Astana.

Nach dem 3:0-Erfolg gegen die Türkei peilt die deutsche Nationalmannschaft heute Abend in Kasachstan den nächsten Sieg in der EM-Qualifikation an. Die späte Anstoßzeit erfordert eine spezielle Vorbereitung.

Vor dem Spiel gegen Kasachstan

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    Auch bei der Nachtschicht in Kasachstan will die deutsche Nationalmannschaft hellwach sein und Tore wie am Fließband erzielen. Der Anpfiff um 23 Uhr Ortszeit, Kunstrasen, 3899 Kilometer Anreise und die vier Stunden Zeitunterschied machen das Abenteuer Astana zum Kraftakt, aber Joachim Löw lässt keine Ausrede gelten. „Das darf uns alles nicht stören“, sagt der Bundestrainer und fordert von seiner Mannschaft im EM-Qualifikationsspiel am heutigen Dienstag (19 Uhr MESZ/ZDF) unmissverständlich den nächsten Sieg: „Die Umstände sind nicht so einfach. Aber wir wollen und müssen auch dieses Spiel gewinnen, dann haben wir eine perfekte Ausgangsposition.“

    Mesut Özil ist vier Tage nach dem beeindruckenden 3:0 gegen die Türkei wieder dabei, und Löw überlässt nichts dem Zufall, um den vierten „Dreier“ im vierten Spiel einzufahren. Der Bundestrainer reagierte auf die weiteste Anreise zu einer Quali-Begegnung in der DFB-Geschichte und die besonderen Umstände mit besonderen Maßnahmen. So stellte der DFB-Tross die Uhren erst gar nicht auf die kasachische Zeit um, sondern setzte komplett auf den deutschen Rhythmus. Das Motto: Spielen in Kasachstan, leben in Deutschland.

    Team bleibt im deutschen Zeitrhythmus

    Das bedeutete für Kapitän Philipp Lahm und Co., dass nach der Landung um 18.53 Uhr Ortszeit bei Dunkelheit und 12 Grad Celsius erst für 23.00 Uhr das Abschlusstraining angesetzt war - analog zur völlig ungewohnten Anstoßzeit am Dienstag. Weit nach Mitternacht stand erst das Abendessen an, gegen 03.00 Uhr sollte Nachtruhe sein. Der fünfstündige Flug steckte den Spielern noch in den Knochen. Um nicht frühzeitig vom Sonnenlicht geweckt zu werden, ließ der DFB im Rixos President Hotel daher sogar die Fenster verdunkeln.

    Für einen Tag sei eine derartige Vorgehensweise „kein Problem“, verdeutlichte DFB-Internist Tim Meyer, „da sich der Körper in dieser kurzen Zeit noch nicht umstellt. Deshalb haben wir diese Variante gewählt.“ Davon profitierten auch die Vereine bei der Rückkehr der Nationalelf am Mittwoch. Die Spieler könnten auf dem Rückflug nach Frankfurt/Main ihr Schlafdefizit aufholen.

    Die noch nie dagewesene Anstoßzeit verteidigte Teammanager Oliver Bierhoff mit dem Hinweis auf die Verpflichtungen dem deutschen Fernsehen gegenüber. „Das spielt eine wichtige Rolle. Wir wollten, dass uns möglichst viele Fans zu einer normalen Uhrzeit in Deutschland sehen können“, erklärte Bierhoff.

    „Wir nehmen jeden Gegner ernst“

    Löw ist trotz einer „ganz neuen Erfahrung“ davon überzeugt, dass seine Mannschaft „die gleiche Einstellung wie gegen die Türkei finden und diese Herausforderung bewältigen wird“. Dass der WM-Dritte die Aufgabe gegen den Underdog nach dem Fußball-Fest gegen die Türkei auf die leichte Schulter nehmen könnte, schloss der Bundestrainer aus. Man habe schon im September nach dem Belgien-Spiel (1:0) anschließend gegen Aserbaidschan (6:1) gezeigt, „dass wir jeden Gegner ernst nehmen“.

    Das Spiel wird auf für die deutsche Elf ungewohntem Kunstrasen in der modernen Astana Arena unter geschlossenem Dach stattfinden. Doch auch diesem Umstand und den etwas niedrigeren Temperaturen in Kasachstan, das zu 95 Prozent in Zentralasien liegt, wollte Löw nicht allzu viel Bedeutung beimessen.

    „Es ist vielleicht ein kleiner Vorteil, dass ein Teil der Mannschaft in Moskau schon einmal ein wichtiges Spiel auf Kunstrasen gespielt hat. Wir hatten diesmal zwar nur zwei Tage. Aber wir müssen und werden es schaffen, uns auch darauf einzustellen“, betonte der Bundestrainer.

    Der dreimalige Welt- und Europameister Deutschland machte sich zunächst in Berlin und dann am Montag in der Astana Arena mit dem Kunstrasen vertraut. Im Oktober 2009 hatte die DFB-Auswahl das entscheidende WM-Qualifikationsspiel auf Kunstrasen in Moskau gegen Russland 1:0 gewonnen.

    Löw kann auf Türkei-Elf setzen

    Immerhin kann Löw im letzten Qualifikationsspiel des Jahres auf dieselbe Mannschaft bauen, die am Freitag den härtesten Konkurrenten Türkei souverän bezwungen hatte. Auch Özil meldete sich rechtzeitig wieder fit, nachdem der 21-Jährige von Real Madrid wegen einer Knöchelprellung im Training pausiert hatte.

    Auch der gegen die Türkei schwache Heiko Westermann erhält eine neue Bewährungschance auf der ungewohnten linken Verteidigerposition, da Jerome Boateng wegen einer Magen-Darm-Grippe nicht mit nach Astana flog. Die Vorbereitung auf Kasachstan, das bisher noch nie Gegner der deutschen Elf war, lief laut Löw akribisch wie immer ab. Zumal er das Team des deutschen Trainers Bernd Storck „eindeutig besser“ als Aserbaidschan sieht: „Sie spielen sehr körperbetont und hatten gegen die Türkei und auch gegen Belgien einige gute Chancen. Außerdem haben sie einen deutschen Trainer und verkörpern deshalb auch einige deutsche Tugenden. Wir müssen auf der Hut sein.“ (sid)