Berlin. .

Nach dem Sieg gegen die Türkei wartet schon die nächste Bewährungsprobe auf die deutsche Nationalelf. Am Dienstag tritt Löws Team im fernen Kasachstan an - eine besondere Herauforderung für die DFB-Auswahl.

Vor dem Spiel gegen Kasachstan

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    Dem Fußball-Fest folgt die Abenteuer-Reise: Als der härteste Konkurrent „auswärts“ mit Bravour bezwungen und die spontane Kabinenparty mit Kanzlerin und Bundespräsident beendet war, hatten Bundestrainer Joachim Löw und Spielführer Philipp Lahm schon den anstrengenden Trip nach Kasachstan im Kopf. „Der Erfolg gegen die Türken zählt nichts, wenn wir jetzt nicht in Kasachstan nachlegen“, sagte der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem beeindruckenden 3:0 (1:0) gegen die Türkei in Berlin.

    Nur kurz wurde deshalb auch der optimale Start in die EM-Qualifikation mit drei Siegen aus drei Spielen gefeiert, ehe ab dem Samstagvormittag die volle Konzentration der „Spätschicht“ am Dienstag um 23 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ/live im ZDF und im Ticker von DerWesten.de) in Astana galt. „Auf uns wartet eine beschwerliche Anreise. Das ist nicht einfach zu bewerkstelligen. Aber ich bin überzeugt, dass die Mannschaft die gleiche Einstellung wie gegen die Türkei finden und diese Hürde in Kasachstan nehmen wird“, betonte Löw, der von einem Einsatz seines angeschlagenen Spielmachers Mesut Özil ausgeht.

    Dass der WM-Dritte die Aufgabe gegen den Underdog aus Kasachstan nach dem „Highlight“ gegen die Türkei auf die leichte Schulter nehmen könnte, schloss Löw aus. Man habe schon im September nach dem Belgien-Spiel (1:0) anschließend gegen Aserbaidschan (6:1) gezeigt, „dass wir jeden Gegner ernst nehmen“.

    Im deutschen Rhythmus bleiben

    Zumal für die DFB-Auswahl diesmal eine noch nie dagewesene Herausforderung bevorsteht. Am Montagmorgen startet die Mannschaft von Berlin aus ins rund 4000 Kilometer entfernte Astana, wo nach einem über fünfstündigen Flug am Abend das Abschlusstraining auf dem ungewohnten Kunstrasen stattfindet. Genauso spät wird am Dienstag angepfiffen.

    Optimistisch vor dem Kasachstan-Spiel: Bundestrainer Joachim Löw. Foto: AP
    Optimistisch vor dem Kasachstan-Spiel: Bundestrainer Joachim Löw. Foto: AP © AP

    „Das ist natürlich eine ganz neue Situation, ein neues Gefühl und eine neue Erfahrung. Aber wir werden diese Herausforderung bewältigen“, sagte Löw, der sich in Absprache mit DFB-Internist Tim Meyer für eine kurzfristige Anreise entschied, „um in unserem deutschen Rhythmus zu bleiben“.

    Immerhin können die DFB-Stars die besten Wünsche von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Christian Wulff mitnehmen, die analog zur WM die deutsche Elf nach dem Türkei-Spiel in der Kabine besucht hatten, um zum Sieg zu gratulieren. Außerdem gab es nach einer launigen Rede der Kanzlerin noch Reisetipps für Kasachstan.

    Keine Spur einer Formkrise

    Schon von den deutschen Fans im Berliner Olympiastadion hatte sich die Mannschaft ausgiebig feiern lassen - völlig zu Recht. Von einer Formkrise vor allem der Profis von Bayern München war vor 74.244 Zuschauern, die überwiegend mit der Türkei sympathisierten, nichts zu sehen. Der zweifache Torschütze Miroslav Klose, Lahm und Holger Badstuber waren mit Sami Khedira und Mesut Özil am auffälligsten.

    Für Klose, der im DFB-Dress wie ausgewechselt wirkt und seine unglaubliche Torquote (57 Treffer in 104 Länderspielen) verbesserte, stellt sich alles ganz einfach dar. „Hier habe ich eben das Quäntchen Glück. Bei Bayern wäre der Ball vom Pfosten links oder rechts an mir vorbeigesprungen, hier fällt er mir direkt auf den Helm“, sagte der 32-Jährige über das 1:0.

    Doch nicht nur Klose überzeugte. „Die Mannschaft hat einmal mehr ihre Qualität eindrucksvoll bewiesen“, lobte Lahm. Auch Löw war „absolut zufrieden“: „Das war sicher ein wichtiger Schritt in Richtung Qualifikation zur EM. Es war eine besondere Drucksituation. Aber die Mannschaft hat eine top Laufleistung, einen tollen Einsatz und eine unglaubliche Willenskraft gezeigt.“

    Özil kann wohl spielen

    Mesut Özil ist gegen Kasachstan voraussichtlich einsatzbereit. Foto: afp
    Mesut Özil ist gegen Kasachstan voraussichtlich einsatzbereit. Foto: afp © AFP

    Dies trifft auch auf Özil zu, den knapp eine Stunde lang die Pfiffe der türkischen Fans etwas aus dem Takt brachten, der dann aber immer stärker wurde und sich mit dem Treffer zum 2:0 (79.) belohnte. „Er hat schon bei der WM gezeigt, dass er sich von außergewöhnlichen Situationen nicht beeindrucken lässt“, sagte Löw.

    Kurz vor Schluss musste der 21-Jährige von Real Madrid wegen einer Knöchelprellung allerdings ausgewechselt werden. Özil konnte deshalb am Samstag und Sonntag nicht trainieren, soll aber ab Montag laut Löw wieder einsatzfähig sein. Dafür ist fraglich, ob Jerome Boateng die Reise nach Kasachstan antreten kann. Den England-Legionär von Manchester City plagt seit Sonntag eine Magen- und Darm-Grippe.

    Boateng wäre auf der linken Abwehrseite eine Alternative zum gegen die Türken schwachen Heiko Westermann gewesen. Nun wird der Bundestrainer wohl keine Änderungen in der Mannschaftsaufstellung vornehmen: „Wenn alles normal verläuft, läuft die gleiche Mannschaft auf.“ (sid)