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Der Präsident knöpft sich den Trainer wegen dessen Sturheit vor. Die Reaktion des Niederländers wird zukunftsträchtig sein. So oder so.

Es soll Menschen ge­ben, die angenommen haben, Uli Hoeneß würde sich in seiner immer noch neuen Rolle als Präsident des FC Bayern München gnädiger geben als zuvor im täglich aufreibenden Managergeschäft. Diesen Ex­perten werden allerdings auch zwei weitere große Wahrheiten des deutschen Fußballs leicht zu vermitteln sein: Schalke 04 wird in dieser Saison noch Meister, und Joachim Löw steht vor der Entlassung als Bundestrainer.

Äußerlich ruhig und gefasst saß Uli Hoeneß am Wochenende im Studio des Senders Sky90. Sein Kopf wechselte nicht die Farbe, keine Ader schwoll an, der Tonfall blieb sachlich – der legendäre Sportstudio-Krawall mit Christoph Daum aus dem Jahr 1989 sollte unübertroffen bleiben. In­haltlich allerdings löste er ein gigantisches Beben aus. Denn er suchte die offene Konfrontation mit Bayern-Trainer Louis van Gaal.

Hoeneß warf dem Niederländer vor, Spieler aus der zweiten Reihe nicht stark gemacht zu haben. Er nannte die Namen Demichelis, Go­mez, Altintop und Timoschtschuk – van Gaal habe daran gedacht, diese Profis abzugeben, doch genau die hätten nun beim 4:2 gegen Freiburg das Spiel entschieden.

Der an extreme Machtfülle gewohnte Präsident verzweifelt an der Sturheit des Trainers. „Es ist schwierig, mit ihm zu reden“, sagte Hoeneß, „weil er anderer Leute Meinungen nicht akzeptiert.“ Van Gaal sei „nicht zugänglich für Vorschläge“. Und das beim FC Bayern, wo Trainer stets mit einer starken Führung kooperieren mussten.

„Es ist ähnlich wie bei Felix Magath: Ein Verein darf heutzutage keine One-Man-Show mehr sein“, betonte Hoeneß. Der Präsident vermutete allerdings, dass der Trainer die Kritik nicht annehmen werde. „Aber er wird damit leben müssen.“ Es wird darüber spekuliert, dass van Gaal an diesem Dienstag im Vorfeld des Champions-League-Spiels am Mittwoch beim rumänischen Meister Cluj kontern könnte. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge versucht bereits zu vermitteln.

Unruhe zur Unzeit? Hoeneß erklärte, dass er vor seinem Auftritt sehr wohl „einige Minuten nachgedacht“ habe. Den Zeitpunkt seiner Offensive hielt er für ideal. Weil jetzt die Chance bestehe, „die Dinge zu lösen“. Nach der Niederlage gegen Mainz hätte er bewusst nichts gesagt. „Aber jetzt ist die Bahn offen für eine gute Saison.“

Für das künftige Arbeitsverhältnis sah Hoeneß „kein Problem“. Tatsächlich? Der alte Profi muss mögliche Folgen dessen, was er angerichtet hat, berücksichtigt haben. Der Trainer, vor wenigen Monaten als Meister und Pokalsieger gefeiert, ist unabhängig. Auch Uli Hoeneß wird wissen, dass Louis van Gaal Bayern München nicht nötig hat.