Gelsenkirchen. Jermaine Jones hat vor seinem Wechsel ins Nationalteam der USA mit Deutschland abgerechnet. Von der New York Times fühlte sich der 27-Jährige aber "völlig falsch wiedergegeben".
DFB-Flüchtling Jermaine Jones hat vor seinem angekündigten Wechsel in die USA mit seinem Heimatland abgerechnet und musste sich zudem Kritik von seinem neuen Trainer Felix Magath gefallen lassen. "In Deutschland sind Menschen wie ich unbeliebt. Man muss mich nur anschauen, ich bin nicht der perfekte Deutsche. Ich habe Tattoos, das mögen die Deutschen nicht. Die Menschen in den Staaten sehen eher aus wie ich. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht blond bin und keine blauen Auge habe. Bestimmte Dinge betreffend fühle ich mich in Deutschland nicht wohl", wurde der gebürtige Frankfurter in der New York Times zitiert.
Magath kritisierte Jones unterdessen für seinen Entschluss, künftig für die USA zu spielen. "Ich werde mit Jones ein Gespräch zu diesem Thema führen. Ich hätte mir gewünscht, dass er so eine weitreichende Entscheidung nicht im Urlaub trifft. Im Juli wäre auch noch Zeit dafür gewesen", sagte der Wolfsburger Meistermacher der Welt (Dienstagausgabe).
Magath fürchtet um Jones' Fitness.
Magath fürchtet wegen der langen Reisen um die Fitness seines Spielers: "Für den Spieler hat diese Wahl Nachteile. Er wird für seine Länderspiele um die halbe Welt reisen müssen. Das steckt man vielleicht zwei, drei Mal weg, aber auf Dauer bleibt davon etwas in den Kleidern hängen. Er wird mehr auf sich achten müssen, mehr Regeneration benötigen."
Am Montag erklärte Jones hingegen, er sei von der renommierten Tageszeitung New York Times falsch wiedergegeben worden. Er weise ausdrücklich darauf hin, dass ihm in Deutschland nie Rassismus begegnet sei und auch seine Entscheidung für eine Zukunft im US-Team nichts mit einer solchen Richtung zu tun habe. "Ich habe eine deutsche Mutter und selbst Kampagnen gegen Rassismus unterstützt. Ich finde ich es sehr ärgerlich und inakzeptabel, dass ich völlig falsch wiedergegeben wurde", sagte Jones dem Kölner Express: "Die Anzahl meiner Länderspiele hat nichts damit zu tun, dass ich ein Schwarzer bin."
Er sei vom Reporter der New York Times dreimal gefragt worden, ob man in Deutschland blond und blauäugig sein müsse, um im Nationalteam Karriere machen zu können. Er habe es dreimal eindeutig verneint.
Jones profitiert von neuer Regelung
Der Bundesliga-Profi von Schalke 04 hatte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) bereits am 9. Juni darüber informiert, dass er sich nach Gesprächen mit Berater Roger Wittmann entschieden habe, künftig für die amerikanische Auswahl zu spielen. Jones, der die deutsche und die US-Staatsbürgerschaft besitzt, profitiert dabei von den neuen juristischen Voraussetzungen nach den Beschlüssen des FIFA-Kongresses auf den Bahamas.
Denn seit kurzem können auch Spieler über 21 Jahre die Nationalmannschaft wechseln, solange der Akteur noch kein Pflichtspiel für die A-Nationalmannschaft eines Landes absolviert hat. Die drei Länderspiele von Jones für Deutschland gegen Österreich (3:0), gegen Weißrussland (2:2) und gegen England (1:2) waren allesamt keine Pflichtspiele.
Der US-Verband gibt sich aber derzeit noch zurückhaltend, Jones muss sich in den kommenden Wochen zunächst in Geduld üben. "Wir wissen nicht, ob die Regeländerung sofort wirksam ist, es könnte wohl noch 60 Tage dauern. Wir könnten einen Vorteil davon haben, dass Jones für uns spielen will, aber erst müssen noch Details geklärt werden", sagte US-Verbandsboss Sunil Gulati.