wird zur kommenden Saison vom englischen Spitzenklub FC Chelsea zu den Hanseaten wechseln und hat beim HSV bereits am vergangenen Freitag einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014 unterschrieben. Bei den Londonern war der 54-Jährige Vorstandsmitglied und zuletzt als Sportdirektor sowie Nachwuchsleiter tätig. Seinen Abschied von den Briten hatte Arnesen schon im vergangenen November verkündet.
„Ich bin sehr glücklich, dass uns diese großartige Lösung gelungen ist. Frank Arnesen wird die sportlichen Geschicke unseres Vereins steuern und im sportlichen Bereich die finalen Entscheidungen treffen“, sagte Hamburgs Aufsichtsrats-Chef Ernst-Otto Rieckhoff, der den Kontakt mit dem neuen Manager auf Anraten des Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann gesucht hatte: „Er hat mich auf diese Option hingewiesen. Nach der Präsentation von Herrn Arnesen war der Aufsichtsrat komplett überzeugt und hat der Verpflichtung mit 12:0 Stimmen zugestimmt.“ Gleichzeitig stellte Rieckhoff das Engagement Arnesens noch über den weiter offenen Verbleib des HSV-Trainers Armin Veh: „Das war die wichtigste Personalentscheidung im sportlichen Bereich.“
Arnesen selbst fehlte bei Verkündung der Personalie in Hamburg. Mit seiner Unterschrift veredelte der Däne aber dennoch das gute Wochenende des HSV - am Samstag war ein 4:0 (1:0) gegen den Erzrivalen Werder Bremen gelungen. Aus der Ferne teilte der neue Sportchef mit: „Der HSV ist ein besonderer Klub mit einer großen Tradition und fantastischen Bedingungen. Ich bin überzeugt, dass wir mit der vorhandenen Kraft und den richtigen Entscheidungen etwas Großes entwickeln werden.“ Ein vorzeitiger Ausstieg aus seinem bis zum 30. Juni datierten Vertrag bei Chelsea scheint aber nicht in Frage zu kommen. An der HSV-Kaderplanung für die kommende Spielzeit wird Arnesen dennoch beteiligt sein.
Exzellentes Auge für Talente
„Ich kann mir vorstellen, dass es auch in London Telefone gibt“, sagte Rieckhoff: „Bei Chelsea stand er für den Umbruch und die Stärkung des Nachwuchses. Diese Kompetenzen werden auch für den HSV richtungsweisend sein.“ Neben Arnesen kommt auch Chelseas bisheriger Chefscout Lee Congerton nach Hamburg. Der 37-Jährige übernimmt den neugeschaffenen Posten des Technischen Direktors. Dem neuen HSV-Duo werden vor allem ein umfangreiches Netzwerk und ein exzellentes Auge für Talente nachgesagt.
Beim PSV Eindhoven von 1994 bis 2004
Von 1994 bis 2004 arbeitete Arnesen als Manager für die PSV Eindhoven und lotste in dieser Zeit unter anderem die damals noch weitgehend unbekannten Ronaldo, Jaap Stam und Arjen Robben zum Klub. Auch den heutigen HSV-Stürmer Ruud van Nistelrooy überzeugte Arnesen einst von einem Transfer nach Eindhoven. Von der PSV führte der Weg des Managers über Tottenham Hotspur zu Chelsea. Sein Wechsel innerhalb Londons ging alles andere als geräuschlos über die Bühne. Am Ende sollen Arnesens Dienste dem Chelsea-Chef Roman Abramowitsch eine Ablöse in Höhe von rund sechs Millionen Euro wert gewesen sein.
Umso erfreuter zeigt man sich in Hamburg über den Coup. „Frank Arnesen ist die richtige Antwort auf die Fragen, die das Fußball-Geschäft stellt. Er steht für den Aufbau von Mannschaften, internationale Kompetenz und Leidenschaft. Das ist ein guter Tag für den HSV“, sagte Hoffmann. Dabei dürfte der Deal mit dem neuen Sportchef vor allem für den Aufsichtsrat einem Befreiungsschlag gleichkommen. Zuletzt hatten die Kontrolleure durch das bereits als perfekt bewertete und am Ende doch geplatzte Engagement von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer schweren Schaden genommen.
Das Image war schon zuvor angekratzt. Seit der Demission Beiersdorfers wurden zehn Kandidaten für den Posten des Sportchefs verschlissen. Im vergangenen Mai erhielt dann Bastian Reinhardt den Zuschlag. Uneingeschränkte Akzeptanz konnte sich der Ex-Profi allerdings bis heute nicht erarbeiten. Dennoch soll Reinhardt dem HSV auch nach Arnesens Verpflichtung erhalten blieben. Der 35-Jährige wird dem Sportchef künftig wohl zuarbeiten. Seinen Posten im HSV-Vorstand wird Reinhardt im kommenden Sommer niederlegen. (sid)