Bochum. . Der ehemalige St.Pauli-Spieler Rene Schnitzler hat zugegeben, über 100.000 Euro Bestechungsgeld angenommen zu haben. Der Ex-Profi bestreitet jedoch, Spiele manipuliert zu haben.
Der frühere Zweitliga-Profi Rene Schnitzler hat in einem Gespräch mit dem Magazin Stern zugegeben, von einem Wettpaten insgesamt über 100.000 Euro Bestechungsgeld angenommen zu haben. Dafür habe er im Jahr 2008 fünf Spiele seines damaligen Vereins FC St. Pauli manipulieren sollen. Es soll sich um die Zweitliga-Auswärtsspiele beim FSV Mainz 05 (2), Hansa Rostock, dem FC Augsburg und dem MSV Duisburg handeln. Schnitzler bestreitet, die Spiele manipuliert zu haben. In drei der betreffenden fünf Begegnungen spielte er nicht.
Schnitzler gibt an, Geld von einem Wettpaten namens "Paul" erhalten zu haben. Laut Stern-Recherche handelt es sich um den Niederländer Paul R., der in den Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft im Wettskandal und in den Geständnissen der Angeklagten vor dem Bochumer Landgericht wiederholt aufgetaucht ist. Paul R. soll eine zentrale Figur des Wettskandals sein.
Schnitzler erklärte, er sei spielsüchtig. "Seit ich 18 Jahre alt bin, gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht gespielt habe", sagte der 25 Jahre alte Stürmer. Zuletzt spielte Schnitzler beim NRW-Ligisten FC Wegberg-Beeck (5. Liga). Sein Vertrag dort wurde am 15. Dezember aufgelöst, offiziell, um ihm die Rückkehr in den Profifußball zu ermöglichen.
Die Liste der Spiele, die angeblich manipuliert werden sollten:
- 18. Mai 2008: FSV Mainz 05 - FC St. Pauli 5:1 (3:0) / 34. Spieltag: Schnitzler nicht dabei
- 26. September 2008: Hansa Rostock - FC St. Pauli 3:0 (1:0): Schnitzler spielte 90 Minuten
- 19. Oktober 2008: FC Augsburg - FC St. Pauli 3:2 (0:0): Schnitzler nicht dabei
- 29. Oktober 2008: MSV Duisburg - FC St. Pauli 1:2 (0:0): Schnitzler nicht dabei
- 23. November 2008: FSV Mainz 05 - FC St. Pauli 2:2 (0:1): Schnitzler in der 75. eingewechselt
Schnitzler: Fast alle Top-Fußballer sind Zocker
Der frühere Zweitliga-Profi Rene Schnitzler hat im Rahmen seiner Schilderungen von Wettaktivitäten im Fußball behauptet, die Mehrzahl der Top-Spieler seien notorische Zocker. "Viele Profis haben gewettet wie Wahnsinnige. 70 oder 80 Prozent der Spieler einer Mannschaft setzen auf irgendwelche Partien in irgendwelchen Ligen", sagte Schnitzler, der unter anderem bei Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen und dem FC St. Pauli unter Vertrag stand, dem Magazin Stern.
Schnitzler hatte im Stern-Interview zugegeben, insgesamt 100.000 Euro Bestechungsgeld für Spielmanipulationen angenommen zu haben. Er habe jedoch keine Spiele manipuliert.
Aus seiner Zeit bei Bayer berichtet Schnitzler, ein Nationalspieler habe den Kollegen am Flughafen vor einem Testspiel gegen Legia Warschau einen Hut hingehalten: Jeder Profi sollte 500 Euro in den Jackpot einzahlen. "Da segelten die Scheine, mehr als 5000 Euro lagen drin. Und die hat der kassiert, dessen Koffer zuerst aufs Gepäckband fiel."
Pauli-Teammanager Bönig: Spiele "nullkommanull auffällig"
Fußball-Bundesligist FC St. Pauli hat die Enthüllungen seines ehemaligen Profis Rene Schnitzler über Bestechungen als Schock bezeichnet. "Mit so etwas hätten wir nie und nimmer gerechnet", sagte Teammanager Christian Bönig. "Die Tatsache, dass man mit der Wettmafia in Berührung kommt, ist ein Schlag ins Gesicht. Da wird der Sport mit Füßen getreten. Für uns war das ein Schock."
Der Verein habe die Spiele, die Schnitzler manipulieren sollte, bereits überprüft. "Sie waren alle nullkommanull auffällig. Rene Schnitzler hat wohl einen Betrüger betrogen. Hätte er die fünf Spiele manipuliert, hätten wir alle verloren. Wir haben in Mainz (beim 2:2 am 23. November 2008, d. Red.) in der 90. Minute den Ausgleich gemacht. Das sagt doch schon alles."
Die Staatsanwaltschaft Bochum, die im Zuge des großen Wettskandals die Ermittlungen leitet, habe bereits vor Tagen Kontakt mit dem Klub aufgenommen. "Alles, was wir wissen, teilen wir der Staatsanwaltschaft mit", sagte Bönig. Schnitzler sei ein Mensch, von dem er glaube, dass er eine "gewisse Suchtstruktur in sich getragen hat. Er hat eine Lebensbeichte abgelegt."
In dem Artikel des Magazins Stern wird auch der Name eines aktuellen Pauli-Spielers genannt, was Bönig als "bodenlose Frechheit" bezeichnet. Er lege für den Spieler seine Hand ins Feuer.