Bochum.

Mehrere Fußballer gestehen im Wettskandal-Prozess vor dem Bochumer Landgericht Absprachen – und beteuern, „normal“ gespielt zu haben. Der ebenfalls belastete Thomas Cichon wurde noch nicht befragt.

„Elfmeterverschulden, Rote Karte, Eigentor“ – das waren die Mittel, mit denen man ein Spiel verschieben sollte. Marcel Schuon, Ex-Profi des Zweitligisten VfL Osnabrück, hat dies gestern im Prozess zum Fußball-Wettskandal vor dem Bochumer Landgericht ausgesagt. Einer der jetzt Angeklagten habe ihm 25 000 Euro versprochen. Gegenleistung: Das Spiel gegen Carl Zeiss Jena im Mai 2008 musste verloren werden.

Es kam anders. Die Begegnung endete 1:1. Das war, habe der Angeklagte damals geschimpft, „eine Riesenscheiße“. Die Wut hatte Gründe: Der Wetteinsatz betrug laut Anklage 50 000 Euro.

Schuon ist wegen seiner Verstrickung in den Skandal bereits Ende 2009 zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der 25-Jährige berichtete auch, wie er nach der Wettpleite gegen Jena den Verlust für den Auftraggeber gutmachen musste – im Spiel gegen Augsburg im April 2009. „Ich werde es versuchen“, habe er erklärt. Tatsächlich verlor Osnabrück 0:3. Laut Anklage waren 150 000 Euro auf dieses Spiel gesetzt. Trotz seiner Betrugszusage bestreitet Schuon aber, extra schlecht gespielt zu haben.

Spielschulden als Motiv

Als Motiv für die Absprachen gab der vom DFB bis August 2012 gesperrte Schuon Spielschulden an: „Ich war sehr stark spielsüchtig.“ Der 25-Jährige belastete auch seinen damaligen Mitspieler Thomas Cichon. „Er war beteiligt.“ Das aber bestreitet der ehemalige Bundesligaprofi, der derzeit für die Morokawa Swallows in Südafrika spielt. Vom DFB ist Cichon noch nicht befragt worden. Eine Aussage vor dem Kontroll-Ausschuss hat er zugesagt. Käme er nicht, würde dem in Essen aufgewachsenen gebürtigen Polen eine Vorsperre drohen.

Auch zwei Ex-Spieler des Ex-Regionalligisten SV Verl bestätigten gestern die Korruption. Der 25-jährige Student Tim H.: „Ich wurde gefragt, ob ich Interesse hätte, nebenbei Geld zu verdienen.“ Er müsse nur „absichtlich ein Spiel verlieren“. Das bei Mönchengladbach II im Mai 2009. Als Lohn waren „ungefähr 1000 Euro“ im Gespräch. „Ich habe mir das durch den Kopf gegen lassen.“ Angestiftet habe ihn Mitspieler Patrick N.

Völlig gegen den Plan siegte Verl 4:3. Zur Schadensbegleichung, erzählte Tim H., hätten die Wettbetrüger eine Niederlage im Spiel gegen Köln II verlangt. Das klappte. Ein weiterer Verler Ex-Spieler äußerte sich ähnlich. Man habe ihm die Manipulation als „kinderleicht“ angepriesen. Beide beteuerten aber, dennoch normal gespielt zu haben. Auch ein dritter Verler (29) sollte geschmiert werden. Er habe aber eine Verletzung simuliert, um nicht spielen zu müssen. „Ich habe Aaah! geschrien und einen Muskelfaserriss vorgetäuscht.“