Mainz. .
Lewis Holtby ist der bisherige Gewinner der Saison. Als Belohnung für seine Leistungen beim Bundesliga-Spitzenreiter FSV Mainz 05 winkt dem 20-Jährigen am 17. November in Göteborg gegen Schweden ein Debüt in der A-Nationalmannschaft.
Es ist ein Jahr her, Lewis Holtby spielte noch bei Schalke 04. Der Mittelfeldregisseur vertändelte kurz vor Schluss beim Stand von 2:1 beim 1. FC Nürnberg leichtfertig einen Konter. Felix Magath drehte fast durch vor Wut. Holtby wurde zum VfL Bochum ausgeliehen, stieg ab und kam zum FSV Mainz 05. Ein Glücksfall - erst einmal nicht für Schalke, aber für Mainz und Holtby. Denn der 20-Jährige ist der Gewinner der Bundesliga-Saison. Für den 1,67 Meter „großen“ Holtby gilt: Kleiner Mann ganz groß.
Holtby führte Mainz in der Liga an die Spitze und zum Startrekord. Am 11. Oktober wird er noch die U21-Nationalmannschaft gegen die Ukraine als Kapitän anführen, doch schon am 17. November winkt Holtby in Göteborg gegen Schweden das Debüt im deutschen A-Team.
Trubel um den Sänger der „Boygroup“
Es vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht das „Phänomen Mainz und Holtby“ erklären muss. Er schwebt auf Wolke sieben und will trotzdem „keinen Höhenflug bekommen, sondern am Boden bleiben“. Das Sonderlob von Bundestrainer Joachim Löw nach Holtbys Gala beim Mainzer 4:2 gegen 1899 Hoffenheim nahm der Dribbler nur kurz als Anlass zur Freude. „Für den ersten Augenblick freue ich mich, aber dann blende ich es schnell wieder aus“, sagte Holtby.
Der Trubel ist Holtby, der beim Torjubel den „Vorsänger“ der Mainzer Boygroup gibt, eher unangenehm. „Ich möchte nur auf dem Platz für positive Schlagzeilen sorgen. Und zu der sogenannten Bruchwegband ist alles gesagt. Es sind ja nicht nur Andre Schürrle, Adam Szalai und ich, die für den Erfolg stehen“, betonte Holty: „Das ganze Team ist top.“
Hartes Lehrjahr im Ruhrgebiet
Holtby, der schon immer als besonderes Talent galt, ist reifer geworden. Der quirlige Mittelfeldspieler mit dem Blick und der Technik für den begnadeten Pass ist zwar immer noch für kesse Sprüche gut, doch sein Augenmerk liegt inzwischen auf Leistung und Erfolg. In der vergangenen Saison habe ihm Magath bei Schalke 04 „die Augen geöffnet“. Jetzt fühlt er sich in den Händen von Trainer Thomas Tuchel „bestens aufgehoben“.
Nach dem harten Lehrjahr in Schalke und Bochum schlug Mainz im Sommer zu und sicherte sich für 200.000 Euro die Leihgabe. Ein Schnäppchen, dass sich schon ausgezahlt hat. Während bei Schalke ein Spielmacher händeringend gesucht wird, spielt Holtby bei Mainz groß auf.
Rückkehr zu Schalke anscheinend offen
Magath müsste sich bei den Königsblauen eigentlich schwarz ärgern. Doch der allmächtige Schalker Trainer-Manager spricht von einer „Win-win-Situation“ und geht davon aus, dass er im nächsten Jahr einen erstarkten und deutlich wertvolleren Spielmacher zurückbekommt. Eine Kaufoption haben die Mainzer nicht, aber ob Holtby nach der Saison wirklich zu Schalke zurückkehrt, ist offen. „Alles ist möglich. Im Moment ist es viel zu früh, dieses Thema anzugehen“, sagte Holtby.
Klarheit herrscht dagegen in Bezug auf die Nationalmannschaft. „Ich hätte ja auch für England spielen dürfen. Ich bin ehrlich, bei einem Anruf von Fabio Capello hätte ich mir das durchaus überlegt“, sagte Holtby, der einen englischen Vater hat: „Aber jetzt habe ich mich für Deutschland entschieden.“ (sid)