Düsseldorf. .

Was macht eigentlich Arie van Lent? Der frühere Gladbach-Stürmer ist dem Fußball treu geblieben und auf die Trainerbank gewechselt. Mit DerWesten sprach Van Lent über seinen Job und seine Pläne.

Herr Van Lent. Viele Ihrer Tore sind unvergessen. Für Borussia Mönchengladbach schossen Sie das letzte Tor am altehrwürdigen Bökelberg. Im Trikot von Werder Bremen erzielten Sie gegen den 1.FC Köln in der Saison 96/97, nach einem Eigentor noch drei Treffer: Werder gewann 3:2.Inzwischen haben Sie eine Karriere im Fußball begonnen.

Arie van Lent: Das stimmt. Seit diesem Sommer bin ich in der 3. Liga als Cheftrainer von Rot-Weiß Ahlen tätig und besitze dort einen Zwei-Jahres-Vertrag und hoffe, den auch zu erfüllen.

Sind Sie zufrieden mit Ihrer Tätigkeit? Sportlich läuft es ja momentan nicht so rosig. Ahlen befindet sich im unteren Drittel der Tabelle.

Van Lent: Das ist richtig. Wir hatten am Anfang der Saison aus wirtschaftlicher Sicht unglaublich viele Probleme gehabt. Dadurch war vor allem mit der Personalplanung schwierig. Doch seitdem, muss man sagen, schlagen wir uns recht tapfer.

Vermissen Sie eigentlich die aktive Zeit als Spieler?

Van Lent: Überhaupt nicht. Durch verschiedene Bandscheibenoperationen musste ich meine Karriere beenden und wollte auch nicht mehr an diesen ganzen Reha-Maßnahmen teilnehmen. Mit 36 Jahren habe ich mich gefragt, ob diese Quälerei noch Sinn macht, denn ich fand es war ein würdiges Alter, um die Laufbahn zu beenden.

Nehmen Sie denn noch aktiv am Training teil?

Van Lent: Nein, das weniger. Ich mache höchstens mal beim „Vier gegen Zwei“ mit, aber alles andere geht gar nicht - da kann ich mich nur blamieren. Dafür kicke ich ab und zu mal mit der Hennes-Weisweiler-Traditionsmannschaft.

Merken Sie, dass sich der Fußball seit Ihrer aktiven Zeit verändert hat?

Van Lent: Ich glaube schon. Die Spieler heutzutage sind vielseitiger und können auf verschiedenen Positionen eingesetzt werden. Hinzu kommt, dass das Tempo merklich höher ist – vor allem durch die verbesserte Athletik. Der Aufwand ist zwar gleich geblieben, aber das ganze Drumherum ist professioneller und effektiver geworden.

Sie sind in den Niederlanden geboren, besitzen aber auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Wären Sie noch mal zwanzig, für welches Land würden Sie lieber spielen, Holland oder Deutschland?

Van Lent: Früher hätte ich gesagt: auf jeden Fall Holland. Aber mittlerweile bin ich schon so lange hier und der deutsche Fußball gefällt mir sehr. Wenn beide Mannschaften gegeneinander spielen, entscheide ich mich einfach für die Mannschaft, die besser drauf ist. Den Vorteil habe ich.

Verfolgen Sie In Ihrer Trainer-Tätigkeit eher die die deutsche oder die holländische Mentalität?

Van Lent: Als Trainer sehe ich mich ganz klar als Deutscher. Ich denke deutsch, schreibe alles auf Deutsch auf - aber das Holländische kriegt man nie ganz aus mir heraus. Ich fühle mich wohl dabei, dass ich nach so vielen Jahren in Deutschland meine Herkunft nicht vergessen habe.

Sind Sie als Trainer eher der Kumpel-Typ oder ein „harter Hund“ ?

Van Lent: Ich denke weder noch. Man kann mit mir reden, aber die Spieler müssen wissen wer der Chef ist.

Arie van Lent erzielte den letzten Treffer am Gladbacher Bökelberg.
Arie van Lent erzielte den letzten Treffer am Gladbacher Bökelberg.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Van Lent: Das Wichtigste ist erst einmal, dass ich dann noch gesund bin. Aber natürlich hoffe ich auch noch im Trainergeschäft tätig zu sein.

Welchen Verein würden Sie gerne mal trainieren? Borussia Mönchengladbach oder vielleicht sogar Real Madrid?

Van Lent: Die Bundesliga ist immer eine Herausforderung, aber es muss nicht unbedingt Gladbach sein. Ich habe eine gewisse Vorliebe für den Verein, das schon, aber wenn es sich woanders ergibt, ist das das auch in Ordnung. Vielleicht bin ich ja auch in drei Jahren bei Real Madrid (lacht). Erst einmal muss ich aber schauen, dass es hier in Ahlen hinhaut, denn das ist mir wirklich sehr wichtig.

Manche Trainer haben auch Mannschaften außerhalb Europas trainiert, Bernd Stange zum Beispiel, der im Oman und im Irak tätig war. Könnten Sie sich vorstellen eine exotische Mannschaft zu übernehmen?

Van Lent: Nichts gegen „ferne“ Länder, aber das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Die Arbeit hier in Deutschland gefällt mir und die möchte ich auch nicht missen.

Sie haben voriges Jahr ein Praktikum bei Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp gemacht. Welcher Trainer ist ein Vorbild für Sie und von wem würden Sie gerne noch etwas lernen?

Van Lent: Tatsächlich würde ich gerne mal bei Bayerns Louis van Gaal über die Schulter gucken. Aber auch die Arbeit in Dortmund war mit Sicherheit nicht weniger interessant. Während meiner aktiven Zeit habe ich 14 Trainer gehabt und da konnte ich einiges lernen.

Können Sie sich einen Beruf außerhalb des Fußballs vorstellen?

Van Lent: Im Moment nicht. Ich habe immer mit Fußball zu tun gehabt. Schon als Jugendlicher wollte ich Profi werden und auch jetzt macht mir die Arbeit unglaublich viel Spaß.