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Borussia Dortmund schlägt Werder Bremen 2:0. Und im Winter 2010 ist man geneigt, zu sagen: Na, und? Hatte man etwas anderes erwartet? Das ist natürlich etwas unfair, aber der BVB hat sich durch seinen Triumphzug eine Aura der Unbesiegbarkeit erspielt und erarbeitet .
Diese Aura der Unbesiegbarkeit wirkte sich dann gegen Bremen auch auf schmeichelhafte Schiedsrichter-Entscheidungen aus. Die Rekordjagd geht also ebenso weiter wie das Staunen, der Applaus des Publikums – und das Warten der Konkurrenz auf einen Einbruch der Schwarz-Gelben. Sehr wahrscheinlich werden die Dortmunder in dieser Spielzeit noch einmal ein Spiel verlieren, doch der Furcht, dass dem BVB ein langer, übler Absturz bevorsteht, der die Meisterschaft kosten könnte, gibt diese Mannschaft partout keine Nahrung.
Derweil etabliert sich Leverkusen als erster „Verfolger“. Nicht nur Bundestrainer Joachim Löw hat das Team von Jupp Heynckes als einzigen Ernst zu nehmenden Aspiranten auf den Meistertitel geadelt, auch beim BVB wird längst registriert, dass die Rheinländer über ein erhebliches spielerisches Potenzial verfügen. Und dennoch: Elf Punkte Vorsprung der Dortmunder auf „Bayer 04 Vizekusen“ sind und bleiben ein „Brett“, wie BVB-Trainer Jürgen Klopp es wohl formulieren würde.
Während also oben die Mannschaften einsam ihre Kreise ziehen, kommt in die unteren Tabellenregionen spürbar wieder Bewegung. Der Absturz des VfB Stuttgart geht weiter, die Panik der Verantwortlichen auch. 2007 wurden die Schwaben noch sensationell Deutscher Meister, der umjubelte Trainer hieß Armin Veh. Drei Jahre später ist Armin Veh längst entlassen – und schon wieder beim Hamburger SV hoch umstritten -, die Stuttgarter verschlissen mit Markus Babbel, Chris-tian Gross und nun Jens Keller seither drei weitere Trainer. Nun soll offenbar Bruno Labbadia die Mission Rettung moderieren. Jener Labbadia, der in seinen Bundesliga-Stationen Leverkusen und Hamburg jeweils eine fulminanten Auftakt hinlegte und nur wenig später, isoliert in Klub und Mannschaft, vom Hof gejagt wurde. Immerhin: Der gute Auftakt lässt die Stuttgarter hoffen, dass der Super-Gau Abstieg zu vermeiden ist.
Die Abstiegsangst ist an die-sem Wochenende wieder in viele Köpfe zurückgekehrt. Durch den 1:0-Sieg des 1. FC Köln sind plötzlich sogar wieder eine Vielzahl von Mannschaften direkt betroffen vom möglichen Schicksal, die Winterpause auf dem wenig kommoden Relegationsplatz zuzubringen. Zwischen dem Tabellen-Zwölften Kaiserslautern und dem 16., dem 1. FC Köln, liegen ganze drei Zähler.
Für den FC Schalke 04 bietet diese Konstellation im Übrigen eine große Chance. Mit einem Sieg am Sonntag in Mainz könnte das Team von Felix Magath plötzlich auf Rang 10 klettern. Mehr noch: Zwischen dem Tabellensechsten Hoffenheim (24) und dem 1. FC Köln (16.) liegen neun Punkte – mithin also weniger als zwischen Spitzenreiter Borussia Dortmund und dem Tabellenzweiten!
Den stärksten Auftritt am Samstag aber hatte wohl Bastian Schweinsteiger. Seine Vertragsverlängerung beim FC Bayern bis 2016, verkündet per Stadionmikrofon, erinnerte an die einstigen (leeren) Versprechungen eines gewissen Andreas Möller in Dortmund. Schweinsteiger aber bleibt in München – und mit ihm und Philipp Lahm als Taktgeber wollen die Bayern in den kommenden Jahren Europas Spitze erklimmen. Die deutsche Liga-Spitze in der Saison 2010/2011 aber bleibt für sie meilenweit entfernt. Dort thront Borussia Dortmund.