Essen.

Mainz 05 ist das Phänomen der Spielzeit. Es ist nicht damit zu rechnen, dass das Team in all zu naher Zukunft einbricht. Bei Schalke 04 hingegen scheint der verkorkste Saisonstart an den Nerven zu zerren.

Ein Fünftel der Bundesliga-Saison ist gespielt. Das ist zu viel, um nur noch von anfänglichen Überraschungen oder von Startschwierigkeiten zu sprechen. Und deshalb muss die Sorge beim FC Schalke 04 langsam so groß sein wie die Begeisterung bei Mainz 05. Noch immer kann man es sich nicht vorstellen, dass das Team von Trainer Thomas Tuchel bis zum Ende um die Plätze eins, zwei oder drei mitspielt und noch immer kann man sich nicht vorstellen, dass Schalke schon jetzt an seinen großen Zielen, eben Platz eins, zwei oder drei, vorbeigesegelt sein soll. Aber nach sieben von 34 Spielen sieht es genau danach aus: Der Trend bei vielen Teams stabilisiert sich. Im Guten wie im Schlechten.

Thomas Tuchel gelang mit Mainz der siebte Sieg im siebten Spiel. Das bedeutet Bundesliga-Startrekord.
Thomas Tuchel gelang mit Mainz der siebte Sieg im siebten Spiel. Das bedeutet Bundesliga-Startrekord.

Was Mainz angeht: Das Team ist das Phänomen dieser Saison. Über die überragende Rolle von Trainer Thomas Tuchel ist viel gesprochen und geschrieben worden, aber von Woche zu Woche nötigt einem der Mainzer mehr Respekt ab. Tuchel hat erkannt, dass es in dieser Phase nicht nur auf die Füße, sondern vor allem auf den Kopf ankommt. So wie Mainz es trotz des immer größeren Wirbels auch beim 4:2 gegen Hoffenheim wieder schaffte, auf den Punkt vollkommen konzentriert zu sein, ist nicht damit zu rechnen, dass das Team in all zu naher Zukunft einbricht. Zumal der Startrekord - nur München und Kaiserslautern schafften in der Geschichte der Bundesliga zuvor sieben Siege an den ersten sieben Spieltagen - dafür gesorgt hat, dass Mainz inzwischen eben auch einen ansehnlichen Vorsprung vopr der Konkurrenz hat. Sollte Dortmund gegen Bayern am Sonntag nicht gewinnen, ist Mainz bereits ein gutes Stück enteilt.

So frei und so hoch konzentriert Mainz auftritt, so befangen scheint Schalke 04 zu sein. Wer gedacht hatte, dass es nach dem 2:0 gegen Lissabon aufwärts gehen würde, sieht sich wieder einmal getäuscht. Platzverweis gegen Jermaine Jones, eine Halbzeit ohne einen einzigen Torschuss - das sind sichere Indizien dafür, wie sehr der Fehlstart an den Nerven zerrt. Fast wirkt es so, auch beim 1:2 in Nürnberg, als spiele Schalke immer erst dann befreit, wenn die Elf mit dem Rücken zur Wand steht. So aber schrumpft der Glaube, dass man mit einer fulminanten Serie das Ruder schnell herum reißen wird. Vier Punkte aus sieben Spielen, fünf Niederlagen - an dieser Hypothek wird Königsblau noch einige Wochen lang abzutragen haben.

Drei Spiele fehlen noch, um den letzten Spieltag vor der Länderspielpause zu komplettieren. Dortmund gegen München ragt heraus: Für die Bayern ist der Druck schon erheblich, sie brauchen einen Sieg, um die Teams an der Spitze nicht wegziehen zu lassen. Und der BVB hat die einmalige Chance, sich im Windschatten von Mainz 05 in eine komfortable Lage zu bringen. Sollte Tuchels Eelf nachlassen, wird es mindestens vier , fünf Spiele lang dauern, bis die Bayern sie eingeholt haben. Zeit, die der BVB nutzen kann, um sich oben gründlich abzusetzen.